Steuert der Tarifkonflikt im Einzelhandel auf ein Ende zu? In Baden-Württemberg senden Gewerkschaft und Arbeitgeber positive Signale aus. Das Ergebnis könnte bundesweiten Pilotcharakter haben.

Steuert der Tarifkonflikt im Einzelhandel auf ein Ende zu? In Baden-Württemberg senden Gewerkschaft und Arbeitgeber positive Signale aus. Das Ergebnis könnte bundesweiten Pilotcharakter haben.

 

Stuttgart - Nach monatelangen Verhandlungen stehen die Tarifgespräche für die 220.000 Beschäftigten im Südwest-Einzelhandel womöglich vor dem Durchbruch. Vor der siebten Verhandlungsrunde an diesem Mittwoch sendeten sowohl die Gewerkschaft Verdi als auch die Arbeitgeber entsprechende Signale aus.

Nachdem es in den vergangenen Wochen Sondierungsgespräche gab, sollen die gefundenen Ansätze nun in großer Verhandlungsrunde verhandelt werden, wie Verdi am Montag in Stuttgart mitteilte. Die Geschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, sagte: „Es gibt die große Hoffnung, dass wir etwas hinkriegen.“ Beide Seiten würden ergebnisorientiert verhandeln.

Am Mittwoch treffen sich die Tarifparteien in Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg). An diesem Tag verhandeln nach Verdi-Angaben keine anderen Landesbezirke im Einzelhandel. Ein möglicher Durchbruch könnte somit bundesweit Signalcharakter für die Branche haben. Hagmann sagte für die Arbeitgeber, die Gespräche würden mit „grünem Licht“ vonseiten der Bundesebene geführt.

Verdi fordert einen Euro die Stunde mehr

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi fordert unter anderem einen Euro mehr pro Stunde. Änderungen am Manteltarifvertrag lehnt sie ab. Die Arbeitgeber wollen das Regelwerk hingegen ändern, da sie es für veraltet halten. Bundesweit gibt es seit Monaten Warnstreiks. Seit Mai gingen alleine im Südwesten Tausende Beschäftigte auf die Straße, um für mehr Geld zu protestieren. Der Tarifvertrag über Löhne und Gehälter war bereits Ende März ausgelaufen.

Verdi-Verhandlungsführer Bernhard Franke drohte mit einer „unruhigen Weihnachtszeit“, falls bei den Gesprächen doch keine Fortschritte erzielt würden. „Wir haben den Arbeitgebern Vorschläge gemacht, um zu einem baldigen Tarifabschluss zu Löhnen und Gehältern zu kommen“, sagte er, ohne Details zu nennen. „Jetzt müssen sich auch die Arbeitgeber bewegen.“ Manteltarif- und Strukturfragen könnten dann ab dem kommenden Jahr in Ruhe verhandelt werden.