Eine Mehrheit der Stadträte ist dafür, die Planungen für die Sanierung und den Umbau der Wagenhallen in Stuttgart voranzutreiben. Das Nutzungskonzept für das Kulturzentrum am Nordbahnhof bleibt aber umstritten.
Stuttgart - Die Umgestaltung und Sanierung der Wagenhallen ist wieder ein Stück vorangekommen. Nach dem Wirtschaftsausschuss gab am Dienstag auch der Technikausschuss des Gemeinderates sein Plazet für die Planung des auf 30 Millionen veranschlagten Umbaus des Kulturzentrums am Nordbahnhof.
Zuvor allerdings hatte es einmal mehr eine kontroverse Debatte über die anteilige Nutzung der Wagenhallen gegeben. SÖS-Linke-Plus und SPD beantragten eine Reduzierung des für gut 2000 Besucher ausgelegten Veranstaltungssaals zu Gunsten der Ateliers und Werkstätten der Künstler. Begründung: eine Halle in dieser Größenordnung verursache mehr Lärm, die Stadt müsse mehr Geld in Lärmschutz und Parkplätze investieren als bei einer kleineren Konzerthalle. „Wir befürchten zudem, dass der Veranstaltungsort gegenüber den Künstlern dominieren wird“, sagte SPD-Stadträtin Susanne Kletzin. Ähnlich argumentierte Laura Halding-Hoppenheit (Linke). Auch Rose von Stein (Freien Wähler) und FDP-Stadtrat Matthias Oechsner äußerten sich skeptisch – allerdings aus anderen Gründen. Von Stein befürchtet, dass die Wagenhallen durch die Sanierung ihren „morbiden Charme“ verlieren, der Liberale sorgt sich um Mehrkosten durch nicht kalkulierbare Schäden an der Bausubstanz.
Künstler plädieren weiterhin für kleinere Halle
Auch zwischen den Betreibern des Veranstaltungszentrums und dem im Kunstverein Wagenhallen zusammengeschlossenen Künstlern gibt es offenbar weiterhin Meinungsverschiedenheiten über die künftige Struktur. Während Thorsten Gutbrod und Stefan Mellmann durchaus Bedarf an einer Halle mit 2000 Plätzen in der Landeshauptstadt sehen, plädiert der Kunstvereinsvorsitzende Robin Bischoff für eine Renovierung der Wagenhallen, die den historischen Charme des Areals erhält. In einem Schreiben an die Gemeinderatsfraktionen spricht sich Bischoff für eine „kleinere Veranstaltungshalle“ und für eine „lockere Pufferbebauung“ mit Künstlerwohnungen in Richtung des geplanten Rosensteinviertels aus.
Bürgermeister Michael Föll drückte wie schon im Wirtschaftsausschuss aufs Tempo: Die Existenz der Wagenhallen stehe auf dem Spiel, wenn die Stadträte das Hochbauamt nicht mit der weiteren Planung beauftragten, warnte er. Der Grund: wegen akuter Mängel beim Brandschutz und der Statik der Gebäude drohe dem Subkulturzentrum das Aus, falls nicht rasch Abhilfe geschaffen werde. Es sei auch keineswegs so, dass die Flächen im Veranstaltungsbereich auf Kosten der Ateliers ausgedehnt würden, beteuerte Föll. Im Gegenteil: „Die Nutzfläche für die Künstler verdoppelt sich um die Hälfte auf 10 000 Quadratmeter.“
Eine Mehrheit der Stadträte hält das von der Verwaltung vorgelegte Konzept für den richtigen Weg. Sowohl Alexander Kotz (CDU) als auch Andreas Winter (Grüne) betonten, die Besonderheit der Wagenhallen liege in der Kombination aus Veranstaltungsort und Kunstszene. Kotz sagte, die weiteren Planungen seien aber noch keine Vorentscheidung darüber, ob tatsächlich gebaut werde. Auch Eberhard Brett (AfD) und Ralph Schertlen (Stadtisten) sprachen sich für die Weiterplanung der Umgestaltung aus. Diese lässt sich die Stadt zunächst 1,5 Millionen Euro kosten, die Umbaukosten von 30 Millionen Euro wollen OB Fritz Kuhn (Grüne) und Föll in den Entwurf für den Doppelhaushalt 2016/2017 hineinschreiben. Im Frühjahr 2016 soll das Projekt dann endgültig auf den Weg gebracht werden, die Eröffnung der neuen Wagenhallen ist für 2018 vorgesehen.