Die New England Patriots haben die Atlanta Falcons beim Super Bowl denkbar knapp geschlagen. Ein sportliches Spektakel, das auch in der Böblinger US-Panzerkaserne bei so machem die Nerven strapazierte.

Böblingen - Was ein echter Football-Fan ist, der lässt sich nicht von einer unchristlichen Uhrzeit abschrecken. Der harrt bis tief in die Nacht aus, um seinen Idolen beim Kampf um den Sieg beim 51. Super Bowl zuzusehen.

 

Auch Maddox (10), Jackson (8) und Rowan (5) McCord kämpfen um 1 Uhr am Montagmorgen gegen die Müdigkeit. Zusammen mit ihren Eltern Jim und Lindsey McCord haben es sich die jungen Falcons-Fans im Bowling-Center in der Böblinger Panzerkaserne gemütlich gemacht. Auf den großen Bildschirmen am Ende der Bowling-Bahnen läuft das Spiel, Fans beider Teams haben sich wie um ein Lagerfeuer davor versammelt.

Beim Super Bowl amerikanisches Flair schnuppern

Es ist eines der größten oder vielleicht sogar das größte Sportereignis der Welt: der Super Bowl der amerikanischen Football Liga. Und das ist es mittlerweile nicht mehr nur in den USA. Auch in Deutschland schauen sich immer mehr Menschen das sportliche Spektakel im Fernsehen an. „Das hat mich total überrascht“, sagt der 32-jährige Patrick Hartmann, der aus Detroit stammt und erst seit einem Monat in Deutschland lebt. Auch wenn es heute um den Sport geht, hat er sein Deutschkurs-Buch in die Kaserne mitgebracht. „Ich lerne gerade die deutsche Sprache“, sagt er und lächelt. Für den Neu-Stuttgarter ist die Partie zwischen den Atlanta Falcons und den New England Patriots etwas ganz Besonderes, hat er doch einst an derselben Uni studiert wie Tom Brady, der Star-Quarterback der Patriots. Trotzdem würde er auch den Falcons den Sieg gönnen. „Wir Amerikaner, wir mögen Underdogs.“

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Doch nicht nur Amerikaner sind in der Nacht zum Montag in die Panzerkaserne gekommen, um bei Chicken Wings, Bier und Football ein wenig amerikanisches Flair zu schnuppern. Auch das Deutsch-Amerikanische Zentrum aus Stuttgart ist mit rund 50 Sportfans angereist, um sich dieses Highlight nicht entgehen zu lassen. Vor zwei Jahren war sie schon mal in der Panzerkaserne, um den Super Bowl zu erleben, sagt Pia Herzan, Kulturreferentin des Zentrums, im vergangenen Jahr war dies aufgrund der damaligen Sicherheitslage nicht möglich. „Ich habe das richtig vermisst“, sagt sie.

Patriots-Fans leiden in der ersten Hälfte

Doch so richtig voll gepackt mit Zuschauern ist das typisch amerikanische Bowling-Center, in dem es nach Pizza und den bereits erwähnten und häufig georderten Chicken Wings riecht, nicht. „Viele schauen den Super Bowl lieber zuhause mit Freunden“, erklärt Carola Meusel von der Pressestelle der Panzerkaserne. Und gut 80 Prozent derjenigen, die in den amerikanischen Kasernen arbeiten, leben nicht dort.

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Die erste Halbzeit der Partie ist für die anwesenden Patriots-Fans eine Zerreißprobe. Immer länger werden die Gesichter von Michael Canger und Larry Reilly, dem Leiter der hiesigen Pressestelle, beides eingefleischte Patriots-Fans, die dem Spiel sichtlich angespannt folgen. Falcons-Fans wie Milyon Hagos (24) aus Ludwigsburg, dessen Vater als Fitnesstrainer in der Kaserne arbeitet, haben wegen der deutlichen Führung ihres Teams dagegen gute Laune. „Ich würde mich so freuen, wenn die Falcons gewinnen würden“, sagt er. Immerhin hätten die Patriots schon so viele Siege eingefahren, für die Falcons dagegen wäre dieser Titel eine Premiere.

Tom Brady holt den Sieg

In der zweiten Hälfte dreht Patriots-Star-Quarterback Tom Brady dann doch noch das Finale, das zum ersten Mal in der Super-Bowl-Geschichte in die Verlängerung geht. Patriots-Fan Michael Canger hält es nicht mehr auf dem Sitz, er läuft unruhig hin und her, zappelt nervös herum. Mehrere Jahre seines Lebens hätten Tom Bradys knappe Siege ihn schon gekostet, meint er scherzhaft.

Um kurz vor halb 5 Uhr ist es dann geschafft: Brady führt seine Patriots zum fünften Super-Bowl-Sieg und macht sich damit unsterblich. Für die noch verbliebenen Fans im Bowling-Center – viele hat die Müdigkeit bereits besiegt – die Erlösung, auch wenn es für die kleinen Falcons-Fans Maddox, Jackson und Rowan leider kein Happy End gab.