Es zeichnet sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen ab: Der Kandidat der Grünen kommt auf 31 Prozent, dicht gefolgt von Sebastian Turner mit 28 Prozent. Das Bahnprojekt Stuttgart 21 ist für die große Mehrheit der Stuttgarter nicht mehr das wahlentscheidende Thema.

Klima/Nachhaltigkeit : Thomas Faltin (fal)

Stuttgart - Der Kandidat der Grünen, Fritz Kuhn, hat die größten Chancen, im ersten Wahlgang der OB-Wahl in Stuttgart am 7. Oktober als Sieger hervorzugehen. Laut einer repräsentativen Umfrage, die Infratest dimap im Auftrag der Stuttgarter Zeitung und des SWR durchgeführt hat, vereinigt Kuhn 31 Prozent der Stimmen auf sich. Sebastian Turner, der von CDU, FDP und Freien Wählern unterstützt wird, liegt mit 28 Prozent knapp dahinter an zweiter Stelle. Die von der SPD nominierte Kandidatin Bettina Wilhelm kommt auf 21 Prozent, Hannes Rockenbauch (SÖS) auf 13 Prozent.

 

Die Fehlertoleranz, so Infratest, liege bei höchstens 3,1 Prozent. Wie erwartet, erringt laut der Umfrage aber kein Kandidat die absolute Mehrheit, so dass ein zweiter Wahlgang am 21. Oktober notwendig wäre. Für die Studie waren in dieser Woche 1002 wahlberechtigte Stuttgarter telefonisch befragt worden. Dabei betonten aber 37 Prozent der Befragten, dass sie nicht zur Wahl gehen würden oder dass sie sich noch nicht für einen Kandidaten entschieden hätten.

Stuttgart 21 ist nicht mehr das Hauptthema bei den Bürgern

Etwas überraschend ist, dass bei dieser OB-Wahl das Bahnprojekt Stuttgart 21 nicht mehr das beherrschende Thema für die meisten Bürger ist. 44 Prozent der Befragten nannten Wirtschaft und Arbeitsplätze an erster Stelle, gefolgt von Schulen (33 Prozent) und bezahlbarem Wohnraum (28 Prozent). Erst auf dem vierten Platz liegt Stuttgart 21 mit 25 Prozent. Konkret darauf angesprochen, ob ihre Haltung zu Stuttgart 21 ausschlaggebend sei für ihre Entscheidung bei der OB-Wahl, verneinten dies 65 Prozent. Nur bei den Anhängern von Hannes Rockenbauch ist Stuttgart 21 nach wie vor zentral: 61 Prozent der Wähler Rockenbauchs geben ihm vor allem wegen dessen klarer Haltung gegen Stuttgart 21 die Stimme.

Infratest dimap hat daneben losgelöst von der OB-Wahl gefragt, ob die Entscheidung für den Weiterbau von Stuttgart 21 nach Abwägung aller Aspekte richtig oder falsch gewesen sei. 56 Prozent der Befragten begrüßen den Weiterbau, 37 Prozent sind dagegen.

Wahlbeteiligung bei letzter OB-Wahl lag bei 46 Prozent

Sehr viele Stuttgarter gaben an, den Wahlkampf intensiv zu verfolgen. 63 Prozent sehen bei sich ein sehr starkes oder starkes Interesse an der OB-Wahl. Unter den jungen Menschen zwischen 18 und 29 Jahren ist das Interesse mit 33 Prozent allerdings sehr viel geringer, während es bei den älteren Menschen über 60 Jahren mit 81 Prozent sehr hoch ist. Allerdings darf aus diesen Zahlen nicht der Schluss gezogen werden, dass es am 7. Oktober eine hohe Wahlbeteiligung geben wird. Bei der Landtagswahl 2011 hatten 76 Prozent ein sehr starkes oder starkes Interesse bekundet; die Wahlbeteiligung lag letztlich aber nur bei 66,3 Prozent. Bei der letzten OB-Wahl im Jahr 2004 waren im ersten Wahlgang 46 Prozent der Wahlberechtigten an die Urnen gegangen. Bei der jetzigen OB-Wahl können 415 000 Bürger ihre Stimme abgeben.

Die Universität Hohenheim hat dieser Tage ebenfalls eine Umfrage unter 764 Bürgern durchgeführt. Danach können Fritz Kuhn und Sebastian Turner mit jeweils 32 bis 38 Prozent der Stimmen rechnen; Bettina Wilhelm und Hannes Rockenbauch kämen auf je zwölf bis 17 Prozent.