Trotz der großen Popularität Winfried Kretschmanns und eigener Nöte halten die Christdemokraten in der Wählergunst den Anschluss an die Grünen. Das ist erstaunlich.

Stuttgart - Seit der Landtagswahl 2016 regieren Grüne und CDU gemeinsam in Baden-Württemberg. Mit drei Prozentpunkten hatte die Partei Winfried Kretschmanns damals die Nase vorn (Grüne: 30,3 Prozent, CDU: 27 Prozent), was eindeutig auf die Popularität Winfried Kretschmanns zurückzuführen war. Seither schenken sich Grüne und Schwarze in den Umfragen nicht viel. Mal lag die CDU vorne, dann vermeldeten die Meinungsforscher ein Patt, aktuell führen die Grünen – mit 29 Prozent.

 

Für die Kretschmann-Partei ist das Ergebnis ordentlich, aber nicht berauschend. Schließlich sehen sich die Grünen, beflügelt von ihrem neuen Führungsduo Robert Habeck und Annalena Baerbock, bundesweit im Aufwind. Dieser Hype ist in Baden-Württemberg weniger spürbar, jedenfalls nicht mit Blick auf die landespolitischen Verhältnisse. Umgekehrt schlägt der desaströse Machtkampf der CSU gegen Kanzlerin Angela Merkel nicht direkt auf die Landes-CDU durch.

Bemerkenswert ist der geringe Abstand zwischen Grünen und CDU noch aus einem anderen Grund: Fragt man nach der Zufriedenheit mit den Regierungsparteien, deklassieren die Grünen ihren Partner geradezu. Der Abstand beträgt 18 Prozentpunkte (56 Prozent zu 38 Prozent).

Maßgeblich für diesen stattlichen Vorsprung mag wiederum der Ministerpräsident sein. Kretschmann entwickelt als Person, aber auch von Amts wegen eine große Strahlkraft. Aber womöglich ist auch der objektive Tatbestand in ein breiteres Bewusstsein eingesickert, dass die Grünen im Land eine geschlossene Formation bilden, die CDU hingegen in mehrere Lager zerfällt und an einer latenten Führungskrise leidet.

Im Direktvergleich ist Strobl ohne Chance gegen Kretschmann

Als CDU-Landeschef und Vizeministerpräsident ist Innenminister Thomas Strobl der erste Anwärter auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl 2021. Doch nicht wenige in der CDU trauen ihm einen Wahlerfolg nicht zu, schon gar nicht gegen Kretschmann, sollte dieser ein drittes Mal antreten. In der Umfrage zeigen sich 75 Prozent der Befragten mit dem Ministerpräsidenten zufrieden, Strobl erreicht 35 Prozent. Auf diesem Niveau lag er schon, als die CDU in der Opposition war. Bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten hätte er gegen Kretschmann keine Chance. 67 Prozent der Befragten würden für Kretschmann votieren, 14 Prozent für Strobl.

Bisher erleidet die CDU nicht das Schicksal der SPD

Dass Grüne und CDU dennoch bei der Sonntagsfrage („Wenn nächsten Sonntag Landtagswahl wäre: Für wen würden Sie sich entscheiden?“) nahe beieinanderliegen, deutet auf zweierlei hin: Die Grünen stoßen auf dem Weg nach oben an Grenzen, die CDU scheint auf ihrem Weg nach unten am Boden angelangt zu sein. CDU-Landeschef Strobl nimmt für sich als Erfolg in Anspruch, dass die CDU bisher nicht das Schicksal der SPD erlitt: als Partner an der Seite von Kretschmann marginalisiert worden zu sein. Allerdings standen die Sozialdemokraten zur Mitte der vergangenen Legislatur auch noch deutlich besser da.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern kann sich Grün-Schwarz, das zeigen die Zahlen der Demoskopen, auf eine gute Akzeptanz in der Wähler berufen. 60 Prozent der Befragten zeigen sich mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden.