Die Bilanz ist mager: Sechs Deutsche hatten auf eine erfolgreiche Spielzeit in der NFL gehofft, doch keiner kann überzeugen. Zwei Spieler machen sogar Schluss mit ihrem Sport.

Houston - In der knallharten NFL war es eine Saison ohne deutsche Heldengeschichten. Zwei Profis der amerikanischen American-Football-Liga beendeten ihre Karrieren, weil es für sie nicht weiterging. Ein Mann in Diensten von Super-Bowl-Teilnehmer New England Patriots hatte Verletzungsprobleme. Zwei Defensivtalente setzten sich nicht durch, ein Ballfänger hofft auf den Aufstieg.

 

Durchbruch verfehlt: Die Linebacker Kasim Edebali (New Orleans Saints) und Mark Nzeocha (Dallas Cowboys) blieben nur Ergänzungsspieler. Dabei startete Edebali mit besten Aussichten in die Saison. Nun ist die Zukunft des 27-Jährigen aus Hamburg offen. Sein Vertrag läuft aus, und es ist ungewiss, ob es für ihn in der NFL weitergeht. Zuletzt wurde spekuliert, ob Edebali wie der ehemalige Fußball-Torwart Tim Wiese zum Wrestling wechseln könnte. Er absolvierte jedenfalls bereits ein Probetraining.

Auch dem Franken Nzeocha gelang nicht der Durchbruch. Der ebenfalls 27-Jährige war in seinem zweiten NFL-Jahr im Cowboys-Kader, wurde aber nur in fünf Partien eingesetzt. Während er Saisonvorbereitung machte er auf sich aufmerksam, verletzte sich dann aber. Die Probleme mit der Achillessehne warfen ihn zurück. Nur im letzten Spiel vor der K.o.-Runde verzeichnete er Tackles. Bei der Playoff-Niederlage der Texaner gegen Green Bay schaute er nur zu.

Verletzt: Vor zwei Jahren gewann er noch den Super Bowl mit den New England Patriots, doch in dieser Spielzeit war Sebastian Vollmer unter anderem wegen einer Hüftverletzung außer Gefecht. Zu Beginn seiner achten NFL-Saison bestand Hoffnung, dass der Offensive Tackle aus Nordrhein-Westfalen nach einigen Partien fit sein könnte, aber daraus wurde nichts. Dafür brachte er sich als Unterhalter ein: In mehreren Videos übte er mit Mannschaftskollegen wie Superstar Tom Brady Football-Sprüche auf Deutsch ein. So brüllte Brady beispielsweise: „Es geht um Ehre!“

Vollmers Zukunft bei den „Pats“ ist unsicher. „Es hängt von zwei Sachen ab: Wie es mir gesundheitlich geht und ob der der Club noch Interesse hat“, sagte Vollmer der „Bild“-Zeitung. Sein Vertrag läuft aus. Ob sein Körper noch viele NFL-Spiele durchstehen könne, wisse er nicht, sagte der 2,03-Meter-Mann. „Ich bin auf alle Fälle eher am Ende meine Karriere als am Anfang. Da darf ich mir nichts vormachen.“

Hoffnung hat Moritz Böhringer

Tschüss sagten die Defensivspieler Markus Kuhn und Björn Werner. Kuhn trainierte in der Vorbereitung bei Vollmers Patriots, doch der 30-Jährige wurde vor dem Saisonbeginn aussortiert. Zuvor hatte er vier Jahre für die New York Giants gespielt. „Ich habe mehrere Monate bei den Patriots verbracht und mich dem enormen Konkurrenzkampf dieses Teams gestellt - das war die vielleicht schwierigste Aufgabe meiner Football-Karriere. Am Ende hat es dann leider ganz knapp nicht gereicht“, sagte er „ran.de“.

Auch Werner hoffte vor der Saison, für Furore sorgen zu können. Nach drei Jahren bei den Indianapolis Colts war er dort zwar rausgeworfen worden, hatte aber in den Jacksonville Jaguars ein neues Team gefunden. Der 26-Jährige schaffte es auch dort jedoch nicht in den endgültigen Kader. „Meine aktive NFL-Karriere ist vorbei. Mein Körper macht nicht länger mit“, sagte er Mitte Januar bei Sat1.

Hoffnung hat Moritz Böhringer: Der 23-Jährige verbrachte die Saison in der Trainingsgruppe der Minnesota Vikings. Für den Job auf der extrem anspruchsvollen Position des Receivers - eines Ballfängers - könnte das die notwendige Fortbildung gewesen sein. Schließlich ist Böhringer ein außergewöhnlicher Athlet, der für NFL-Standards aber ungewöhnlich große Defizite bei der Lauf- und Fangtechnik hat. „Erst einmal musste ich mich an die Liga gewöhnen - vor allem an die Schnelligkeit. Aber natürlich habe ich mich in jedem Bereich verbessert“, sagte Böhringer „ran.de“. Er glaube daran, 2017 zu den 53 Männern zu zählen, die im Saisonkader der Vikings stehen. „Sonst wäre ich nicht mehr hier, wenn ich da keine Chance sehen würde.“