Nach Angaben des Stromkonzerns EnBW gab es dabei keine besonderen Vorkommnisse.

Philippsburg/Neckarwestheim - Warnstreiks der privaten Wachleute an Atomkraftwerken im Südwesten: In Philippsburg (Kreis Karlsruhe), Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) sowie am stillgelegten Meiler Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis) hat am Donnerstagmorgen das Wachpersonal die Arbeit für zwei Stunden ruhen lassen. Die Gewerkschaft Verdi hatte zu Warnstreiks aufgerufen, um angesichts des bevorstehenden Atomausstiegs der Forderung nach einem bundesweiten Sozialtarifvertrag für die privaten Wachleute Nachdruck zu verleihen.

 

Nach Angaben des Karlsruher Stromkonzerns EnBW, der die Kraftwerke betreibt, gab es dabei keine besonderen Vorkommnisse und Auswirkungen. Ein Sprecher betonte: „Die Sicherheit der Anlagen war zu jeder Zeit gewährleistet.“ Die Gewerkschaft hatte zuvor mit dem Unternehmen Notdienste vereinbart.

Nach Angaben von Verdi-Sprecher Marcus Borck beteiligten sich rund 100 Wachleute an den Warnstreiks. An den Toren und Schleusen der Kraftwerkseingänge hätten EnBW-Beschäftigte und Lieferanten deshalb zwischen 6 und 8 Uhr längere Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. „Der Ablauf wurde gestört“, berichtete Borck. Die EnBW-Mitarbeiter hätten aber mit großem Verständnis reagiert.

Südwest-Warnstreiks sollen Auftakt für bundesweite Aktionen sein

Die Südwest-Warnstreiks sollen Auftakt sein für bundesweite Aktionen, sofern die Arbeitgeber keinen Verhandlungstermin anbieten. Insgesamt sichern rund 250 private Wachleute die Südwest-Meiler. Diese seien im Gegensatz zum EnBW-Personal nach Abschaltung der Kernkraftwerke nicht durch Sozialtarifverträge und Vorruhestandsregelungen abgesichert, so Verdi-Funktionär Borck.

Der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft (BDSW) zeigte sich am Donnerstag gesprächsbereit, wies aber die Forderung nach Sozialtarifverträgen zurück. Selbst die Energieversorger hätten keine für ihre Beschäftigten abgeschlossen, so BDSW-Präsident Wolfgang Waschulewski. Man habe sich nur auf Beschäftigungssicherungsprogramme geeinigt.

Verdi fordert für die privaten Wachleute zudem vom 55. Lebensjahr an die Möglichkeit der Altersteilzeit und für jüngere Beschäftigte Arbeitszeitkonten, die sich an der Restlaufzeit der Atomkraftwerke orientieren. Als Abfindungen will Verdi pro Beschäftigungsjahr 75 Prozent des Bruttogehalts.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima plant Deutschland bis 2022 aus der Atomkraft auszusteigen. Der Stromkonzern EnBW hat deshalb nur noch zwei Meiler am Netz. Für die privaten Wachleute hat die Entscheidung der Bundesregierung laut Gewerkschaft zur Folge, dass sie nach und nach ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Mit den privaten Wachleuten befasst sich am 16. Mai die nächste Bundestarifkommission in Fulda, sagte Borck.