Touchdown, Fumble, Line of Scrimmage - diese Begriffe sind dem Sportzuschauer längst nicht mehr fremd. American Football ist die neue Leidenschaft vieler Deutschen - zumindest an Sonntagabenden auf dem Sofa. Die Zuschauerzahlen für NFL-Übertragungen im Free TV steigen stetig, und auch in den sozialen Medien muss sich Football keineswegs mehr verstecken. Bei Twitter beispielsweise macht der Hashtag #rannfl regelmäßig dem „Tatort“ Konkurrenz. Deutschland ist im American-Football-Fieber - und die Fans sind beim NFL-Finale live dabei: SAT.1 überträgt den Super Bowl zwischen den Atlanta Falcons und den New England Patriots in der Nacht zum Montag (Sendung Sonntag ab 22.55 Uhr MEZ).

 

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Die Die NFL Europe war für viele der erste Kontakt mit der in Übersee so beliebten Sportart. Aber auch in der höchsten deutschen Spielklasse, der German Football League, wird guter Sport geboten. Und das nicht erst, seit dem ProsiebenMaxx die Spiele im Free TV überträgt.

Die Mitgliederzahlen des American Football Verband Deutschland e.V. haben sich seit 2007 fast verdoppelt.

„Offensichtlich hat die Jugend gemerkt, was für eine spannende Sportart das ist“, sagt Christian Piwarz, der Pressesprecher des AFVD, das steigende Interesse. Aber von einem ganz neuen Phänomen will er nichts wissen. „Wir hatten schon Ende der 90er Jahre einen German Bowl mit über 30 000 Zuschauern in Hamburg“, erinnert er. Dieser Zuschauerrekord von 1999 steht bis heute.

Der Münzwurf entscheidet beim American Football unter anderem darüber, welches Team den Anstoß ausführt. Am Sonntag stehen sich im NRG Stadium in Houston die New England Patriots und die Atlanta Falcons gegenüber.

Super Bowl 51 wird Duell zweier grundverschiedener Quarterbacks

Die 51. Auflage des Super Bowl ist nicht nur das Aufeinandertreffen von zwei der offensivstärksten Mannschaften im US-amerikanischen Profi-Football. Das Spektakel an diesem Sonntag ist auch ein Duell zweier grundverschiedener Quarterbacks: Tom Brady bei den Patriots, Matt Ryan bei den Falcons. Nur in der Spielanlage ähnlich, gehen sie mit sehr unterschiedlichen Erwartungen aufs Feld.

Für Brady geht es darum, seinen Namen in den Geschichtsbüchern zu zementieren. Für „Matty Ice“ Ryan wäre ein Triumph dagegen zunächst nur krönender Abschluss der besten Saison seiner Karriere. Brady hat den Olymp des American Football bereits viermal mit den Patriots erklommen.

Mit einem Sieg am Sonntag wäre der 39-Jährige der erste Quarterback mit fünf Super-Bowl-Titeln. Eine historische Marke: Brady würde die NFL-Größen Joe Montana und Terry Bradshaw hinter sich lassen, die beide jeweils viermal die Vince-Lombardi-Trophäe hochhielten.

Insgesamt ist es für Brady die siebte Super-Bowl-Teilnahme, schon das ist ein Rekord. Zu seinen vier Super-Bowl-Siegen reihen sich drei Super-Bowl-MVP-Trophäen, die an den besten Spieler des Endspiels vergeben wird, sowie zwei NFL-MVP-Auszeichnungen für den besten Spieler in der Liga.

Brady ist ein Superstar, ganz anders Matt Ryan

Brady ist ein Superstar, gilt als einer der besten Quarterbacks überhaupt. Verheiratet mit Ex-Supermodel Gisele Bündchen, ausgestattet mit millionenschweren Werbeverträgen, ist er ein strahlender All-American-Boy. Und ein scharf kritisierter: Seine Unterstützung Donald Trumps stößt vielen sauer auf, der heutige US-Präsident brüstet sich mit der Freundschaft zu dem Athleten.

Ganz anders Matt Ryan, dem dieses Rampenlicht fremd ist. Er wird seinen ersten Super Bowl bestreiten. Der 31-Jährige führte die Falcons mit hochpräzisem Passspiel zu elf Siegen während der regulären Saison. Und auch in den Playoffs konnten weder die Seattle Seahawks, noch die Green Bay Packers ein Mittel gegen den auf Hochtouren laufenden Angriff aus Atlanta finden. Die Falcons kamen in ihren beiden Playoff-Begegnungen auf 80 Punkte.

