Im direkten Vergleich mit Angela Merkel macht der SPD-Kandidat Martin Schulz Boden gut. Seiner Partei hilft das nichts. Das zeigt die aktuelle Umfrage von StZ und SWR.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Ungeachtet aller Klagen über einen angeblich langweiligen Wahlkampf – die politische Stimmungslage ist keineswegs fest zementiert. Es gibt noch Bewegung. Das zeigt die aktuelle Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR.

 

Wer soll Kanzler werden?

Hier liegt Angela Merkel weiter klar vorne. 53 Prozent würden sich für sie entscheiden, wenn es eine Direktwahl gäbe. Das sind allerdings vier Punkte weniger als bei der gleichen Umfrage im Juli. Der sozialdemokratische Herausforderer Martin Schulz konnte Boden gut machen. Er verbesserte sich von 23 auf 26 Prozent. Für 17 Prozent (plus zwei) sind beide Spitzenkandidaten keine Wahl.

Wie verschieben sich die Gewichte?

Auch bei der Parteienpräferenz haben sich die Sympathien leicht verschoben. Die CDU liegt in Baden-Württemberg mit 42 Prozent klar vorne, hat aber gegenüber Juli einen Punkt eingebüßt. Bei der SPD machen sich die Pluspunkte für ihren Kandidaten Martin Schulz nicht bemerkbar. Im Gegenteil: sie rutscht von 19 auf 17 Prozent ab. Auch die Grünen verlieren zwei Punkte und liegen jetzt bei zwölf Prozent im Land. Die FDP hält sich unverändert bei neun Prozent. Die Linke verbessert sich um zwei Punkte auf sechs Prozent. Größter Gewinner ist die AfD. Sie klettert um drei Punkte auf jetzt elf Prozent. Wer gilt als kompetent? Hier hat die CDU einen großen Vorsprung. 39 Prozent der befragten Bürger trauen nur ihr zu, die wichtigsten Aufgaben in Deutschland zu lösen. Unter den eigenen Anhängern sind es sogar 87 Prozent. Allerdings schwindet das Zutrauen. Im Juli hielten noch 45 Prozent Merkels Partei für die kompetenteste. Für die SPD sprechen sich 16 Prozent aus (minus eins). 27 Prozent haben zu keiner einzigen Partei richtiges Zutrauen. Unter den kleineren Parteien genießen die Grünen mit fünf Prozent den größten Zuspruch.

Welche Koalitionen sind erwünscht?

Die größte Beliebtheit beim Wahlvolk hätten eine große Koalition oder ein Bündnis von Union und FDP. Jeweils 46 Prozent sprechen sich dafür aus. Eine Mehrheit von 51 Prozent hält aber beides für schlechte Modelle. Die große Koalition hat verglichen mit der Juli-Umfrage vier Punkte eingebüßt, Schwarz-Gelb nur einen. Schwarz-Grün hat in Baden-Württemberg auch noch viele Anhänger (43 Prozent), im Juli waren es allerdings noch sechs Punkte mehr. Erkennbar unbeliebt sind Dreierbündnisse. Die meisten Vorbehalte gibt es gegen eine Koalition von SPD, Grünen und Linkspartei. 74 Prozent halten diese rote Ampel für schlecht, nur 23 Prozent könnten sich damit anfreunden.

Wer ist noch unentschieden?

Die Unschlüssigkeit vieler Wahlberechtigten ist größer denn je. In manchen Umfragen wird ihr Anteil auf fast die Hälfte des Wahlvolks taxiert. Bei Infratest dimap haben 20 Prozent mit „Weiß nicht“ geantwortet auf die Frage, wen sie wählen würden, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Weitere drei Prozent bekannten, dass sie überhaupt nicht wählen wollen. Fünf Prozent machten keine Angaben. Die Unentschlossenheit ist besonders unter Jungwählern (18 bis 34 Jahre) groß. Da weiß hat ein Viertel noch nicht, wem es die Stimme schenken möchte. Frauen (23 Prozent) sind unentschlossener als männliche Wahlberechtigte (17 Prozent).

Wählen Jung und Alt gleich?

Wenn nur die Rentner wählen dürften, könnte Merkel alleine regieren. Bei den Wählern über 65 genießt die CDU 50 Prozent Zuspruch. Die FDP (13) erreicht fast die Stärke der SPD (17). Der AfD (9) schenken Senioren am wenigsten Vertrauen. Unter den Jungwählern sehen die Verhältnisse ganz ander aus. Zwar ist die CDU auch in dieser Altersgruppe mit 34 Prozent stärkste Partei. SPD (20) und Grüne (14) erreichen aber überdurchschnittliche Werte. Merkels Partei wird von Frauen (49 Prozent) deutlich stärker bevorzugt als von Männern (35). Was das Bildungsniveau angeht, so haben beide Volksparteien bei Hauptschülern ihre besten Werte: die CDU 48 Prozent, die SPD 21 Prozent.