Die SÖS-Stadträtin Guntrun Müller-Enßlin kann sich vorstellen, das Oper und Ballett für die Dauer der Sanierung des Großen Hauses ins Kleine Haus umziehen. Das frühere Paketpostamt an der Ehmannstraße könnte nach ihren Vorstellungen wiederum vorübergehend zum Schauspieldomizil werden. Allerdings müsse man darüber mit dem Nachfolger von Armin Petras vor Vertragsunterzeichnung Einigkeit erzielen, so die kulturpolitische Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft SÖS-Linke-Plus.

Stuttgart - Die Liste der Standortideen für eine Interimsoper während der Sanierung des Großen Hauses wird immer länger. Die SÖS-Stadträtin Guntrun Müller-Enßlin schlägt vor, die Oper zwischenzeitlich im Schauspielhaus unterzubringen, das Schauspiel wiederum könnte für die Übergangszeit ins ehemalige Paketpostamt an der Ehmannstraße umziehen. Vorteile dieser Variante aus Sicht der kulturpolitischen Sprecherin der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke-plus: Die technische Ausstattung des Schauspielhauses lasse es zu, dort einen Orchestergraben zu integrieren, zudem genüge das Haus eher als alle anderen diskutierten Varianten den akustischen Ansprüchen für Oper- und Ballettaufführungen.

 

Der Vorschlag komme zudem dem Wunsch der Intendanz nach zentraler Lage und guter Erreichbarkeit der Spielstätte entgegen, so Müller-Enßlin. Das Problem der geringeren Anzahl an Zuschauerplätzen im Kleinen Haus müsse allerdings kompensiert werden – dies sei jedoch auch bei anderen Ideen der Fall. Das frühere Paketpostamt im Stuttgarter Norden wiederum ließe sich für ein Interimsschauspiel leichter und kostengünstiger umbauen als für Oper und Ballett. Daneben sollte das Theater die übrigen Spielstätten wie das Kammertheater oder die Studiobühne Nord im Probezentrum am Löwentorbogen während der auf mindestens fünf Jahre veranschlagten Umbauzeit der Oper intensiv nutzen. Diesbezügliche Überlegungen sollten mit dem neuen Schauspielintendanten vor Vertragsunterzeichnung diskutiert werden, um sicherzustellen, dass der Nachfolger von Armin Petras eine solche Interimslösung mittrage, erklärte die Stadträtin: „Einem bereits unter Vertrag stehenden Schauspielschef wäre diese Kompromisslösung schwerlich abzufordern.“ Petras hatte kürzlich bekannt gegeben, seinen Vertrag in Stuttgart nicht über 2018 hinaus zu verlängern.

Bisher werden offiziell nur drei vom Verwaltungsrat beschlossene Varianten geprüft

Wie berichtet, hat sich der Verwaltungsrat der Württembergischen Staatstheater unter Vorsitz von OB Fritz Kuhn (Grüne) in der vergangenen Woche darauf verständigt, vier mögliche Standorte für eine Ersatzoper vertieft untersuchen zu lassen: Demnach sind zwei Grundstücke auf dem S-21-Areal für den Bau einer neuen Konzerthalle im Gespräch, die zunächst als Ausweichspielstätte für Oper und Ballett genutzt werden könnte. Als Ersatzoper im Gespräch ist auch das ehemalige Paketpostamt sowie der Bau eines Interimsquartiers nahe des Mercedes-Museums. Die beiden letztgenannten Varianten wären reine Übergangslösungen, die Konzerthalle könnte später als Philharmonie weiter genutzt werden. Die Intendanten von Oper und Ballett haben davor gewarnt, ihre Spitzenkräfte könnten abwandern, wenn die Spielstätte außerhalb des Stadtzentrums geplant werde. Sie befürchten zudem einen Rückgang der Zuschauerzahlen.