Bei der Podiumsdiskussion der Stuttgarter Zeitung wird darüber diskutiert, in welcher Form künftig an die Opfer nationalsozialistischer Gewalt erinnert werden soll – und welche Rolle die Zentrale Stelle dabei spielen kann.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Die Stadt Ludwigsburg arbeitet an einem Nachfolgekonzept für die Zentrale Stelle zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen, weil diese in absehbarer Zeit nicht mehr benötigt wird. Das sagte der Oberbürgermeister Werner Spec am Mittwochabend bei einer Podiumsdiskussion der Stuttgarter Zeitung vor rund 60 Zuhörern im Staatsarchiv. Bei der Veranstaltung diskutierte Spec mit Kurt Schrimm, dem Leiter der Zentralstelle, Jochen Faber vom Arbeitskreis Dialog Synagogenplatz und Roland Schmierer, dem örtlichen Vertreter des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, über die Frage, wie in der Stadt künftig das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen Gräueltaten gestaltet werden kann.

 

Zwei der Kernfragen in der von Hilke Lorenz, der Leiterin der Ludwigsburger Redaktion der Stuttgarter Zeitung, moderierten Debatte: wie lässt sich verhindern, dass sich Geschichte wiederholt? Und welchen Beitrag für ein würdiges Gedenken kann die Stadt leisten?

Noch immer sucht die Zentrale Stelle nach Tätern

Einen enormen Beitrag zur Aufklärung der Verbrechen hat die Zentralstelle geleistet, die 1958 von den Landesjustizverwaltungen Deutschlands in Ludwigsburg gegründet worden war – und deren Arbeit nicht beendet ist. „Mitte Februar waren einige Mitarbeiter in Südamerika, andere kommen gerade aus Moskau zurück“, berichtete Schrimm. Noch immer gehe es darum, in Archiven Hinweise auf NS-Verbrecher ans Licht zu holen, denn noch sei es zu früh für eine Schlussstrichdebatte. Erst wenn keine Chance mehr bestehe, Täter zu ermitteln, verliere die Zentrale Stelle ihre Arbeitsgrundlage.

Dieser Tag rückt näher, denn in fünf bis zehn Jahren werden fast alle Zeitzeugen des Nationalsozialismus gestorben sein. Vor diesem Hintergrund hat Spec unlängst mit dem baden-württembergischen Justizminister Rainer Stickelberger über Folgenutzungen für das Gebäude an der Schorndorfer Straße gesprochen, bald folgt ein weiteres Gespräch mit dem Haus der Geschichte in Stuttgart.