Die Teilnehmer der StZ-Sommerferienaktion können sich in Tripsdrill Achterbahnwagen von unten anschauen und mehr über Antrieb und Bremstechnik erfahren. Nach der Theorie geht es dann zur Praxis und hinein ins Fahrvergnügen.

Cleebronn - Die Familie Wenz kennt sich wirklich gut aus in Tripsdrill. „Wir wohnen in der Nähe und kaufen regelmäßig eine Saisonkarte“, erzählt Markus Wenz. Für die Führung innerhalb der StZ-Sommerferienaktion hat er sich trotzdem beworben – schließlich geht es dabei endlich einmal hinter die Kulissen. „Mich interessiert die ganze Technik, die in den Fahrgeschäften steckt“, sagt er.

 

Aber nicht nur darüber, sondern auch über die Philosophie von Tripsdrill kann der Mitarbeiter Markus Lassner jede Menge erzählen. So erfahren die Teilnehmer, dass der Erlebnispark in vierter Generation von der Familie Fischer geführt wird. Dass diese nicht nur viel Geld, sondern jede Menge Liebe in den Freizeitpark steckt, ist kaum zu übersehen. „Eigentlich ist der Park nie fertig, ständig wird irgendwo altes Zeug verbaut“, erzählt Markus Lassner. Getreu dem Parkmotto: „Schwaben anno 1880“.

Die Fahrgeschäfte erzählen Geschichten

Auch das ist eine Besonderheit: In Tripsdrill ist nichts aus Plastik. „Wenn in der Region ein alter Bauernhof geräumt wird, dann ist die Familie Fischer da und sichert sich das Inventar“, erzählt Lassner. Manchmal sind es sogar ganze Gebäude – wie etwa im Fall der ehemaligen Sägerei, in der heute die Mammut-Holzachterbahn abfährt. „Wichtig ist die Geschichte, die erzählt wird. Das macht in Tripsdrill oft die Hälfte der Kosten aus. Und zeigt die Qualität eines Freizeitparkes.“

Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen – auch wenn alles in Tripsdrill so schön nostalgisch wirkt, dahinter steckt moderne Technik. Einen ersten Eindruck davon bekommen die 20 Teilnehmer der Führung unter dem Donnerbalken. Hört sich unappetitlich an, ist eine ganz saubere Sache: Im Keller steht der Antrieb des Freefalltowers. „Wobei es kein echter freier Fall ist, sondern genauso funktioniert wie ein Aufzug“, erläutert Lassner und zeigt den Besuchern die Stahlseile, an denen der Donnerbalken nach oben gezogen wird und nach unten saust. Wie sich das Ganze anfühlt, auch das dürfen die Teilnehmer in Erfahrung bringen. Oben auf 15 Metern kippt der Donnerbalken dann plötzlich nach vorne – nichts für schwache Nerven.

Die besten Achterbahnen kommen aus Deutschland

Die hat Teilnehmerin Kerstin Wenz in Bezug auf Fahrgeschäfte, und deswegen steht für sie fest: „Ich fahre nichts außer der Altweibermühle.“ Weil die Rutschbahn ganz ohne Technik auskommt, lässt Markus Lassner die Mühle allerdings links liegen. Stattdessen geht es zu den großen Fahrgeschäften. Dort erfahren die Teilnehmer, dass die innovativsten Achterbahnen aus Deutschland kamen und kommen – unter anderem von dem Familienbetrieb Schwarzkopf oder der Gerstlauer Amusement Rides GmbH – gegründet von ehemaligen Schwarzkopf-Mitarbeitern.

Von jener Firma stammen auch die Züge sowie die Technik der Mammut-Holzachterbahn, die in Tripsdrill ein neues Zeitalter eingeläutet hat: „Das war das erste Großfahrgeschäft. Davor war Tripsdrill eher ein Kinderpark“, sagt Lassner. Unter der kompletten Achterbahn befindet sich eine riesige Betonplatte. Knapp 1000 Kubikmeter deutsches Kiefernholz sind verbaut. „Ein Zimmermann kümmert sich in Vollzeit um die Achterbahn“, erläutert Lassner. Holzachterbahnen würden immer Probleme machen, weil der Stoff Holz arbeiten würde. „Aber hier wurde sehr exakt gearbeitet, die Bahn läuft sehr rund.“

Von Null auf Hundert in 1,6 Sekunden

An den Fässern mit dem Disconebel vorbei geht es hinein in den Wartungsbereich. Im Bahnhof dürfen die Teilnehmer sich die Wagen von unten anschauen und einmal an die Metallschiene in der Mitte fassen. Die fühlt sich leicht warm an – ein Zeichen für die Bremsenergie. Und dann geht es auch schon hinein in den Wagen in Form einer Säge, auf eine 860 Meter lange und atemberaubende Fahrt. Mit dabei ist dieses Mal auch Karin Wenz. „Ich habe das aber nur gemacht, damit meine Kinder zufrieden sind. Spaß ist das für mich keiner“, sagt sie. Lil Wasserbäch strahlt dagegen – für sie war es die erste Fahrt mit einer großen Achterbahn. Davor war sich die Achtjährige noch nicht sicher, ob sie vielleicht spucken muss. Danach freut sie sich aber über das Erlebnis: „Das war heftig, aber gut.“

Noch nichts für Lil Wasserbäch ist Karacho, die 2013 eröffnete und sieben Millionen teure Katapult-Achterbahn. 2000 PS stark ist der Antrieb, der die Wagen in 1,6 Sekunden auf 100 Stundenkilometer beschleunigt. Die Achterbahn ist stets auf 83 Prozent gedrosselt, 100 Prozent dürfen nur die Dummys einmal im Monat bei der Tüv-Überprüfung fahren. „Jeden Morgen wird Karacho zweieinhalb Stunden lang gecheckt“, erzählt Lassner. Eine Besonderheit ist nicht nur das Katapult, sondern die Bügeltechnik: „Die Familie Fischer wollte, dass die Schultern frei sind.“ Und wie fühlt sich die etwa eine Minute lange Fahrt an? „So abgeschossen zu werden ist ein tolles Gefühl, das ist die beste Achterbahn, die ich kenne“, sagt Martin Hermann.

Am Montag
führt die Sommerferienaktion durch die Stadt Göppingen.