Robyn Byn kam im Alter von sieben Jahren als Flüchtling aus dem Kongo nach Deutschland. Heute zählt die 25-Jährige zu den erfolgreichsten Bloggern Stuttgarts. In dieser Woche versorgt sie den Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung mit Mode.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Robyn Byns Lebensgeschichte kann man auf ganz unterschiedliche Arten erzählen. Da wäre zum einen die politische Ebene: Robyn Byn kam als Siebenjährige als Flüchtling aus dem Kongo nach Deutschland. Über Karlsruhe und Esslingen landete sie schließlich in Plochingen, wo sie aufgewachsen ist. Heute lebt die 25-Jährige im Stuttgarter Westen, ist deutsche Staatsbürgerin und als Model, Bloggerin und Teil der Generation Digital ein Musterbeispiel für Integration.

 

Man kann Robyn Byns Geschichte aber auch anders erzählen, ohne sie politisch-bedeutungsschwanger aufzuladen als Geschichte eines Mädchens, das aus Liebeskummer 2012 zu bloggen beginnt – „ich wollte mich ablenken und habe mit dem Schreiben angefangen, anfangs anonym“ – und damit Stück für Stück so erfolgreich wird, dass sie seit einem Jahr davon leben kann. Statt in ihrem Ausbildungsberuf als Bankkauffrau zu arbeiten, präsentiert sie heute Produkte im Netz oder reist für Foto-Shootings in Metropolen, neben denen Stuttgart wie ein Dorf aussieht.

Als Kind hat sie die Flucht als großes Abenteuer wahrgenommen

Am besten erzählt man Robyn Byns Geschichte aber, indem man Politik und Mode in einen Topf wirft. Die Bloggerin hat Wurzeln im Kongo und in Ruanda. Die Flucht vor dem Bürgerkrieg vor 18 Jahren hat sie nicht traumatisiert. „Ich hatte Glück: Als Kind habe ich die Dimension der Flucht nicht verstanden, für mich war das alles ein großes Abenteuer.“ Für ihre älteren Geschwister sei es dagegen viel schwieriger gewesen. Erst als die ersten Geflüchteten vor drei Jahren in Nürtingen, ihrem damaligen Wohnort, angekommen seien und ihre Mutter für die Asylsuchenden kochte, habe sie ihre eigene Fluchtgeschichte reflektiert. „Die Lebensgeschichten der Menschen waren teilweise so schlimm, da habe ich erst wieder verstanden, was ich für ein Glück damals hatte.“

Die Bindung zu ihrer Mutter ist eng: „Sie ist mein Vorbild, eine starke Frau. Mit vier Kindern in ein unbekanntes Land zu fliehen benötigt unheimlich viel Kraft.“ Ihr größter Fan sei ihr Vater: „Er hat die ersten Fotos von mir für meinen Blog gemacht und ist mächtig stolz darauf, was daraus geworden ist“, sagt Byn. Byns Durchbruch kam mit einem TV-Werbespot für das Format Blogwalk von RTL, Byn war Teil der RTL-Blogger. „Damals wurde meine Mutter von ihren Freundinnen darauf angesprochen, sie hatte wohl Schwierigkeiten, zu erklären, was ich so mache und meinte, ich hätte einen Online-Shop für Kleider“, sagt Byn und lacht.

Über Instagram bekommt sie Anfragen aus der ganzen Welt

Eine eigene Klamottenlinie hat das Model noch nicht, dafür bekommt sie über ihren Instagram-Account mittlerweile Angebote von Marken aus der ganzen Welt, die ihre Dienste als Werbeträgerin buchen möchten. Überhaupt sei die Fotoplattform für sie über die Jahre immer wichtiger geworden. „Anfangs habe ich die App nur benutzt, um meine Fotos zu bearbeiten. Erst nach und nach wurde sie ein wichtiges Tool, um Nutzer auf meinen Blog zu leiten“, so Byn.

Auf ihrem Blog erzählt sie Geschichten über Mode, Musik und Popkultur. An Instagram fasziniere sie unter anderem, wie jung die Nutzer der Plattform mittlerweile sind. „Ich staune wirklich, mit welcher Selbstverständlichkeit sich 17-Jährige dort präsentieren. In dem Alter habe ich noch nicht ans Internet gedacht“, sagt Byn, die dem Netz aber auch durchaus kritisch gegenübersteht. „Das klingt jetzt vielleicht paradox, weil ich ja davon lebe. Ich bin aber eigentlich sehr schüchtern und zurückhaltend und versuche so wenig Privates wie möglich preiszugeben.“

Dazu gehört der klitzekleine Umstand, dass Robyn Byn eigentlich ganz anders heißt. „Byn ist nur mein Künstlername, meinen richtigen Namen versuche ich so gut es geht von meinem Leben im Internet fernzuhalten.“ Dass sie nun für eine Woche den Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung übernehmen darf, sei für sie eine Ehre: „Stuttgart ist meine Heimat. Als ich mit 15, 16 die ersten Male heimlich in die Stadt gefahren bin, war die Königstraße wie eine verbotene Frucht für mich. Um 20 Uhr musste ich wieder zuhause sein. Heute entdecke ich die Stadt jeden Tag aufs Neue!“ Und diese Entdeckungen teilt sie nächste Woche mit den StZ-Usern.

Aufruf an unsere Nutzer, sich um die Kanalübernahme zu bewerben

Der Instagram-Kanal der Stuttgarter Zeitung wird jede Woche von einem anderen Nutzer gekapert. Der rote Faden dabei: der Bezug zu Stuttgart und der Region in den Bildern. Bei der Bildsprache gibt es dagegen keine Vorgaben. Die StZ will mit der wöchentlichen Kanalübernahme zeigen, wie abwechslungsreich die Foto-Plattform Instagram auch und gerade in Stuttgart ist.

Du würdest auch gerne mal unseren Kanal kapern, weil du den größten Katzen-Fotos-Account der Stadt betreibst? Keiner schießt schönere Selfies im Sonnenuntergang am Hans-im-Glück-Brunnen? Du hast dich auf zeitgenössische Schwarz-Weiß-Fotografie in der Zahnradbahn spezialisiert? Dann schicke uns deine Bewerbung per Mail an instagram@stuttgarter-zeitung.de.