Obgleich man mit der Teilöffnung der Südumfahrung bereits um den Ort herumfahren könnte, wählt ein Gutteil der Autofahrer nach wie vor den Weg durch Plieningen. Und daran wird sich so schnell wohl auch nichts ändern.

Die neue Südumfahrung Plieningen soll noch in diesem Jahr für den Verkehr freigegeben werden. Die Stadt Stuttgart gibt den Termin für Mitte Dezember an. Der erste Abschnitt der Umfahrung zwischen der Frachthofbrücke über der Autobahn A8 und der neuen Autobahnanschlussstelle Plieningen ist bereits seit Ende Oktober befahrbar. Spürbare Auswirkungen auf den Durchgangsverkehr im Plieninger Ortskern zeigt die Teilöffnung allerdings freilich noch nicht.

 

Ein möglicher Grund dafür meint Ulrich Berger, ein Bezirksbeiratsmitglied der SPD, ausgemacht zu haben: Nach seinem Dafürhalten fehlt es an entsprechenden Hinweisschildern an der Einmündung Echterdinger Straße und L1192: „Wir haben nach wie vor in der Echterdinger Straße morgens und abends ein bis zwei Stunden lang Stau“, kritisierte Berger in der jüngsten Plieninger Bezirksbeiratssitzung. Soll heißen: Obgleich man bereits mit der Teilöffnung der Südumfahrung via L1192 und Mittlerer Filderstraße um Plieningen herumfahren könnte, wählt ein Gutteil der Autofahrer nach wie den Weg durch das Plieninger Zentrum. Möglicherweise scheut so mancher Verkehrsteilnehmer die Weiterfahrt auf der L1192 auch wegen der starken Verschmutzung der Fahrbahn, welche die S-21-Baustellenfahrzeuge in diesem Bereich nach wie vor verursachen.

Bezirksbeirat fordert Schilder

Das Bezirksgremium hat deshalb auf Bergers Initiative hin einen Antrag gestellt, „umgehend“ an der Einmündung Schilder anzubringen, die den Verkehr nach Ostfildern und Neuhausen um Plieningen herumleiten. Tatsächlich findet sich ein solches Hinweisschild über der Straße bislang rund 100 Meter vor der Abzweigung – und wird offenbar allzu oft ignoriert.

Ob sich die Situation mit der vollständigen Öffnung der Südumfahrung ändert, muss sich noch weisen. Wie stark der Plieninger Ortskern durch die Umfahrung entlastet wird, war bereits vor drei Jahren Gegenstand einer Verkehrsanalyse: Demnach könnte im östlichen Plieningen der Durchgangsverkehr mit Eröffnung der Umgehungsstraße sogar um zehn Prozent zunehmen, allerdings bei 43 Prozent weniger Schwerlastverkehr. Im westlichen Ortsteil soll laut der Prognose der Durchgangsverkehr um acht Prozent zurückgehen, der Schwerlastverkehr um 24 Prozent. Auf der Bernhauser Straße prognostizierten die Experten durch den Bau der Südumfahrung wiederum ein Verkehrsplus.

Scharnhäuser Straße bleibt zunächst für Autos frei

Tatsächlich unattraktiv dürfte die Fahrt durch das Plieninger Ortszentrum für viele Verkehrsteilnehmer in Richtung Scharnhausen und Ostfildern allerdings erst werden, wenn auf der Scharnhauser Straße zwischen dem Ortsende Plieningen und der Abzweigung nach Kemnat nur noch landwirtschaftliche Fahrzeuge, der ÖPNV und Fahrräder verkehren dürfen. Laut einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts muss die Öffnung der Südumfahrung die sogenannte Teileinziehung der Scharnhauser Straße zwingend zur Folge haben.

Wie die Stadt Stuttgart nun mitteilte, wird jedoch auch nach der geplanten Eröffnung der Südumfahrung die Scharnhauser Straße dem Individualverkehr erst einmal weiter wie bisher zur Verfügung stehen. „Nach der Verkehrsfreigabe der Südumfahrung wird das Land als Straßenbaulastträger der Scharnhauser Straße deren Umstufung zur Gemeindestraße in die Wege leiten“, erklärt die Stadt auf Anfrage. Dieses Verfahren werde demnach voraussichtlich erst im ersten Halbjahr 2023 abgeschlossen sein.

Im Anschluss daran könne durch die Stadt das Teileinziehungsverfahren der Scharnhauser Straße mit der Festlegung der künftigen Nutzungen gestartet werden. „Die geplanten Verkehrsbeschränkungen werden somit erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 umgesetzt werden können.“ Die volle Entlastungswirkung, die die Südumfahrung für Plieningen verspricht, dürfte also noch etwas auf sich warten lassen.