Stuttgarts Heimnimbus gegen Schwerin ist dahin: Der Volleyball-Bundesligist unterlag dem Spitzenreiter 1:3, und dann musste die Spielerin Kaja Grobelna bei der Dopingprobe auch noch nachsitzen.

Stuttgart - Wenn es läuft, dann läuft es eben: Die Revanche für das erneute Aus im Viertelfinale des DVV-Pokals ist geglückt, der Schweriner SC unterstreicht seine Topform und schlägt Allianz MTV Stuttgart mit 3:1 (19:25, 25:22, 25:18, 25:20). Das Trauma Scharrena ist bezwungen. Am Ende der 99-minütigen Partie konnte Schwerins Trainer Felix Koslowski erleichtert aufatmen. „Wir haben es geschafft, Stuttgart zu Hause zu schlagen. Zum ersten Mal in diesem Jahr. Jetzt können wir in aller Ruhe in die Pause gehen“, sagte der Interims-Bundestrainer.

 

Zuletzt wurde sein Team zweimal in der Scharrena aus dem Pokalwettbewerb gekickt und auch im Play-off-Halbfinale der vergangenen Saison gab es unter der Mercedes-Benz-Arena keinen Sieg für den Rekordmeister. Doch jetzt stimmt die Bilanz: mit nur einer Niederlage in der Hinrunde thront der Schweriner SC an der Tabellenspitze der Bundesliga und steht im europäischen CEV-Pokal im Viertelfinale. Es läuft eben derzeit beim zehnfachen Deutschen Meister und fünffachen Pokalsieger.

Dabei sah es anfangs gar nicht danach aus. Da lief es nämlich beim Gastgeber Allianz MTV Stuttgart wie am Schnürchen. Angeführt von Kapitän Kim Renkema, die alleine acht Punkte im ersten Satz beisteuerte, fegte der Vizemeister vor 1600 Zuschauern über die Gäste aus dem hohen Norden hinweg wie ein Wintersturm. 5:0, 8:2, 13:5 lauteten die Stationen. „Da haben wir den perfekten Satz gespielt“, sagte Trainer Guillermo Naranjo Hernández. Die Zahnräder griffen ineinander wie schon zuletzt beim Überraschungserfolg über Lokomotiv Baku in der Champions League.

Heiratsantrag für Kim Renkema

Doch plötzlich lief es gar nicht mehr. „Schwerin stellte um, es wurde schwierig. Wir lagen immer hinten, kämpften uns zwar immer wieder ran, aber es reichte nicht“, sagte Hernández. Selbst im vierten Satz, als es aufgrund einer längeren Stuttgarter Führung nach Tiebreak roch, legten die Gäste nach. „Ich bin in der Auszeit laut geworden und das Team hat eine gute Reaktion gezeigt. Mit einem 7:1-Lauf haben wir uns den Satz dann doch noch geholt“, freute sich Felix Koslowski. Ein 15:17-Rückstand wurde in eine 20:17-Führung umgemünzt. Die Stuttgarter, müde durch die Dreifachbelastung von Liga, Pokal und Champions League, konnten nicht mehr nachlegen. Der Tabellenführer verdankt seinen Sieg auch der Lufthoheit von Tabitha Love. Die kanadische Diagonalangreiferin kam auf 23 Punkte und war kaum zu bändigen. Stuttgarts Kapitän Kim Renkema erzielte 15 Punkte und hätte sogar noch mehr abgreifen können. Eine Gruppe von Fans hielt immer wieder selbst gebastelte Schilder in die Höhe. Die Buchstaben formten den Satz: „Trouw met ons Kim“ – Heirate uns, Kim. „Ich habe ihnen gesagt, dass ich auf keinen Fall alle gemeinsam heiraten kann. Höchstens einen, aber den habe ich mir noch nicht nicht ausgesucht“, sagte der Publikumsliebling schmunzelnd.

Und noch eine Hürde galt es zu nehmen: Die Dopingbehörde Nada erschien überraschend in der Scharrena und untersuchte nach Losentscheid je zwei Spielerinnen. Bei Stuttgart traf es neben Renkema noch Kaja Grobelna, die belgische Nationalspielerin. Ihre erste Urinprobe war nicht aussagefähig. Also wurde die 21-jährige aufgefordert, etwas zu essen und weiter zu trinken. Also stand die Belgierin noch lange im verschwitzten Trikot in der Halle, eine Flasche alkoholfreies Bier in der einen Hand, einen Scheibe Brot in der anderen. Manchmal läuft eben gar nichts zusammen.