Eine dritte Amtszeit für Winfried Kretschmann? Das will gründlich bedacht sein, auch wenn die Botschaft der Demoskopen eindeutig ist. Ein Kommentar von StZ-Autor Reiner Ruf

Stuttgart - Von Bayerns vergleichsweise jungem Ministerpräsidenten Markus Söder ist bekannt, dass er die Amtszeit der bayerischen Regierungschefs auf zehn Jahre oder zwei Wahlperioden begrenzen wollte; er verfehlte aber im Parlament die nötige Zweidrittelmehrheit. Inzwischen gibt es im Freistaat recht viele Menschen, die speziell Söders Amtszeit gerne deutlich enger fassen würden. Wie viele, wird sich demnächst bei der Landtagswahl weisen.

 

In Baden-Württemberg wiederum zeichnet sich eine deutliche Mehrheit ab, die den vergleichsweise lebensälteren Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann gerne noch eine dritte Wahlperiode in seinem Amt sähe. Diese Botschaft der Meinungsforscher werden die Grünen nur allzu gern hören. Kretschmann selbst wahrscheinlich auch. Eitelkeit ist ihm nicht fremd, Freude an der Macht ist ihm vertraut – wenn auch beides in sehr schwäbischen Ausprägung. Doch abseits von Fragen der Gesundheit oder der persönlichen Lebensplanung gibt doch die Agonie der Kanzlerschaft Angela Merkels ein warnendes Beispiel. Gut, Merkel befindet sich in der vierten Amtszeit, der Kräfteverschleiß im Kanzleramt ist ungleich stärker. Aber das Stimmungsbild kann sich auch im Land drehen. Kretschmann hat es selbst oft gesagt: Zwischen „Hosianna“ und „Kreuzigt ihn!“ können nur drei Tage liegen.