Ein Streit im VfR Süßen eskaliert derart, dass praktisch die gesamte Abteilung für Mädchenfußball den Verein wechselt. Dieser rächt sich, indem er dafür sorgt, dass die jungen Fußballerinnen in der kommenden Saison zunächst gesperrt sind.

Süßen/Donzdorf - Ein Streit über die Besetzung der Trainerstelle der Fußballdamen im VfR Süßen ist derart eskaliert, dass praktisch die gesamte Abteilung für Mädchenfußball – 35 Fußballerinnen sowie zehn Trainer und Betreuer – zum FC Donzdorf gewechselt sind. Der Massenexodus hat die Vereinsführung in Süßen so verärgert, dass sie dem Wechsel ihre Zustimmung verweigert. Für die jungen Fußballerinnen im Alter zwischen zehn und 17 Jahren bedeutet das, dass sie bis November gesperrt sind, obwohl die neue Saison bereits im September beginnt. Hinter den Querelen scheint letztlich ein Richtungsstreit zu stehen, der in Sportvereinen immer wieder Konflikte provoziert: Soll der Sport eher ein Freizeitvergnügen sein oder geht es mehr um Wettkampferfolge?

 

Hinter den Kulissen sind seit Wochen viele aktiv, um den Verein doch noch zum Einlenken zu bewegen. Doch die Fronten scheinen verhärtet. Der Vorsitzende des VfR Süßen, Christian Hocke, wirft dem emigrierten Abteilungsleiter für Frauenfußball, Konrad Gallasch, vor, dieser habe den Wechsel von langer Hand geplant. Er habe sich nicht mit der Personalpolitik des Vereins abfinden wollen. Kompromissvorschlägen sei er nicht zugänglich gewesen. Zudem nimmt Hocke Gallasch übel, dass dieser seinen Einfluss auf die Spielerinnen und deren Eltern missbraucht habe. Tatsächlich habe sich „nicht ein einziges Paar Eltern bei uns gemeldet, um unsere Sicht zu erfahren.“

Gallasch: Die Abteilung hat über den Wechsel abgestimmt

Gallasch wehrt sich gegen die Vorwürfe. Den Beschluss, nach Donzdorf zu wechseln, hätten Spielerinnen, deren Eltern und der Trainer- und Betreuerstab demokratisch in einer Abteilungsversammlung gefällt. Zuvor hätten er und seine Mitarbeiter über Monate versucht, sich mit dem VfR Süßen zu einigen. Der Streit hatte sich an der Besetzung der Trainerstelle der Damenmannschaft entzündet. Die Frauen waren mit ihrem bisherigen Trainer, Yavuz Avci, der auch zwei Mädchenmannschaften trainierte, unzufrieden gewesen. Er soll ihnen zu sehr auf Leistung fixiert gewesen sein. Außerdem gab es Kritik an seinem Umgangston. Die Frauen entschieden sich deswegen für eine neue Trainerin.

Die Mädchen hingegen scheinen mit dem erfolgsorientierten Avci wesentlich besser ausgekommen zu sein. Vor allem die B-Juniorinnen, die jetzt zu den Aktiven wechseln, wollten an ihm festhalten. Tatsächlich waren die Frauen mit der neuen Trainerin sportlich weniger erfolgreich als davor. „Von sieben Mädchen aus der B-Jugend haben mir sechs gesagt, dass sie da nicht spielen wollen“, so Gallasch.

Mädchentrainer hatten bereits das Handtuch geworfen

Der Mädchenfußball in Süßen wäre deshalb auch ohne Umzug zum FC Donzdorf gestorben, behauptet er. Denn die Mehrzahl der B-Juniorinnen habe angekündigt, sich nach einem neuen Verein umzuschauen. „Und wenn die gegangen wären, wären ihnen die jüngeren Spielerinnen nach und nach gefolgt“, mutmaßt Gallasch. Zudem hatten Avci und ein weiterer Trainer der Mädchen wegen des Hickhacks das Handtuch geworfen. „Ich stand mit drei Mannschaften ohne Trainer da und alles, was wir in den vergangenen sechs Jahren aufgebaut haben, drohte zerstört zu werden“, sagt er.

Gallasch wirft dem Verein deshalb vor, die Mädchen für die Konflikte bei den Erwachsenen zu bestrafen. Allerdings scheint der Neustart in Donzdorf trotz des Konflikts mit Süßen gut zu laufen. Die Mädchenabteilung, die Gallasch dort neu gegründet hat, ist bereits auf 60 Spielerinnen angewachsen. „Und die Tendenz ist steigend“, berichtet der alte und neue Abteilungsleiter. Dank der vielen Neuzugänge könnten seine Mädchenmannschaften trotz der vielen gesperrten Spielerinnen in der neuen Saison starten.

Einfach wechseln geht nicht

Fristen
In den meisten Wettkampfsportarten gibt es Fristen für den Vereinswechsel. Wer sie nicht beachtet, wird gesperrt, außer der frühere Verein stimmt dem Wechsel zu.

Vereine
Die Bedingungen scheinen in Donzdorf besser: Die Männer spielen eine Klasse höher als Süßen und der Verein hat mehr Sponsoren.