Ryan rangiert in allen wichtigen Quarterback-Statistiken an erster oder zweiter Stelle, und er ist der heißeste Anwärter auf die diesjährige MVP-Auszeichnung für den besten Spieler der Liga. Zwar kann Ryan mit Bradys Trophäensammlung nicht mithalten. Aber er hat eine Auszeichnung, die Brady verwehrt blieb, die für den besten offensiven Nachwuchsspieler des Jahres.

Ryan privat und „Matty Ice“ Ryan auf dem Feld gelten als zwei verschiedene Personen. Von stiller Zurückhaltung der eine, von extremem Wettkampfgeist der andere. Beliebte Interviewaussage: „Ich bin ziemlich langweilig.“ Belege? Lieblingspizza: Käse. Lieblingseis: Vanille. Sein Vater, schreibt die „New York Times“, muss bei diesen Sätzen immer lachen. „Matt ist einfach auf dem Boden geblieben. Er ist nicht langweilig. Jetzt hat einen Millionen-Dollar-Vertrag - aber er hat nicht vergessen, wie oft er angerufen hat, weil er kein Geld mehr für Benzin hatte.“

In ihrer physischen Erscheinung sind sich Brady und Ryan ähnlich, beide sind 1,93 Meter groß und wiegen um die 100 Kilogramm, sie agieren auch ähnlich. Statistiken zeigen, dass für sie im Gegensatz zu anderen Quarterbacks der Liga der Lauf nur eine Notfall-Option ist. Sie werfen ihe Pässe überwiegend aus der „Pocket“ heraus, so wird der Raum um den Quarterback genannt.

Ryan brachte während der regulären Saison 373 seiner 534 Passversuche an den Mann. In 16 Spielen warf er für insgesamt 4994 Yards und 38 Touchdowns. Dem stehen sieben Interceptions gegenüber, die von gegnerischen Spielern abgefangen wurden. Brady, der während der ersten vier Spiele der Saison zum Zuschauen verbannt war, sammelte 28 Touchdowns und gab sogar nur zwei Interceptions ab. Insgesamt brachte es Brady auf 3554 Yards mit seinen Passversuchen.

Wie sieht die Ernährung von Profi-Footballern aus?

Footballspieler benötigen zwischen 4500 und 6500 Kalorien pro Tag, zum Vergleich: Der Tagesbedarf eines normalen Menschen beträgt zirka 2000 Kalorien.

Jordan Mazur, ernährungsphysiologischer Berater an der Berkeley, gibt eine Einschätzung über den unterschiedlichen Kalorienbedarf der einzelnen Positionen:

– Offensive Line 6000 – 6400 kcal

– Defensive Line 6200 – 6500 kcal

– Running Back 5700 – 6000 kcal

– Tight End 6000 – 6300 kcal

– Linebacker 5900 – 6200 kcal

– Quarterback 5200 – 5400 kcal

„Es ist richtig, dass verschiedene Positionen verschiedene körperliche Anforderungen mit sichbringen, zumindest in Bezug auf die Körpergröße oder das Gewicht”, sagt Simon Gavanda,Defensive End bei Universe Frankfurt in der GFL und Doktorand der Sportwissenschaften.

„Leistungsspezifisch unterscheiden sich die Positionen jedoch weniger als man denkt”, so Gavanda.“Wie hoch der Energiebedarf eines Footballers ist, hängt von sehr vielen Faktoren ab, unter anderem von seiner Position auf dem Feld, der individuellen physischen Charakteristik, dem Alter und demGeschlecht.”, so Jordan Mazur, Director of Sports Nutrition an der University of California,Berkeley.

Philipp Riebe, Personal Trainer und Ernährungsberater, betont, dass Kohlenhydrate einebesonders wichtige Rolle für die kurzen aber intensiven Sprints spielen. Energie wird dabeinämlich fast ausschließlich “anaerob”, also ohne die Zuhilfenahme von Sauerstoff, hergestellt.

Nichtsdestotrotz müssen die Profis bei der Menge an Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten daraufachten, über welche Lebensmittel sie diese aufnehmen. Sich endlos Chicken Wings, Pizza,Popcorn und Bier zu Gemüte zu führen, wie ihre Fans am Super Bowl Sonntag, ist selbst für dieLinemen keine Option: “Die Athleten werden dazu ermutigt, den Großteil der Kalorien übergesunde Vollwertkost aufzunehmen”, so Mazur.

