Zwölf Leser sind der Einladung der Stuttgarter Zeitung gefolgt, um über die Affäre rund um Bundespräsident Wulff und die Berichterstattung darüber zu diskutieren.

Stuttgart - Hat Christian Wulff gravierende Verfehlungen begangen, gar gegen Gesetze wie das niedersächsische Ministergesetz verstoßen und sollte zurücktreten? Welche Rolle spielen die Medien im Fall des Bundespräsidenten? Kommen sie nur ihrer Verantwortung nach oder betreiben sie eine Kampagne? Über diese Fragen ist in der Öffentlichkeit sehr kontrovers diskutiert worden. Auch die Stuttgarter Zeitung erreichten Leserbriefe mit heftigen Reaktionen, wie der Chef vom Dienst, Matthias Schmidt sagte.

 

Die Stuttgarter Zeitung hat am Mittwochabend zwölf Leser zu einer Leserkonferenz eingeladen, um über genau diese Fragen zu diskutieren. Wenn auch der ein oder andere Leser froh wäre, ihm würde das Thema nicht ständig begegnen. „Ich würde mir wünschen, eine Woche nichts über Herrn Wulff zu lesen“, sagte Timmy Niehoff.

Verdrängt die Causa Wulff andere wichtige Themen?

Der Großteil der Leser hat die Meinung vertreten, dass die Stuttgarter Zeitung sich nicht der teils reißerischen Berichterstattung anderer Blätter angeschlossen hat. „Die Stuttgarter Zeitung berichtet mit Respekt vor dem Amt des Bundespräsidenten, aber auch aufklärend“, sagte Stephan Buchmann.

Bei der Fülle an Vorwürfen vom Überlassungsvertrag eines Handys bis hin zum geschenkten Bobby-Car für seinen Sohn wünschen sich die Leser einen Gesamtüberblick, aber auch mehr inhaltliche Tiefe. „Die Zeitung soll Denkanstöße geben und die Geschichte auch einmal von einer anderen Seite beleuchten“, sagte Mareike Jerger. Zudem wollte Kathrin Grix wissen: „Welche Motivation hatten die Leute, die Christian Wulff Dienste oder Gegenstände vergünstigt zur Verfügung gestellt haben?“

Bei der ganzen Diskussion warf Bernhard Völker die Frage auf, ob die Berichterstattung über Wulff nicht andere wichtige Themen wie beispielsweise den Klimawandel aus dem öffentlichen Fokus verdrängt. Für ihn stand fest: „Ich will Herrn Wulff nicht weiter im Amt sehen.“

Helga Greiner-Kober meinte dagegen, dass die Medien zu hart mit Christian Wulff ins Gericht gehen: „Er hat seine Lektion gelernt und hat eine weitere Chance verdient.“ Sie würde sich wünschen, dass die Diskussion um das Staatsoberhaupt endlich beendet wird, weil sie einen weiteren Rücktritt eines Bundespräsidenten sehr skeptisch sehe. StZ-Politikchef Rainer Pörtner hat dazu zu Bedenken gegeben, dass die Presse eine Verantwortung habe, um Missstände aufzudecken. „So stellt sich die Frage: Wie weit dürfen Medien gehen und wo sind ihre Grenzen.“