Als Innenminister und stellvertretender Ministerpräsident sammelt Thomas Strobl (CDU) in der jüngsten Wählerbefragung von Stuttgarter Zeitung und SWR zwar Punkte. Es müssen aber noch mehr werden.

Stuttgart - In seiner Novelle „Kleider machen Leute“ schildert Gottfried Keller das Geschick des Schneidergesellen Wenzel Strapinski, der im Städtchen Goldach verschüchtert aus einer Kutsche steigt, in die er eher zufällig geraten war, und wegen seiner trotz aller Ärmlichkeit gepflegten Erscheinung für einen Prinzen, Grafensohn oder sonstige hochmögende Erscheinung gehalten wird. Er traut sich nicht, den Irrtum aufzuklären, wird allerorten hofiert und gelangt in der Folge zu seinem Nettchen, das er zu ehelichen gedenkt, was nach etlichen Wirrungen auch gelingt.

 

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Welchem Schicksal Thomas Strobl in Stuttgart entgegen eilt, ist noch offen. Seit er jedoch als Innenminister aus der ihm kraft Amtes zugeteilten Kutsche steigt, beäugen ihn die Leute ausweislich seiner Beliebtheitswerte schon viel freundlicher als in der Vergangenheit. Doch gewonnen hat er mit seinen aktuell 41 Prozent Zustimmung in der jüngsten Umfrage von Infratest dimap noch wenig. Auf Zustimmungswerte um die 40 Prozent konnte auch Nils Schmid, Strobls Vorgänger als Vize-Ministerpräsident, verweisen. Dennoch stand der SPD-Politiker Schmid stets im Schatten des Ministerpräsidenten.

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Winfried Kretschmann brachte es anfangs auch nur qua Amt zu einer größeren Beliebtheit: vor der Landtagswahl 2011 hatte Infratest dimap noch 44 Prozent Zustimmung für ihn ermittelt, nach der Wahl bekundeten dann schnell um die 60 Prozent der Befragten ihre Zufriedenheit mit dem Ministerpräsidenten. Kretschmann wusste sein Amt zu nutzen. Zur Landtagswahl 2016 erreichte er eine Zustimmungsquote von 84 Prozent, jetzt sind es immerhin noch 80 Prozent.

Auf dem Weg zum CDU-Spitzenkandidaten?

Thomas Strobl muss nun alles tun, um Schmids Schicksal zu entgehen und nicht ebenfalls hinter Kretschmanns breitem Rücken zu verschwinden. Die Aufgabe ist anspruchsvoll. Denn zugleich hat er als Vize-Regierungschef und Anführer der CDU alles dafür tun, die Koalition am Laufen zu halten. Erfahrungsgemäß goutieren die Wähler keine Quertreiber.

Strobl muss beweisen, dass er regieren kann, will er doch bei der nächsten Landtagswahl als Spitzenkandidat antreten. Das wiederum wird ihm nur gelingen, wenn er die CDU demoskopisch zumindest wieder auf die Höhe der Grünen bringt. Dann aber wird sich die CDU nicht zieren und Strobl, dem sie die Spitzenkandidatur 2016 noch verweigert hatte, ins Ohr hauchen: „Ich will dich nicht verlassen! Du bist mein, und ich will mit dir gehen trotz aller Welt!“