Mehr zu diesem Thema gibt es auf der Seite meinefitness.net.

Attackiert Lady Gaga Donald Trump vor Millionen?

Tut sie es? Oder tut sie es nicht? Die bunte Welt des Entertainment rätselt, wie weit Lady Gaga in ihrer Halbzeitshow beim Super Bowl gehen wird. Wagt sie beim Football-Endspiel der NFL, dem größten Fernsehereignis des Jahres, ein politisches Statement gegen Donald Trump? Muss sich das Millionenpublikum auf einen Eklat vorbereiten? Oder nutzt sie die Gelegenheit lediglich, um eines ihrer extravaganten Outfits zu zeigen? Der Auftritt des 30-jährigen Popstars in der Pause des Duells der New England Patriots mit den Atlanta Falcons am Sonntag wird nicht nur Fans Gesprächsstoff bieten.

„Ich wäre baff, wenn sie kein politisches Statement macht“, sagte Larry Hackett, ehemaliger Chefredakteur des „People“-Magazins, dem TV-Sender ABC. „Auf dieser Bühne, mit der Gelegenheit von 115 Millionen Zuschauern, wäre es verblüffend und schlecht für ihre Karriere, wenn sie es nicht tun würde.“ Im Wahlkampf hatte Lady Gaga Hillary Clinton offen unterstützt und sich auch beim Protest vor Trumps Wolkenkratzer in New York gezeigt, der begleitet von teils heftigem Widerstand mittlerweile im Weißen Haus regiert.

Ein Neuling ist Gaga in der Super Bowl-Supershow keineswegs: 2016 hatte sie die amerikanische Nationalhymne auf dem Feld geschmettert, in glitzerrotem Hosenanzug mit rotem Lidschatten und blauen Fingernägeln. „Totale Perfektion“, titelte die Zeitung „USA Today“, das Internet quoll über vor Begeisterung über ihre Interpretation des „Star-Spangled Banner“. Nach diesem patriotischen Pop-Donnerwetter wäre ein Protest gegen den neuen Präsidenten umso bemerkenswerter.

Unvergessen der „Nipplegate“-Moment von 2004

Wie auch immer die Show ausfällt: Mit dem Auftritt treibt „Mother Monster“ ihren Wandel von der Pop-Provokateurin mit wilden Outfits zur zugänglicheren Country-Rockerin voran. Mit ihrem Album „Joanne“ verabschiedete sich Gaga im Oktober vom Freak-Status und tauschte ihr Abendkleid aus rohem Fleisch gegen den pinken Cowboy-Hut. 2016 sang sie bei den Grammy- und Oscar-Verleihungen sowie der Modenschau einer großen Marke für Damenunterwäsche, sprich: für den Mainstream. Die Rolle rückwärts wird sie sich beim Super Bowl, wo ein Drittel der gesamten US-Bevölkerung und fast die gesamte Entertainment-Branche zusehen, kaum leisten.

Für eine satte Show mit politischen Untertönen hatte sich Beyoncé entschieden, als sie 2016 „Formation“ zum Besten gab - ihren Aufschrei angesichts der Gewalt gegen Afroamerikaner und dem Kampf von Frauen in einer von Männern beherrschten Welt. Die bürgerlich als Stefani Germanotta bekannte Lady Gaga wird „Queen B“ noch toppen wollen. Der Trick sei, sich diese Weltbühne anzusehen und sich zu fragen, wie man dem Ganzen irgendwie noch einen neuen Dreh geben könne, sagt Gaga in einem Werbe-Video zur Show.

Sie und ihre Tänzer sind längst zu den Proben in Houston, damit am großen Abend alles sitzt. Denn Patzer bleiben den Zuschauern oft über Jahre im Gedächtnis. Unvergessen etwa der unbeholfene Tänzer im Hai-Kostüm, der 2015 die Choreographie bei Katy Perrys Auftritt vergeigte. Oder der „Nipplegate“-Moment von 2004, als Justin Timberlake mit einem falschen Handgriff versehentlich die Brustwarze von Janet Jackson freilegte. Von M.I.A. forderte die NFL sogar Schadenersatz in Höhe von 16,6 Millionen Dollar, weil die Sängerin den Zuschauern 2012 den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt hatte.

