In der Entscheidung, wie ein Studienfach heißen soll, steckt mehr Psychologie, als man denkt. Einige Begriffe schrecken ab, weil Studienanfänger damit falsche Dinge assoziieren, oder sie führen auf die falsche Fährte. Manche Fächer waren so unbeliebt, dass sie umbenannt wurden.

Stuttgart - Integrated Urbanism and Sustainable Design M.Sc.“ Völlig klar, dass so ein Studiengang, wie ihn die Universität Stuttgart anbietet, nichts für Anfänger ist, sondern Spezialisten ansprechen soll, die international unterwegs sind und sich mit ganzheitlichen Prozessen beschäftigen. Diese Zielgruppe weiß genau, auf was sie sich dabei einlässt. Doch nicht immer versteht ein Studieninteressierter sofort, worum es in einem Studiengang geht. So manche Universität und Hochschule musste bei der Namensgebung von Studiengängen schon nachbessern, weil die Bezeichnung falsche Erwartungen geweckt hat – oder von Interessierten erst gar nicht gefunden wurde. Oft ist auch Psychologie im Spiel.

 

So hat etwa die Stuttgarter Hochschule der Medien (HdM) ihren Studiengang Kommunikationstechnik umbenannt – in Medieninformatik. Dies sei schlicht dem veränderten Verständnis von Begrifflichkeiten geschuldet, sagt der Rektor Alexander W. Roos. „Viele hätten heute bei dem alten Begriff eine falsche Erwartung in Richtung Elektrotechnik – und das ist es genau nicht.“

„Der Name des Studienfachs spielt eine große Rolle“

Auf der anderen Seite gebe es „Begrifflichkeiten, die ganz generell gut laufen und bei den Bewerbern positive Assoziationen hervorrufen“, berichtet Roos. „Medien“ gehöre dazu, da assoziierten die Bewerber kreative Dinge, mit „Management“ verbänden viele das Mitentscheiden. Und dass „mit ganz großem Abstand“ der Studiengang Werbung und Marktkommunikation an der HdM „die Nummer eins“ ist, führt Rektor Roos auf den „Glamourbegriff Werbung“ zurück. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. 1814 Bewerber hätten sich auf die 45 Studienplätze der Hochschule für Medien gemeldet. Unter den derzeit eingeschriebenen 368 Studierenden sind 301 Frauen, also ein auffälliger Überhang. Einen gewissen „Hollywoodfaktor“ bescheinigt der Hochschulchef auch dem Studiengang Audiovisuelle Medien. „Da schwingt immer das Thema Film und Fernsehen mit.“ Doch dies scheint eher Sache der Männer zu sein. Die 323 Studenten sind gegenüber den 193 Studentinnen klar in der Mehrheit. „Der Name des Studienfachs spielt eine große Rolle“, sagt Roos. Ein wichtiger Aspekt sei auch „eine klare Schubladisierung für Personaler“, sagt Roos. Das ist zwar erst bei der Jobsuche von Bedeutung, aber: „Diesen Aspekt darf man nicht unterschätzen.“

Doch es gebe auch Studiengänge, die zwar auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt seien, aber nicht so sehr von den jungen Leuten: „Verpackungstechnik, das suggeriert Müll“, sagt Alexander W. Roos. Dabei könnten Bachelorabsolventen hierbei mit 4500 Euro brutto einsteigen. „Da ist unsere Aufgabe nicht, ein tolles Wort zu finden, sondern Menschen zu informieren“, so der Rektor. Schließlich gehöre auch Ökotechnik dazu und Design. Letzteres spreche eher Frauen an. Doch diese lassen sich offensichtlich von der Assoziation mit Müll nicht abschrecken. Anders lässt sich der Anteil von 155 Studentinnen gegenüber 99 männlichen Kommilitonen kaum erklären.

Keine falschen Eindrücke wecken

An der Universität Stuttgart schert man sich nicht darum, wie gut der Name des Studienfachs am Markt ankommt. Es gehe vor allem darum, mit dem Namen die richtigen Erwartungen bezüglich der Inhalte des Studiengangs zu wecken, sagt Holger Bauknecht, der Leiter des Dezernats Studium und Promotion. „Die Orientierung an kurzfristigen Trends oder Schlüsselbegriffen würde eher falsche Erwartungen wecken, daher führt zum Beispiel unser Studiengang Umweltschutztechnik bewusst den Verweis auf Technik im Namen, dasselbe gilt für Sportwissenschaften.“ Ob aber sofort jeder versteht, welche Fächer sich hinter dem berufsbegleitenden Master „Integrierte Gerontologie“ verbergen?

Die Universität Tübingen hingegen hat „selbstverständlich bei der Benennung eines Studiengangs auch das Marketing im Blick“, wie deren Sprecher Karl Guido Rijkhoek erklärt. Wegen zu geringer Nachfrage habe man den Studiengang „Quantitative Economics“ umbenannt. Seit vergangenem Wintersemester heißt er nur noch „Economics“. „Seither wird er deutlich stärker nachgefragt – der Name ist einfach, klar und für jeden verständlich“, sagt Rijkhoek. Probleme habe auch der Masterstudiengang „Managerial Economics“ bereitet, berichtet der Unisprecher. „Der Begriff war am Markt nicht eingeführt, und niemand hat danach gesucht.“ Nun werde als Nachfolger „Management and Economics“ vorbereitet.

Manchmal sei auch die englischsprachige Bezeichnung eines Studiengangs von Nachteil, berichtet Florian Klebs, Sprecher der Universität Hohenheim in Stuttgart: „Wenn man im Hochschulkompass Bioökonomie sucht, dann findet man den Master of Bioeconomy erst einmal nicht“, gibt er als Beispiel. Andererseits: Welcher Interessent für einen internationalen Studiengang sucht schon nach dem deutschen Begriff?
 

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