Sibylle Berg anzuschauen und zuzuhören könnte allein schon einen Abend füllen. Am Donnerstag präsentierte die Autorin gemeinsam mit und Wagenbreth die von ihnen gestaltete Kulturseiten der neuen StZ-Serie „Extrablatt“ im Literaturhaus.

Psychologie und Partnerschaft: Eva-Maria Manz (ema)

Stuttgart - Sibylle Berg anzuschauen und zuzuhören könnte allein schon einen Abend füllen. Man weiß nie, was die Schriftstellerin als nächstes sagen wird, ob sie überhaupt Lust hat, weiter zu sprechen. Ganz in Schwarz gekleidet, die rote Mähne auf dem schmalen Kopf zu einem wirren Gebilde aufgetürmt, den zarten Körper in unfassbare hohen Plateauschuhen abgestellt – so zog Sibylle Berg am Mittwochabend im Stuttgarter Literaturhaus alle Blicke auf sich. Die Schriftstellerin hat zusammen mit dem Zeichner Henning Wagenbreth ihr „Extrablatt“ der Stuttgarter Zeitung im ausverkauften Literaturhaus vorab präsentiert. 26 Stuttgarter Künstler hatten in der Donnerstagsausgabe der StZ ihre persönlichen kleinen Textbausteine in einen fiktiven 24-Stunden-Tag in Stuttgart eingefügt. Erlebnisse, Erfahrungen, Gedanken, Alltagsschnipsel – zusammen mit den Zeichnungen von Wagenbreth, der auch schon für die New York Times gearbeitet hat, bildeten sie ein großes Ganzes: Schlaglichter auf das kulturelle Leben, Abbild des Könnens, aber auch der Sorgen und Freuden der Künstler in ihrer Stadt.

 

Am liebsten würde die Autorin im Landtag wohnen

Im Gespräch mit dem StZ-Literaturredakteur Stefan Kister sagte Sibylle Berg im Literaturhaus: „Wir haben Stuttgarter Künstler gefragt, ob sie an unserem Extrablatt mitwirken möchten – und tatsächlich haben alle mitgemacht. Die Stuttgarter sind so niedlich!“ Henning Wagenbreth betonte die Idee der Zeitung als Forum für die Bürger ihrer Stadt, wie es bei der „Extrablatt“-Ausgabe möglich gewesen sei. Viele der beteiligten Künstler und Kulturschaffenden haben im Literaturhaus ihre eigenen Beiträge für die StZ-Seiten vorgetragen, im Hintergrund wurden die entsprechenden Zeichnungen von Henning Wagenbreth projiziert. Die Stuttgarter Filmemacherinnen „Böller und Brot“ zeigten Ausschnitte aus ihrem Film „Alarm am Hauptbahnhof“ und der Pianist Murat Parlak saß am Flügel, immer wieder nahmen nur die Klaviertöne den Raum ein. Sibylle Berg hatte derweil keine Lust, auf ihrem Stuhl sitzen zu bleiben, stand auf, ging mit ihrem Mikrofon umher, blickte gedankenverloren zur Decke, kauerte sich auf eine Treppenstufe. Als sie ihre Passage über Stuttgart als „Stadt der gelungensten Neubauten“, las, deren Landtag sie zum Weinen bringe, beteuerte die Autorin: „Alle denken immer, das wäre ironisch, aber ich meine das völlig ernst, ich möchte im Stuttgarter Landtag wohnen!“

Sibylle Berg und der Zeichner Henning Wagenbreth haben mit ihrem „Extrablatt“ den Auftakt einer neuen Serie von StZ und Literaturhaus gemacht, die künftig vierteljährlich erscheinen wird. Das nächste „Extrablatt“gibt es im Mai.