Lady Gaga ist ein Profi der großen Bühne, die Show am Sonntag wird ein Highlight ihrer gesamten Karriere sein. „Ich plane das, seit ich vier war, also weiß ich genau, was ich tun werde“, sagt sie.

Spektakel um die Ledereier

Wenn die Quarterbacks Tom Brady und Matt Ryan ihre Teams zum Super-Bowl-Triumph werfen wollen, dann sind auch in Handarbeit hergestellte Ochsenlederbälle mit im Spiel. Seit es Super Bowls gibt, produziert das Unternehmen Wilson Sporting Goods die Spielgeräte für das Finale der American-Football-Liga NFL.

Die NFL ist eine Hochglanzshow, ihre Einnahmen betrugen im vergangenen Jahr rund 13 Milliarden Dollar. Ihre braunen Bälle werden derweil seit Jahrzehnten mit alten Nähmaschinen in einer Fabrik in der Stadt Ada im Bundesstaat Ohio hergestellt. Das Leder liefert immer dieselbe Gerberei aus Chicago.

„Direkt vor dem Kick-off sind wir, vor allem die Leute aus Ada, immer aufgeregt“, sagt Wilson-Manager Kevin Murphy. „Wir halten unseren Atem an, nicht, weil wir für eines der Teams sind, sondern weil wir an die Bälle denken.“

Sobald die Paarung steht, beginnt in Ada die Arbeit für das Finale: Schon 48 Stunden nach dem zweiten Halbfinale bekommen die Teams - in diesem Jahr Bradys New England Patriots und Ryans Atlanta Falcons - jeweils 108 Bälle, in die unter anderem die Logos der Teams geprägt sind. Die Hälfte ihrer Bälle dürfen die Teams im Finale während ihrer Angriffe nutzen, mit den anderen können sie trainieren.

Auch Deutschland ist im Football-Fieber

Touchdown, Fumble, Line of Scrimmage - diese Begriffe sind dem Sportzuschauer längst nicht mehr fremd. American Football ist die neue Leidenschaft vieler Deutschen - zumindest an Sonntagabenden auf dem Sofa. Die Zuschauerzahlen für NFL-Übertragungen im Free TV steigen stetig, und auch in den sozialen Medien muss sich Football keineswegs mehr verstecken. Bei Twitter beispielsweise macht der Hashtag #rannfl regelmäßig dem „Tatort“ Konkurrenz. Deutschland ist im American-Football-Fieber - und die Fans sind beim NFL-Finale live dabei: SAT.1 überträgt den Super Bowl zwischen den Atlanta Falcons und den New England Patriots in der Nacht zum Montag (Sendung Sonntag ab 22.55 Uhr MEZ).

Lesen Sie hier: Super Bowl – hier schaut Stuttgart das Football-Finale

Die Die NFL Europe war für viele der erste Kontakt mit der in Übersee so beliebten Sportart. Aber auch in der höchsten deutschen Spielklasse, der German Football League, wird guter Sport geboten. Und das nicht erst, seit dem ProsiebenMaxx die Spiele im Free TV überträgt.

Die Mitgliederzahlen des American Football Verband Deutschland e.V. haben sich seit 2007 fast verdoppelt.

„Offensichtlich hat die Jugend gemerkt, was für eine spannende Sportart das ist“, sagt Christian Piwarz, der Pressesprecher des AFVD, das steigende Interesse. Aber von einem ganz neuen Phänomen will er nichts wissen. „Wir hatten schon Ende der 90er Jahre einen German Bowl mit über 30 000 Zuschauern in Hamburg“, erinnert er. Dieser Zuschauerrekord von 1999 steht bis heute.

Obwohl Kinder und Jugendliche den Football entdecken, bleibt das Interesse an der GFL verhältnismäßig bescheiden. Der Großteil der Zuschauer guckt sich doch lieber das US-Original im Fernsehen an. Das liegt vor allem am Klassenunterschied zwischen den beiden Ligen. Allein vom Sport kann in Deutschland wohl kaum ein Footballspieler leben, darunter leidet die Qualität.

Besonders für junge talentierte Spieler ist der Reiz, auf einem amerikanischen College zu spielen, daher natürlich groß. Immerhin hat man von dort eine deutlich bessere Chance, es in die NFL zu schaffen. Sebastian Vollmer, Markus Kuhn und Björn Werner haben es vorgemacht.

