Das Wohl eines Kindes steht im Zentrum der Weihnachtsgeschichte. Das ist ein starkes Symbol. Es passt in unsere Zeit, die vom Überfluss geprägt ist, in der aber auch Not herrscht – nicht selten vor unserer Türe.

Regio Desk: Achim Wörner (wö)

Stuttgart - Wie heißt es noch in der Weihnachtsgeschichte: „Maria gebar ihren Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“ In diesem, unter ärmlichen Verhältnissen geborenen Kind spiegelt sich der tiefste Sinn des Weihnachtsfestes, das wir in den nächsten Tagen feiern. Dass das Wohl, die Würde eines Kindes im Zentrum dieser Geschichte steht, ist ein starkes Symbol. Und es passt in unsere Zeit, die geprägt ist vom materiellen Überfluss, wo aber auch viel Not herrscht – nicht nur rund um den Globus, sondern nicht selten hierzulande, direkt vor unserer Türe.

 

Berührende Schicksale

In der so gut situierten Region Stuttgart klafft die Schere zwischen arm und reich weit auseinander. Dies erfahren wir von „Hilfe für den Nachbarn“ in der Adventszeit täglich. Kinder sind häufig die Leidtragenden, wenn es Familien an finanzieller Kraft fehlt. Aber auch Senioren mit knapper Rente leben oft von der Hand in den Mund. Manch Schwerkranke bekommen von den Kassen nur einen Teil teurer Medikamente bezahlt. Behinderte sind auf sich alleine gestellt. Zeit also, dass das Fest der Liebe beginnt – im biblischen Sinn, da mit Liebe weniger ein amouröses Gefühl gemeint ist, als vielmehr konkretes Handeln für andere Menschen, Nächstenliebe.

Demut und Nächstenliebe

Nächstenliebe – das ist ein Begriff, der zu „Hilfe für den Nachbarn“, der Benefizaktion der Stuttgarter Zeitung, wunderbar passt. Wer wie wir, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses kleinen, feinen, als gemeinnützig anerkannten Vereins pro Jahr mit mehr als 1600 einzelnen Schicksalen befasst ist, bekommt eine Ahnung davon, wie wichtig es ist, Nächstenliebe zu üben. Die Bedürftigen, mit denen wir zu tun haben, saugen die Zuwendung förmlich auf. Und eines lehrt die Auseinandersetzung mit solchen Schicksalen auch: demütig zu sein vor dem eigenen Leben, die Gesundheit, den Arbeitsplatz zu schätzen zu wissen, die Familie, die Freunde als Geschenk anzusehen. Viele haben nichts von alledem oder nur wenig. Und viele sind ohne eigenes Verschulden in die prekäre Lage geraten.

Kinder mit wenig Chancen

Gewiss gibt es die viel zitierten Hartz-IV-Familien, die über Generationen hinweg auf staatliche Unterstützung bauen – und die es nicht gelernt haben, auf eigenen Beinen zu stehen. Auch mit solcher Klientel haben wir zu tun, mit Familien, in denen die Kinder schon denkbar schlechte Startchancen haben – im Blick auf Bildung, im Blick auf gesellschaftliche Teilhabe.

Mutter mit Leukämie

Aber viele Fälle, die wir bearbeiten, zeigen, welch bitteres Schicksal auch Menschen ereilen kann, die fest verankert sind – und plötzlich doch in eine Abwärtsspirale zu geraten. Über einige Biografien dieser Art haben wir in den vergangenen Wochen berichtet. Egal, ob alt ob jung, ob Mann, ob Frau – niemand ist gefeit vor düsteren Wendepunkten, vor Erosionen im eigenen Leben. Und in der Regel leidet dann das gesamte Umfeld mit – wie bei Frau N., einer alleinerziehenden Mutter von vier kleinen Kindern, die an Leukämie erkrankt ist und nicht mehr arbeiten kann. Neue Matratzen oder gar Schreibtische für den Nachwuchs kann sie sich nicht leisten – weshalb „Hilfe für den Nachbarn“ gerne eingesprungen ist. Wie unzählige andere Male im zu Ende gehenden Jahr.

Die großherzige Hilfe

In den vergangenen vier Wochen hat Sybille Neth, die Geschäftsführerin unseres Vereins, viele Familien und Alleinstehende besucht, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. „Das geht einem nahe“, sagt sie. „Aber schön ist es auch zu erleben, wie glücklich und dankbar diese Menschen sind, wenn ihnen Unterstützung zuteil wird.“ Dieser Dank geht direkt an Sie, liebe Leserinnen und Leser, liebe Spenderinnen und Spender, die Sie mit ihrer Gabe tätige Nächstenliebe üben. Stand Freitag sind in den vergangenen vier Wochen mehr als 1,2 Millionen Euro auf das Spendenkonto bei der BW-Bank geflossen – so viel wie nie zuvor zu diesem Zeitpunkt in der Geschichte der Aktion. Wir sind überwältigt von diesem Zuspruch, von dem Vertrauen, das Sie unserer Aktion entgegen bringen. Herzlichen Dank dafür!

