Der Arbeitgeberverband Südwestmetall beurteilt die Lage und die Aussichten der Branche im Rems-Murr-Kreis als gut, warnt die Gewerkschaft jedoch davor, dies zu gefährden.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Waiblingen - Die Botschaft kommt – aus Sicht der Arbeitgeber – mitten im Tarifkonflikt aus verhandlungstaktischen Gründen vielleicht etwas ungelegen, aber die heimischen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie haben erneut ein gutes Jahr hinter sich und blicken insgesamt optimistisch in die nähere Zukunft. Das hat der Bezirksvorsitzende des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Michael Prochaska, am Freitag im Rahmen eines Pressegesprächs betont. „Die Konjunktur einer Vielzahl unserer Betriebe ist durch das schnelle Wachstum im Welthandel beflügelt worden“, so der Personalvorstand des Waiblinger Unternehmens Stihl, „und wird sich aller Voraussicht nach auch in diesem Jahr gut entwickeln“.

 

Mehr als die Hälfte konstatiert gute Auftragslage

Prochaska stützt sich in seiner Einschätzung auf eine Umfrage des Verbands unter seinen Mitgliedsbetrieben. Demnach habe mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen (57,6 Prozent) ihren Auftragsbestand zum Ende des vergangenen Jahres als gut bezeichnet, 45,5 Prozent eine gleichbleibende Entwicklung konstatiert, lediglich 6,1 Prozent beurteilten ihre Lage als schlecht. Der Ausblick auf das laufende Jahr falle ein wenig verhaltener, aber immer noch gut aus: 48,5 Prozent erwarteten eine ansteigende Geschäftsentwicklung 45,5 rechneten mit gleichbleibenden Umsätzen, nur 6,1 Prozent mit Einbußen.

Obwohl somit in der Metall und Elektroindustrie nun schon im achten Jahr in Folge Wachstum verzeichnet wird, warnte Prochaska vor Risiken, die sich auch auf die aktuell sehr gute Beschäftigungslage – „hier im Kreis kann man schon fast von Vollbeschäftigung sprechen“ – auswirken könnten. Zum einen sei von der sich abzeichnenden Großen Koalition („Groko 3.0“) „wenig Gutes“ zu erwarten. Statt weitere Belastungen einzuführen, wäre Prochaskas Ansicht nach vielmehr „ein schlüssiges Konzept zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts“ angesagt. Denn trotz guter Konjunkturlage laufe die deutsche Wirtschaft Gefahr, bei der Wettbewerbsfähigkeit in Sachen Produktionsbedingungen weiter ins Hintertreffen zu geraten.

In diesem Zusammenhang müsse auch die Gewerkschaft in den laufenden Lohnverhandlungen aufpassen, dass „sie den Bogen nicht überspannt“, so Prochaska. Entgegen der Aussagen der IG Metall hätten die Arbeitgeber in der jüngsten Tarifrunde ein „sattes Lohnplus“ angeboten und auch bei den Arbeitszeitregelungen sei ein Ergebnis „zum Greifen nahe“ gewesen – bis die Arbeitnehmervertreter ein unannehmbares Ultimatum gestellt hätten und nun mit unverständlichen Streiks den Arbeitsfrieden gefährdeten.

„Wir müssen schauen, dass wir einen Abschluss machen, der von allen getragen werden kann“, sagt Prochaska mit Blick auf die nächste Verhandlungsrunde, die voraussichtlich am kommenden Montag tagt. Mit einem überzogenen Zugeständnis nämlich würde man den Flächentarif in Gefahr bringen.

Nicht allen Betrieben geht es gut

Dass es nicht allen Unternehmen der Branche so hervorragend gehe, wie von Gewerkschaftsseite gerne pauschal behauptet, ist beim Pressegespräch von Südwestmetall über das Beispiel Tesat Spacecom in Backnang verdeutlicht worden. Dort sei der Umsatz wegen grundlegender Veränderungen in der Satellitenbranche so dramatisch zurückgegangen, dass man im vergangenen Jahr Kurzarbeit anmelden musste, so Andreas Hammer, der Geschäftsführer des Unternehmens. Weil man aber guter Hoffnung sei, dass „der Markt wieder dreht“, habe man sich mit den Arbeitnehmervertretern darauf geeinigt, über vorübergehende Arbeitszeit- und Gehaltsreduzierungen die komplette Belegschaft, etwa 1100 Mitarbeiter, zu halten, um sich in der Krise neu aufzustellen und dann durchzustarten. Hammer: „Gestreikt hat in diesen Tagen bei uns im Übrigen niemand.“