„Man sollte den jungen Talenten alle Möglichkeiten geben, in die USA zu gehen“, sagte Kuhn der Deutschen Presse-Agentur. „Und hoffentlich kommen sie irgendwann wieder - als Fans, als Spieler oder Coaches und bringen den Sport weiter, genauso, wie wir es beim Eishockey und Basketball gesehen haben.“ Kuhn hat vier Jahre als NFL-Profi in New York sein Geld verdient und meint: „Das American-Football-Level hat sich verbessert, weil das Coaching besser geworden ist. Aber ich glaube trotzdem, dass wir noch nicht da sind, wo wir eigentlich sein sollten und könnten.“

Moritz Böhringer ist der erste Spieler, der es aus einer europäischen Liga direkt in ein NFL-Team geschafft hat. „Das ist wirklich eine unglaubliche Geschichte. Offensichtlich schauen die Scouts der NFL auch auf Deutschland“, sagt Piwarz und macht jungen Talenten Mut.

Bis die GFL für talentierte Spieler eine echte Alternative zu einem US-College darstellt, ist es aber noch ein langer Weg. Im Vergleich zu anderen europäischen Football-Verbänden ist der AFVD jedoch gut aufgestellt. Über 200 Mannschaften sind in sechs Ligen organisiert, auch der Eurobowl wird vom deutschen Verband ausgerichtet.

Schreibt Patriots-Coach Belichick weiter Geschichte?

Bill Belichick gilt als sportliches Genie, als Trainer mit magischen Fähigkeiten. Er bricht mit den New England Patriots sämtliche Rekorde und gilt das einer der besten und erfolgreichsten Coaches auch über die Grenzen des American Football hinaus. Am Sonntag steht Belichick mit seinen Patriots vor einem weiteren Meilenstein. Mit einem Erfolg gegen die Atlanta Falcons hätte er als erster Trainer in der National Football League NFL fünfmal den Super Bowl gewonnen.

„Mich interessiert das alles nicht. Ich versuche, mein Team für Sonntagabend vorzubereiten. Alles andere ist, wie es ist“, sagte Belichick wortkarg wie eh und je. Dafür sprechen andere - über den 64-Jährigen. „Für mich ist er der beste Trainer, der jemals im Sport aktiv war“, schwärmte Doc Rivers, der die Basketballer der Boston Celtics 2008 zum NBA-Titel führte. Michael Irvin, dreifacher NFL-Champion als Spieler der Dallas Cowboys und Hall-of-Fame-Mitglied, forderte gar die Umbenennung des Super-Bowl-Pokals: Statt Vince-Lombardi-Trophäe demnächst die Bill-Belichick-Trophäe?

Doch soweit ist es noch nicht. Der Titel- und Rekordhunger des Perfektionisten mit dem Kaputzenpulli ist noch nicht gestillt. Dabei ist Belichick bereits seit 17 Jahren Patriots-Headcoach und sorgte dafür, dass das Team aus Foxborough seitdem stets zu den Titelfavoriten zählt. Viermal siegte seine Mannschaft, zweimal setzte es Niederlagen im Finale.

Neben seinen genialen Schachzügen auf dem Feld war die Verpflichtung von Tom Brady im Spieler-Draft 2000 an Position 199 die wohl beste Entscheidung Belichicks. Der heute 39 Jahre alte Quarterback, Inhaber vieler NFL-Rekorde, prägt mit Belichick die Patriots und sorgte dafür, dass das Duo am Sonntag zum siebten Mal im Super Bowl steht - Rekord für einen Starting-Quarterback, Rekord für einen Trainer.

Die Patriots verzichten auf einen General-Manager

„Unser Coach macht einen überragenden Job, in dem er uns jeden Tag immer wieder fokussiert“, beschrieb Brady die Art und Weise seines Ziehvaters. „Er sagt immer: Konzentriere dich auf deine Aufgabe und das jeden Tag, denn jeder Tag ist etwas Besonderes.“ Viele Teams versuchen seit Jahren, irgendwie das Erfolgs-Duo Belichick und Brady zu kopieren - erfolglos. Die Patriots verzichten auf einen General-Manager, sondern übergeben ihrem Trainer die komplette Verantwortung auch bei Spielerverpflichtungen.

Für Markus Kuhn ist gerade das eines der Erfolgsgeheimnisse. Der gerade zurückgetretene deutsche Football-Profi hat bereits seine Erfahrungen mit Belichick gemacht. 2015 und 2016 schaffte es der Mannheimer bei den Patriots nicht, in den endgültigen Kader zu kommen. „Er ist extrem auf Details konzentriert, versessen, muss man schon sagen. Er ist ein Perfektionist. Da gibt’s keinen besseren Coach als ihn“, sagte Kuhn der Deutschen Presse-Agentur.

