Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Manchen ist die CDU zu wenig konservativ, andere hätte sie wegen ihrer Schwäche in den Großstädten gern liberaler. Wo würden Sie die CDU verorten?
Ausbalanciert in der Mitte.

Was ist die Mitte?
Die CDU wird wahr genommen als Garant für Wohlstand, wirtschaftlichen Erfolg und Arbeitsplätze. Auf der anderen Seite habe ich den Eindruck, dass für viele jüngere Familien der klassische Wachstumsbegriff nicht mehr der allein glückselig machende ist. Andere Dinge müssen hinzukommen. Ein gesundes Leben, eine intakte Umwelt, absolute Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau – das sind Aspekte, die im bürgerlichen Lager eine weit größere Rolle spielen als noch vor Jahren und Jahrzehnten. Die Bedürfnisse dieser Menschen dürfen sich in der Programmatik der CDU durchaus stärker widerspiegeln.

Rächt sich, dass die CDU lange nicht begriffen hat, dass Ökologie kein linkes, sondern vielmehr ein urkonservatives Thema ist?
Sie haben völlig recht: Umweltschutz heißt „Bewahrung der Schöpfung“. Das ist ein originäres Thema der CDU. Deshalb sehe ich bei der Energiewende nicht nur Probleme, sondern vor allem die großen Chancen.

In Baden-Württemberg haben die Grünen Ihnen das Wasser abgegraben. Wie wollen Sie das grüne Bürgertum zurückholen?
Die Grünen entwickeln sich zur Melonenpartei, außen ein bisschen grün, innen knallrot. Der Parteitag der Grünen hat gezeigt, dass sich die Partei in einen wahren Umverteilungsrausch hinein steigert: höhere Einkommenssteuer, die Einführung einer Vermögensabgabe, eine Verdoppelung der Erbschaftssteuer – all das sind Dinge, die insbesondere Familienbetriebe und den Mittelstand schwer belasten, im Einzelfall sogar Existenzen vernichten könnten. Oder nehmen Sie die Europapolitik. Die Grünen wollen Schulden vergemeinschaften. Mit all dem haben wir nichts, aber auch gar nichts zu tun. Und diese Unterschiede zum grünen Kurs der Umverteilung und der Gleichmacherei müssen wir herausarbeiten.

CDU und Grüne werben um die gleiche Klientel. Was spricht denn noch gegen schwarz-grüne Bündnisse?
Bei diesem Thema sollten wir nicht groß tönen, sondern unsere Arbeit ordentlich machen und aufzeigen, wohin es mit der CDU in diesem Land gehen soll. Es ist nicht angebracht, jeden Tag über neue Koalitionen zu sprechen. Das ist respektlos gegenüber Wählern.

Aber der Gedanke, mit den Grünen zu kooperieren, ist nicht mehr des Teufels?
Ich bin in der Frage völlig locker. Aber ich werde jetzt nicht über Koalitionen spekulieren. Erst die Arbeit, dann die Wahl, danach ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Wählerauftrag. Das ist die richtige Reihenfolge.