Wie soll die „Stadt der Zukunft“ aussehen? Um Antworten auf diese Frage zu finden, diskutierten zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft beim StZ-Zukunftskongress. Ein Überblick.

Stuttgart - Der Fachkongress der Stuttgarter Zeitung „Stadt der Zukunft – Zukunft der Stadt“ ist zu Ende gegangen. Zwei Tage lang diskutierten Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in der Rotunde der L-Bank über Potentiale und Probleme der Stadtentwicklung. Die Flüchtlingsintegration, die Herausforderung der Digitalisierung und schadstoffärmere Mobilitätskonzepte waren Kernpunkte der diesjährigen Veranstaltung, die nun zum dritten Mal in Folge stattfand.

 

Begonnen hatte der Kongress am Mittwoch mit dem Vortrag des Architekten Manuel Herz. Der Professor, der an der Universität Basel lehrt, sieht sein Fachgebiet als eine politische Disziplin und plädiert für heterogenere Stadtviertel, um die Integration von Migranten in die Gesellschaft zu ermöglichen. Wohncontainer seien keine Lösung, man müsse längerfristig denken und dürfe die Migranten nicht an die Stadtränder drängen.

Der Verkehr wird zunehmen

Auch Reutlingens Oberbürgermeistern Barbara Bosch nahm an dem Kongress als Rednerin teil. In ihrem Vortrag erläuterte die gebürtige Stuttgarterin die Misere vieler Städte und Gemeinden, die bundesweit vor großen finanziellen Problemen stehen. Einige Kommunen kämen nicht aus der Schuldenfalle, so Bosch, das sei eine „Abwärtsspirale“ aus niedrigen Einkommen, geringen Investitionen, geringer Standortattraktivität und wenigem Zuzug. „Wir müssen die Haushalte der strukturschwachen Kommunen in Ordnung bringen, sonst rutscht uns da ein Teil der Gesellschaft weg.“

Am zweiten Tag des Kongresses drehte sich alles um die Themen der Digitalisierung und Mobilität. Eröffnet wurde die Runde von Norbert Barthle, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, der gleich eine ernüchternde Prognose erstellte: „Der Verkehr wird zunehmen, vor allem in den Städten. “ Barthle führte aus, das insbesondere der Lastwagen- und der kombinierte Verkehr überproportional zunehmen werden. In der anschließenden Podiumsdiskussion sprachen die Teilnehmer darüber, wie die Infrastruktur durch innovative Mobilitätskonzepte entlastet werden könnte.

Das Silicon Valles Europas

Wie man als Staat Vorteile aus der Digitalisierung ziehen kann, zeigte Kristiina Omri aus der Estnischen Botschaft in Berlin. Estland ist Vorreiter der Digitalisierung und gilt als Silicon Valley Europas. 2005 organisierte das Land die erste digitale Regierungswahl unter dem Stichwort E-Government. Heute läuft fast alles elektronisch ab: e-Gesundheitsystem, e-Schule, e-Steuerbehörde. Ob das auch in einem viel größeren Land wie Deutschland vorstellbar sei? „Warum nicht“, sagte Omri. Aber ein wichtiger Unterschied: „In Estland ist das Vertrauensverhältnis zwischen Staat und Bürgern sehr groß.“

Die Beiträge und Diskussionen zeigten, dass die Frage, wie eine Stadt aussehen soll, in der die Bürger in Zukunft zusammenleben wollen, weiterhin hochaktuell ist. Wohnraum, Verkehr, Digitalisierung und die Integration von Migranten - das alles sind umfassende Themenkomplexe, für die der Kongress eine Plattform zum Austausch bot, die aber die Menschen insbesondere auch mit Blick auf die Stadtentwicklung in Stuttgart weiterhin intensiv beschäftigen wird.