Der ANC ist in Korruptionsskandale verstrickt, die Unzufriedenheit im Land wächst - trotzdem liegt die Partei nach Auszählung über der Hälfte der Wahlbezirke uneinholbar vorn. Die Opposition beklagt Unregelmäßigkeiten.

Der ANC ist in Korruptionsskandale verstrickt, die Unzufriedenheit im Land wächst - trotzdem liegt die Partei nach Auszählung über der Hälfte der Wahlbezirke uneinholbar vorn. Die Opposition beklagt Unregelmäßigkeiten.

 

Kapstadt - Der Afrikanische Nationalkongress (ANC) mit Präsident Jacob Zuma an der Spitze hat die Wahl in Südafrika erwartungsgemäß gewonnen. Nach Auszählung in 67 Prozent der Wahlbezirke lag der ANC Donnerstagnachmittag mit 62,8 Prozent vorne, blieb aber etwa drei Prozentpunkte hinter dem Ergebnis von 2009. Demnach wird die Partei des im Dezember gestorbenen Nationalhelden Nelson Mandela auch in den kommenden fünf Jahren das Land regieren.

Die oppositionelle Demokratische Allianz (DA) lag nach Angaben der nationalen Wahlkommission in Pretoria bei etwa 22,4 Prozent. 2009 hatte die Partei von Helen Zille (63), der deutschstämmigen Ministerpräsidentin des Westkap, 16,6 Prozent erreicht. Die neue linksradikale Partei Kämpfer für Wirtschaftsfreiheit (EFF) des Populisten Julius Malema (33) kommt demnach auf 5,1 Prozent. Die Wahlkommission rechnet damit, dass das offizielle Endergebnis möglicherweise erst am Freitag feststeht.

DA beklagt Unregelmäßigkeiten

Zille beklagte am Wahlabend zahlreiche Unregelmäßigkeiten. Viele Wahllokale hätten zu spät geöffnet, in manchen hätte es nicht genug Wahlzettel oder Wahlurnen gegeben, sagte sie dem Nachrichtensender eNCA. Sie habe aber keinen Überblick über das Ausmaß der Probleme; über eine mögliche Wahlanfechtung könne noch nichts gesagt werden. Auch die Vorsitzende der Wahlkommission, Pansy Tlakula, hatte am Wahlabend von kleineren Problemen in einzelnen Wahllokalen berichtet.

Die Wahl war am Mittwoch weitgehend friedlich verlaufen. Allerdings nahm die Polizei nach eigenen Angaben im ganzen Land insgesamt 97 Personen fest, die an verschiedenen Orten versucht hätten, mit Protesten und anderen Aktionen die Wahl zu stören. Zudem wurde dem ANC zufolge ein ANC-Mitglied an einem Stand der Partei in KwaDukuza (Provinz KwaZulu-Natal) getötet. Der ANC beschuldigte Anhänger einer Oppositionsgruppe, die Tat geplant und ausgeführt zu haben.

Bei der fünften Wahl seit Ende des rassistischen Apartheidsystems waren über 25 Millionen Südafrikaner aufgerufen, das nationale Parlament und den Nationalrat der Provinzen zu bestimmen.

Der ANC regiert Südafrika in einem Bündnis mit dem Gewerkschaftsverband Cosatu und der kommunistischen Partei SACP seit Ende der rassistischen Apartheid-Zeit 1994. Die Mehrheit vor allem der Schwarzen vertraut trotz großer sozialer Probleme, hoher Kriminalität, wuchernder Korruption und Misswirtschaft dem ANC.