Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie bahnt sich eine Lösung an. Südwestmetall-Chef Stefan Wolf sieht vor der vierten Verhandlungsrunde am Montag in Böblingen eine „gute Chance“ für einen Pilotabschluss in Baden-Württemberg.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - In der Metall- und Elektroindustrie deutet sich ein Durchbruch an. Am Montagmittag treffen sich Arbeitgeber und IG Metall in Böblingen zur vierten Verhandlungsrunde. Südwestmetall-Chef Wolf skizziert den Weg zur Einigung.

 
Herr Wolf, die IG Metall stellt Ihnen ein Ultimatum. Bis Ende Februar soll eine Paketlösung her, sonst kommt der Streik. Haben Sie mit der Verschärfung gerechnet?
Es ist jetzt keine Zeit für irgendwelche Drohungen. Vielmehr müssen wir eine Lösung finden, die beiden Seiten gerecht wird. Wir sollten die passable Wirtschaftslage in Deutschland nicht durch Säbelrasseln gefährden.
Welche Folgen hätte ein Arbeitskampf für die Metall- und Elektroindustrie?
Kurzfristig würde das unsere Industrie sehr stark treffen. Es wäre aber auch ein Signal der IG Metall, dass der Standort Deutschland weiter an Attraktivität einbüßt. Die Verlagerungspläne, die bei vielen Unternehmen wegen der schlechter werdenden Rahmenbedingungen in der Schublade liegen, würden dann schnell vorangetrieben werden. Mittel- und langfristig hätten wir also eine drastische Auswirkung auf die Beschäftigung.
Sind Sie überrascht von der Warnstreikintensität?
In gewissem Maße schon. Das Streikrecht ist ein hohes Gut. Doch muss die IG Metall sich überlegen, wie sie es einsetzt. Angesichts der Tatsache, dass unser Entgeltangebot diesmal nicht als Provokation aufgefasst wurde, sind Warnstreiks in dem Umfang unangebracht, weil darüber erst mal verhandelt werden sollte.
Bezirksleiter Zitzelsberger hat bisher auf ein Ultimatum verzichtet – handelt es sich um ein Good-cop-bad-cop-Spiel?
Wir machen so etwas nicht – und zielführend wäre so etwas bei uns auch nicht. Wir versuchen, sachorientiert Lösungen zu finden, die beiden Seiten gerecht werden.
Dennoch könnte Ihnen die Drohung helfen. Unter diesem Druck können Sie den eigenen Mitgliedern leichter Zugeständnisse vermitteln. Ist der Kompromiss also näher, als es den Anschein hat?
Dass man sich aufeinander zu bewegen muss, ist klar. Es gibt Themen, wo wir uns leichter tun, und Themen, wo wir uns nicht bewegen – auf der anderen Seite ist das genauso. Das muss man in Übereinstimmung bringen. Da sehe ich eine gute Chance für Montag, wenn beide Seiten die Grenzlinien nicht überschreiten. Dafür muss sich die IG Metall noch ein ganzes Stück bewegen.
Baden-Württemberg macht den Piloten?
Ich gehe davon aus. Wir haben das Ziel, das Ganze endlich zum Abschluss zu bringen.