Die Umfrage von Stuttgarter Zeitung und SWR zur politischen Lage in Baden-Württemberg zeigt: Zwei von drei Bürgern sind mit der neuen Landesregierung zufrieden. Gleichzeitig legt die AfD zu.

Politik/Baden-Württemberg: Rainer Pörtner (pö)

Stuttgart - Nach etwa vier Monaten im Amt hat die neue Landesregierung aus Grünen und CDU bei den Bürgern ebenso hohe Zufriedenheitswerte wie die grün-rote Vorgängerregierung. Zwei von drei Baden-Württembergern (65 Prozent) sind mit der Arbeit des neuen Kabinetts zufrieden oder gar sehr zufrieden. 29 Prozent äußern sich weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden. Dies ist das Ergebnis der jüngsten Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR. Es ist die erste umfassende Erhebung dieser Art nach der Landtagswahl vom 13. März 2016, aus der die Grünen als Sieger hervorgingen.

 

Ein halbes Jahr nach der Wahl ist die politische Stimmung im Land weitgehend stabil. Die Grünen können ihren Platz als stärkste Partei vor der CDU klar behaupten und kämen bei einem Urnengang zum jetzigen Zeitpunkt auf 31 Prozent. Sie lägen damit knapp über ihrem Wahlergebnis vom März (30,3 Prozent). Die CDU könnte mit 26 Prozent rechnen - ein Punkt weniger als bei der Landtagswahl.

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Unter den Oppositionsparteien schneidet die AfD trotz interner Querelen im Landesverband auffallend gut ab. Auf sie entfielen in der Umfrage 17 Prozent, sie würde damit ihr Wahlergebnis (15,1 Prozent) um fast zwei Punkte übertreffen. Die AfD scheint damit auch in Baden-Württemberg von der anhaltenden bundespolitischen Diskussion um die Themen Flüchtlinge und Innere Sicherheit zu profitieren. Die SPD käme mit 13 Prozent in etwa auf ihr Ergebnis vom März (12,7 Prozent) – ähnlich wie die Linke mit 3 Prozent (Wahlergebnis 2,9 Prozent). Die FDP könnte mit 7 Prozent rechnen, gut ein Punkt weniger als im März (Wahlergebnis 8,3 Prozent).

Mehr Lob für die Grünen als für die CDU

Die Zustimmung der Bürger für die grün-schwarze Landesregierung ragt im Bundesvergleich heraus. Keine andere Koalition in einem Bundesland oder im Bund weist nach den vorliegenden Umfragen einen so hohen Zufriedenheitswert aus. In der Einzelbewertung schneiden die beiden Koalitionsparteien im Südwesten allerdings sehr unterschiedlich ab. Die Regierungsarbeit der Grünen wird von 62 Prozent der Befragten positiv bewertet, mit den Leistungen der CDU zeigen sich 40 Prozent zufrieden.

Untereinander fallen Sympathie und Skepsis bei Grün und Schwarz ebenfalls ganz unterschiedlich aus. Während CDU-Anhänger den Koalitionspartner mehrheitlich loben (61 Prozent), haben die Anhänger der Grünen deutliche Vorbehalte gegenüber der CDU-Regierungspolitik (40 Prozent). Von einer durchgängigen und wechselseitigen Zuneigung der ungleichen Anhängerschaften kann also keine Rede sein.

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Kretschmann bleibt beliebtester Ministerpräsident

Das mag auch mit der Anziehungskraft des Spitzenpersonals zusammen hängen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) genießt weiterhin sehr hohes Ansehen im Land. Acht von zehn Baden-Württembergern (80 Prozent) sind mit seiner politischen Arbeit zufrieden oder sehr zufrieden. Im Vergleich zu seinem Rekordwert unmittelbar vor der Landtagswahl hat er zwar leichte Ansehensverluste zu verzeichnen (minus 4 Prozent). Er bleibt jedoch der mit Abstand beliebteste Ministerpräsident in Deutschland.

Der Innenminister und stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl (CDU) konnte mit seinem Eintritt in die Regierung sowohl seine Bekanntheit als auch sein Ansehen steigern. Mit 41 Prozent sind aktuell mehr Baden-Württemberger mit seiner Arbeit einverstanden als vor der Landtagswahl (plus 8 Punkte). Seine Werte bleiben damit allerdings weiterhin deutlich unter denen von Kretschmann, selbst in den eigenen Reihen. 82 Prozent der CDU-Anhänger sind mit Kretschmanns Wirken zufrieden bis sehr zufrieden, nur 59 dieser CDU-Anhänger sagen das Gleiche über die Arbeit von Thomas Strobl.

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Nicht ins Schloss Bellevue

Entsprechend schwach ist bei den Baden-Württembergern der Wunsch ausgeprägt, Winfried Kretschmann bald im Schloss Bellevue zu sehen. In den letzten Wochen wurde der Grüne immer wieder als möglicher Nachfolger von Joachim Gauck im Amt des Bundespräsidenten genannt. 59 Prozent, also eine klare Mehrheit der Bürger im Südwesten, plädiert dafür, dass Kretschmann Ministerpräsident bleibt. Nur 30 Prozent würden einen Wechsel ins höchste Staatsamt begrüßen.

Das Berliner Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap hat im Auftrag von Stuttgarter Zeitung und SWR in der Zeit zwischen dem 9. und 13. September rund tausend wahlberechtigte Baden-Württemberger telefonisch nach ihrer Meinung gefragt.