Die Kanzlerin ist klarer Favorit für die Bürger im Land. Ein kleinen Trost gibt es für die SPD: Sie findet Zuspruch beim Nachwuchs.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Stuttgart - Wenn nur die jüngere Generation unter 35 wählen dürfte, dann bliebe der SPD im Land ein weiteres Frusterlebnis erspart. Sie käme dann zumindest auf 23 Prozent, die CDU auf 41. Da die Bundestagswahl aber keine reine Nachwuchsveranstaltung ist, fällt die Umfrage 79 Tage vor dem Wahlsonntag noch eindeutiger zugunsten der Union aus. 43 Prozent der Befragten in Baden-Württemberg geben ihr den Vorzug. Das sind vier Punkte mehr als im Bundesdurchschnitt. Für die SPD würden sich 19 Prozent der Landesbürger entscheiden. Im Bund liegen die Sozialdemokraten bei 23. Die Grünen sind im Südwesten (14 Prozent) deutlich beliebter als im Bundesdurchschnitt (acht Prozent). Die AfD liegt mit acht Prozent leicht unter Bundesniveau (neun), die FDP (neun Prozent) auf gleichem Level wie im Bund. Das ist für die Liberalen eine schlechte Nachricht. Sie waren im Südwesten immer besonders stark.

 

Viele Merkel-Anhänger auch jenseits der CDU

Wer soll Kanzler werden? 57 Prozent würden für Angela Merkel stimmen, wenn der Bundeskanzler direkt gewählt werden könnte. Der Zuspruch ist gegenüber März um 16 Punkte gestiegen. 23 Prozent hätten lieber den SPD-Kandidaten Martin Schulz als Kanzler. Im März waren es noch 39 Prozent. Merkel mobilisiert offenbar das eigene Lager wesentlich besser als alle CDU-Politiker im Land. Bei einer Umfrage im März , als gefragt worden war, wie die Bürger sich entscheiden würden, wenn eine Landtagswahl anstünde, gaben 28 Prozent der CDU den Vorzug. Wenn es um Merkels Kanzlerschaft geht, sind es 43. Das sind fast so viele wie bei der letzten Bundestagswahl 2013 in Baden-Württemberg für die CDU gestimmt hatten (45,7 Prozent). Im eigenen Lager ist Merkel inzwischen wieder beinahe unumstritten. 91 Prozent der CDU-Anhänger wollen sie als Kanzlerin behalten, nur vier Prozent sind ihrer überdrüssig. Auch bei Anhängern der FDP (62 Prozent) und der Grünen (59) ist Merkel Favoritin. Schulz überzeugt nur gut zwei Drittel seiner eigenen Leute und nur eine Minderheit der Grünen (28).

Klarer Sieg der Union bei der Kompetenzzuordnung

Wer gilt als kompetent? 45 Prozent trauen am ehesten der Union zu, die wichtigsten Aufgaben in Deutschland zu lösen. Das Zutrauen in die SPD (17) ist erheblich geringer. 25 Prozent fühlen sich da bei keiner Partei richtig aufgehoben. Während die CDU-Anhänger zu 87 Prozent die eigene Partei für kompetent genug halten, gilt das nur für gut zwei Drittel der SPD-Wähler.

Die FDP – eine Partei der Älteren

Wie votieren Jung und Alt? Je höher das Alter der Befragten, desto mehr steigt die Zustimmung für die CDU. Unter den 18- bis 34-Jährigen würden 41 Prozent Merkels Partei wählen, unter den Wählern im Rentenalter 46 Prozent. Bei der SPD ist es umgekehrt. Sie überzeugt nur 18 Prozent der Senioren, aber 23 Prozent der Nachwuchswähler – immerhin ein Lichtblick. Ähnlich ist es bei den Grünen. In der jüngsten Altersgruppe erreichen sie 19 Prozent, in der ältesten nur fünf Prozent. Der Umfrage zufolge ist die FDP in Baden-Württemberg eine ausgesprochene Seniorenpartei – ungeachtet des juvenilen Spitzenkandidaten Christian Lindner. Im Alter über 65 Jahre würden 20 Prozent die Liberalen wählen. Bei allen, die jünger sind, entscheiden sich nur fünf Prozent für die FDP.

Wie Stimmen die Frauen ab, wie die Männer?

Wählen Frauen anders? In der Tat: Wenn nur Frauen wählen dürften, hätte die CDU 46 Prozent, die SPD 17. Wenn es hingegen kein Frauenwahlrecht gäbe und nur Männer abstimmen würden, dann wäre der Abstand nicht ganz so groß: 40 Prozent für die CDU, 21 für die SPD. 60 Prozent der Frauen würden Merkel im Kanzleramt bestätigen, nur 20 Prozent könnten sich für Schulz erwärmen. Der schneidet bei den Männern etwas besser ab (26 Prozent), Merkel etwas schlechter (53).

Relativ viele Wähler haben sich schon entschieden

Wer ist schon entschieden? Vor vier Jahren meldeten die Demoskopen im Juli, fast ein Drittel der Wähler seien noch unentschlossen, wem sie die Stimme geben wollten. Nach der aktuellen Umfrage ist der Anteil der unentschlossenen Wähler viel geringer. Nur 13 Prozent sagten auf die Frage, für welche Partei sie stimmen wollten, sie wüssten es noch nicht. Vier Prozent gaben an, sie wollten überhaupt nicht wählen.