Fragen über Donald Trump an einen klassischen Wähler der Republikaner. Einer, der seine Politikverdrossenheit feiert, ist heute Spitzenkandidat einer traditionsreichen Partei.

Berlin - Seid Ihr noch zu retten, werde ich Larry fragen, wenn ich ihn das nächste Mal treffe. Larry kannte ich 1987 nur unter dem Vornamen „Lawrence“. Den musste ich auf die Luftpostbriefe schreiben. Wenn ich die schöne Gastschülerin aus Deutschland erreichen wollte, die bei Larry ein tolles Zuhause in New Jersey gefunden hatte.

 

Etwa 20 Jahre später sollten wir uns persönlich kennenlernen. Mir war klamm zumute. Ein Amerikaner, der sich vom Zeitungsboten zum wohlhabenden Immobilienhändler hochgearbeitet hat. Ich stellte mir vor: Dunkelblaues Sakko mit goldenen Knöpfen, brettharte Kaugummi-Jovialität, Republikaner eben.

Wer hart arbeitet, der schafft was

Bis mich Larry beinahe schon zur Begrüßung in den Arm nahm. Äußerlich ein Hippie. Halblange Haare, Hawaii-Hemd, irgendwelche Sandalen. Schöne Stimme, eher unamerikanischer Kammerton. Selbstverständlich belesen. Die Universität von Chicago hat schon zu Larrys Zeiten keinem ein Wirtschaftsdiplom gegeben, der nur mit der Kraft der hohlen Hand arbeitet. Trotzdem: Republikaner. Seine wohltätigste Botschaft: Streng dich an. Die Ermunterung: Wer hart arbeitet, der schafft was. Der Ausweg: Wer es nicht so anstrengend möchte, der geht in den öffentlichen Dienst.

Obama? Netter Typ. Kein guter Präsident. Zu viele Regeln. Der Staat soll sich raushalten. Findet Larry, dessen drei Kinder zweimal nacheinander Obama gewählt haben. Würde ich ihn jetzt gleich anrufen, dann würde ich ihm recht bald mit der Frage kommen: Echt jetzt, Larry? Dieser Typ? Wie hat Robert de Niro geflucht? Ein Bozo. Kennst Du besser als ich: Ein inkompetenter Mensch, der sich auf Moral und Profit negativ auswirkt. Du verschwindest mitunter hinter Deiner Großzügigkeit. Und Du willst für dieses Ego-Monster stimmen, der nur sich und sich und sich wichtig nimmt? Du musst nicht extra sagen, wie sehr Du Frauen respektierst. Wer Dich über Deine verstorbene Frau Ginger reden hört, der weiß, dass es für Dich als republikanischer Demokrat in den ehemaligen Kolonien durchaus eine Königin gegeben hat. Du, als typischer Vertreter des Gentleman aus dem Mittleren Westen, Du stimmst diesem Hooligan aus New York in irgendwas zu? Du kennst die Steuersätze in Kalifornien und findest es anstößig, wenn ein aus Deiner Sicht kaputter Staat seinen Bürgern soviel Geld raubt. Aber Du zahlst in jedem Bundesstaat, in dem Du lebst, Deine Steuern. Brüstest Dich nicht damit, dass Du von allen, die die Gemeinschaft betrügen, das größte Wildschwein bist. Wie es dieser Kandidat getan hat.

Ein schrecklicher Kandidat

Als Du zur Uni gegangen bist, wollte ein angesehener Mann zuerst nicht Präsident werden. Er fühlte sich nicht geeignet. Er hatte zwar Hitler besiegt und war auch ansonsten ein ehrenwerter Herr. Aber er respektierte, dass man besser ein richtiger Politiker ist, wenn man wirkungsvoll Politik machen möchte. Dwight D. Eisenhower ist später doch Präsident für Deine Partei geworden. In der Traditionsreihe dieses respektablen Mannes möchtest Du ein verlogenes Scheusal sehen, das sich schon auch aus reiner Politikerverachtung für qualifiziert hält? Dieser schreckliche Kandidat wird zum Glück untergehen. Mit ihm sein Versprechen, Amerika „great again“ zu machen. Kein Verlust, lieber Larry. Denn Amerika ist groß. Auch, weil es dort Leute wie Dich gibt.

http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kolumne-von-joerg-thadeusz-nostalgischer- nebel-oder-der-ruf-nach-den-alten.a565dd78-a25b-412a-a948 http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.kolumne-von-joerg-thadeusz-die-kanzlerin -weiss-was-sie-macht.fd441be8-e074-4218-b58e-b7bb28292ca4.html