Der stellvertretende Chef der Stuttgarter Feuerwehr Stefan Eppinger hält eine Überprüfung der Sicherheitskonzepte in Behindertenwerkstätten für sinnvoll.

Stuttgart -

 

Herr Eppinger, fast alle Brandopfer sterben an einer Rauchvergiftung und nicht an Verbrennungen. Was macht Rauch so gefährlich?
Das Kohlenmonoxid im Rauch verursacht sehr rasch Bewusstlosigkeit. Gerade nachts im Schlaf bemerken die Opfer die tödliche Gefahr dann nicht. Sie ersticken in kurzer Zeit.

Wie können Menschen sich schützen?
Rauchmelder können wichtigere Lebensretter sein als Feuerlöscher. Mit ihrer Hilfe können sich die Betroffenen in Sicherheit bringen, bevor es gefährlich wird. Die Feuerwehr setzt sich deshalb dafür ein, dass es auch in Privatwohnungen ein solches Alarminstrument gibt.

Wie können sich Menschen aber in bereits verqualmten Gebäuden schützen?
Ganz einfach, sie müssen so schnell wie möglich ins Freie. Auf dem Weg durch verrauchte Räume hilft ein gebückter Gang, da die giftigen Gase nach oben strömen und sich dort sammeln. Auch ein Tuch vor dem Mund kann nützlich sein. Dennoch hilft am Ende nur die rasche Flucht.

Nach der Katastrophe von Titisee-Neustadt wird auch über neue Brandschutzvorkehrungen für Behindertenwerkstätten spekuliert. Sollten diese jetzt überdacht werden?
Auch wenn die Experten die Brandursache geklärt haben, ist in einem weiteren Schritt zu klären, ob die Sicherheitsvorkehrungen ausreichend waren. Wenn aber tatsächlich alle heute vorgeschriebenen Vorkehrungen getroffen worden sind, sollten die Verantwortlichen in der Politik jetzt darüber nachdenken, ob noch mehr möglich ist. Denn es sind 14 Menschen bei dem Brand ums Leben gekommen.

Denken Sie an etwas Konkretes? Die Deutsche Hospizhilfe fordert beispielsweise Sprinkleranlagen für Einrichtungen wie Behindertenwerkstätten oder Hospize.
Da wäre ich vorsichtig. Sprinkleranlagen löschen erst ab einer gewissen Temperatur. Bis die erreicht sind, können die Räume schon ordentlich verqualmt sein. Ich halte es für sinnvoll, Konzepte daraufhin zu prüfen, ob sie etwa in Behindertenwerkstätten auch für Rollstuhlfahrer eine rasche Flucht vor dem Rauch ins Freie ermöglichen. Ich denke zum Beispiel an Evakuierungsaufzüge. Sie können auch im Brandfall verwendet werden. Je schneller die Menschen das brennende Gebäude verlassen, desto besser.