Viele treue Spender

Besonders erfreulich: Ganz offenbar halten uns viele Stammspender die Treue, aber auch eine auffällig und erstaunlich hohe Zahl an neuen Namen taucht in diesem Jahr in der Spenderdatei auf. Firmen wie der Thieme-Verlag, Mercedes und Breuninger, die BW-Bank, die Landesbank Baden-Württemberg, der Klett-Verlag, die EnBW, Züblin, Toto-Lotto, die LBBW Asset Management Investmentgesellschaft und der Partyveranstalter Mr. Mac haben ihren Teil zum sehr guten Gelingen beigetragen. Und natürlich auch die Schulen aus Stuttgart und der Region, die festlich konzertiert haben zugunsten von „Hilfe für den Nachbarn“ ebenso wie der Chor der Universität Hohenheim. Auch für diese Art der selbstlosen Unterstützung: tausend Dank!

47 Jahre Hilfe für Bedürftige

Seit nunmehr 47 Jahren besteht der Verein „Hilfe für den Nachbarn“. Und gäbe es ihn nicht – er müsste erfunden werden angesichts des Bedarfes, mit dem wir konfrontiert werden. Immer steht bei uns der Einzelfall im Vordergrund. Und auch bei Projekten, die wir unterstützen, ist wichtig, dass die Hilfe individuellen Charakter hat. Frühstück für Kinder an Brennpunktschulen oder Aktivitäten von Jugendhilfeeinrichtungen zählen dazu. Die Rückmeldungen sind rührend. „Das Leben ist schön“, haben Kinder der sonderpädagogischen Albert-Schweitzer-Schule Stuttgart in einem Dankesbrief geschrieben. Oder die Paulinenpflege Winnenden: „Dank Ihrer Unterstützung können wir Kindern und Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen helfen, den Start ins Leben zu verbessern.“

Jeder Cent kommt an

Die Vergabe der Spenden erfolgt übrigens nach klaren Kriterien im Vier-Augen-Prinzip. Die Anträge selbst können nur von rund 80 karitativen Organisationen gestellt werden, die zugleich der erste Filter sind. Zudem garantieren die zuständigen Sachbearbeiter per Unterschrift die ordnungsgemäße Verwendung der Mittel. Und nicht zuletzt kontrolliert am Ende jeden Geschäftsjahres eine unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft die Bücher. Insgesamt sind wir ein sehr schlanker Verein, der ehrenamtlich von den Vorständen und StZ-Redakteuren Carola Stadtmüller, Sabine Schröder und Holger Gayer sowie meiner Wenigkeit geführt wird. Operativ sind unsere Assistentin Gerda Müller und unsere Geschäftsführerin aktiv. Bezahlt werden sie – wie alle anderen Verwaltungskosten – von der Stuttgarter Zeitung. Diese sorgt dafür, dass jeder Cent, den Sie geben, direkt für den guten Zweck ist.

Hoffnung auf weitere Spenden

Ja, auch in diesem Jahr ist die StZ-Weihnachtsaktion bisher gut gelaufen. Das freut uns ungemein. Zugleich hegen wir die unverschämte Hoffnung, dass in den Tagen zwischen den Jahren der Spendenfluss nicht abreißt. Denn die Einnahmen sind kein Selbstzweck. Im zu Ende gehenden Jahr hat „Hilfe für den Nachbarn“ mehr als 1,5 Millionen Euro an Notleidende weitergegeben. Insofern kann Weihnachten kommen – übrigens auch für viele Familien, die wir noch vor den Feiertagen bedacht haben, damit sie das Fest der Feste unbeschwert genießen können.

Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich von ganzem Herzen frohe, besinnliche Weihnachten und alles Gute im neuen Jahr. Bleiben Sie uns – der StZ wie „Hilfe für den Nachbarn“ – gewogen.

Hilfe für den Nachbarn

Das Spendenkonto:
IBAN DE53 6005 0101 0002 2262 22
BIC SOLADEST600
Kennwort: „Hilfe für den Nachbarn“

Bitte vermerken Sie auf der Überweisung unbedingt, ob Ihr Name veröffentlicht werden soll.