Während Belichick den Patriots als Trainer weiter treu bleiben wird, muss sich der Hobby-Fischer im Falle eines Titelgewinns wohl ein neues Boot suchen. Nach dem bislang letzten Super-Bowl-Sieg 2014 kaufte er sich ein neues Boot und taufte es auf den Namen VI-Rings. Die sechs Ringe stehen für sechs Meisterschaften (vier Titel mit den Patriots, zwei als Assistenztrainer mit den New York Giants). Das Vorgängerboot, die „V-Rings“, hat er vor kurzem an ein Segelzentrum in Newport gespendet.

Patriots oder Falcons - auf wen setzt der Experte?

Es kribbelt bei Markus Kuhn. Schon bald geht der Flieger. „Mein Vater ist auch dabei, wir machen einen kleinen Männertrip“, sagte der frühere NFL-Profi vor seiner Reise nach Houston/Texas, wo am Wochenende der Super Bowl über die Bühne geht - das Highlight des Jahres für jeden, den Football nur in irgendeiner Form berührt.

Erst seit wenigen Tagen steht offiziell fest, dass Kuhn nie um den großen Preis spielen wird. Mit 30 zog der gebürtige Mannheimer einen Schlussstrich unter seine Karriere, ab Herbst will er in New York studieren. Welches Fach es werden wird, weiß er noch nicht. Nur, dass ein ganz neues Kapitel beginnt. Bevor der ehemalige Defensive Tackle in die Bücher schaut, steht die NFL im Vordergrund. Als TV-Experte verstärkt Kuhn beim Super Bowl LI das Team von Sat.1, so wie im Vorjahr. „Das war eine super Erfahrung. Wir haben eine lustige Truppe“, sagte der Fachmann im SID-Interview: „Es war klar: das machen wir dieses Jahr wieder.“ Die Arbeit im TV-Studio ist ihm wichtig: „Dadurch bringt man den Sport auch gerade den jüngeren Leuten in Deutschland, die vielleicht damit anfangen wollen, näher.“

„Defense wins championships“

Bei der 51. Auflage ist Kuhn („Es gibt nicht viele Deutsche mit Football-Ahnung“) besonders wertvoll. Im NFL-Finale stehen die Atlanta Falcons seinem früheren Klub New England Patriots gegenüber. Nach dem Abschied von den New York Giants hatte der 140-Kilo-Mann im Sommer sein Glück in Foxborough versucht, es aber nicht in den Kader geschafft. Aus seinen fünf Monaten beim Team nahm Kuhn viel mit, vor allem Quarterback Tom Brady hat ihn beeindruckt. „Tom Brady ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste Spieler, der jemals gespielt hat“, sagt Kuhn. „Wenn er einen schlechten Tag hat, muss sich die Defense im nächsten Training darauf gefasst machen, dass Brady die Bälle verteilt wie verrückt. Zwei schlechte Tage in Folge gibt’s bei so jemandem einfach nicht.“

New England ist für Kuhn der klare Favorit - nicht einmal wegen Brady. „Defense wins championships“, weiß Kuhn. Dies hätten vor einem Jahr die Denver Broncos bei ihrem Titelgewinn erst wieder bewiesen. Auch das Gesamtpaket sei besser. „Es ist ja nicht so, dass die Patriots eine schlechte Offense haben. Auch hier sehe ich sie vorne.“ Vor Matt Ryan, Spielmacher der Falcons, zieht Kuhn ebenfalls den Hut. „Man hat immer über ihn gesagt: wenn er in die Play-offs kommt, ist er nicht so gut wie sonst. Bis jetzt spielt er phänomenal“, sagt der bis heute einzige Deutsche, dem in der NFL ein Touchdown gelang.

Ein Problem könne sein, dass Ryan (31) erstmals im Super Bowl antritt. „Er stand noch nie in einem so großen Spiel. Tom Brady war auf dieser Bühne so oft wie noch kein anderer Quarterback, das hilft natürlich.“ Der Experte erwartet einen Leckerbissen. „New England und Atlanta haben in der regulären Saison und in den Play-offs dominiert. Es sind wirklich die beiden besten Teams aus AFC und NFC vertreten“, sagt Kuhn, meint aber auch: „Der Super Bowl ist immer ein Spektakel.“