VW, Bayer, BASF, Siemens und Co. haben am Donnerstag teils üppige Gewinne gemeldet.

Berlin - Die Schwergewichte der deutschen Wirtschaft sahnen kräftig ab: Volkswagen, Bayer, BASF, Siemens und Co haben am Donnerstag teils üppige Gewinne gemeldet. Doch die Top-Manager der exportstarken Konzerne warnen auch vor konjunkturellen Risiken in aller Welt.

 

Vor allem von VW und BASF hatten die Börsianer noch mehr erwartet: Ihre Aktien gerieten heftig unter Druck - der Dax verlor aber auch unter dem Eindruck des US-Schuldenstreits deutlich. Ein Überblick über die Zahlen-Flut:

- VOLKSWAGEN: Auf dem Weg zur weltweiten Nummer Eins haben die Wolfsburger in der ersten Jahreshälfte weltweit über vier Millionen Autos verkauft, 14,3 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum. Das brachte 6,5 Milliarden Euro Gewinn (nach 1,8 Milliarden zuvor). Der Umsatz stieg um mehr als ein Viertel auf rund 78 Milliarden. Im Gesamtjahr will Volkswagen Umsatz und Ergebnis des Vorjahres zwar deutlich übertreffen. Die Entwicklung dürfte im zweiten Halbjahr aber nicht mehr ganz so rosig ausfallen: Zins- und Wechselkurseffekte sowie die hohen Rohstoffpreise belasten. Börsianer schickten das Papier auf Talfahrt, fünfeinhalb Prozent ging es abwärts.

- SIEMENS: Die abflauende Konjunktur und mehrere schlechte Nachrichten trübten die Zwischenbilanz. Der Technologieriese musste einen Gewinneinbruch auf 501 Millionen Euro melden, nach zuvor 1,4 Milliarden. Mehrere Sondereffekte schlugen durch: Weil Siemens ein gemeinsames Projekt mit dem Atomkonzern Areva kündigte, wurden Entschädigungszahlungen fällig. In der Medizintechniksparte fielen hohe Abschreibungen an. Dafür stiegen die Aufträge um 20 Prozent, vor allem wegen des Bahn-Auftrags für die neuen ICx-Züge. Auch der Umsatz legte zu. Chef Peter Löscher warnt jedoch: "Die Risiken des weltwirtschaftlichen Umfelds nehmen derzeit eher zu."

- MAN: Große Nachfrage nach großen Fahrzeugen. Dank des Lkw-Booms haben die Münchner ihren Gewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt, unter dem Strich waren es 289 Millionen Euro. Der Umsatz stieg um 17 Prozent auf über 4,2 Milliarden. MAN blickt jetzt noch optimistischer aufs Gesamtjahr und rechnet nun mit einem Umsatzplus zwischen 10 und 15 Prozent.

- LUFTHANSA: Krisen, Katastrophen und teures Kerosin haben den Höhenflug der Lufthansa gebremst. Zwar war die Nachfrage im ersten Halbjahr so stark, dass der Umsatz um elf Prozent auf 14,1 Milliarden Euro stieg. Doch überraschend flog die Airline mit einem operativen Gewinn von drei Millionen Euro nur knapp in die Gewinnzone zurück. Vor einem Jahr hatte der Vulkanausbruch auf Island für ein dickes Minus gesorgt. Immerhin läuft das Frachtgeschäft hervorragend, Lufthansa Cargo flog nur knapp unterhalb des Rekordwerts. Unter dem Strich verdoppelte sich der Lufthansa-Verlust wegen Abschreibungen auf Treibstoff-Geschäfte auf 206 Millionen Euro.

Auch Bayer und Bahn verzeichnen sattes Plus

- BAYER: Gute Zahlen bei der Chemie, aber miese im Pharmageschäft - so lässt sich die Bilanz der Leverkusener zusammenfassen. Immer stärker setzen die Hersteller billiger Nachahmerpräparate der Medizinsparte von Bayer zu. Doch der Chemie-Boom und das starke Agro-Chemiegeschäft brachten letztlich ein Umsatzplus von 0,8 Prozent (auf rund 9,3 Milliarden Euro im zweiten Quartal) sowie einen Gewinnanstieg auf 747 Millionen Euro (nach 530 Millionen im Vergleichsquartal).

- BASF: Chemieprodukte sind so gefragt, dass die Ludwigshafener den Gewinn auf 1,5 Milliarden Euro im zweiten Quartal steigern konnten (nach zuvor 1,2 Milliarden). Der Umsatz kletterte um 13,9 Prozent auf 18,5 Milliarden. Dabei half der jüngste Zukauf des Spezialchemiekonzerns Cognis. Negativ: Die Schwäche des US-Dollar drückt auf die Erlöse bei Geschäften mit Übersee, außerdem wird die Erdölförderung der Tochter Wintershall in Libyen in diesem Jahr wohl nicht mehr laufen. Am Ende des BASF-Geschäftsjahrs soll trotzdem ein neues Spitzenergebnis stehen. Rund fünfeinhalb Prozent gab die Aktie nach.

- INFINEON: Der Halbleiterhersteller schwimmt auf der Erfolgswelle der Autoindustrie. Die Bayern konnten ihren Umsatz im zweiten Quartal um fünf Prozent auf mehr als eine Milliarde steigern. Der Gewinn sank unterm Strich allerdings deutlich von 572 Millionen Euro auf 190 Millionen Euro - hier schlug der Verkauf der Infineon-Handychipsparte durch. Die strategische Ausrichtung Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit sei trotzdem richtig, versicherte Vorstandschef Peter Bauer.

- DEUTSCHE BÖRSE: Hier wurden die Bilanzzahlen erst für den Abend erwartet. Der Handelsplatzbetreiber ist derzeit vor allem wegen der angestrebten Mega-Fusion mit der New Yorker NYSE im Fokus. Bis Jahresende soll der Zusammenschluss fix sein - dafür müssen noch die Wettbewerbshüter zustimmen. Analysten rechneten mit einem Quartalsüberschuss von gut 200 Millionen Euro und einem leichten Umsatzrückgang - zuletzt hatten Börsianer weniger gehandelt.

- DEUTSCHE BAHN: Der Konzernumsatz des bundeseigenen Unternehmens stieg im Vorjahresvergleich um 2,8 auf 18,9 Milliarden Euro. Unterm Strich stehen rund 650 Millionen Euro, nach 392 Millionen zuvor. "Eine positive Halbjahresbilanz", kommentierte Verkehrsminister Peter Ramsauer.

- DIE ÖLRIESEN: Sie sind die Gewinner dank der gewaltigen Energienachfrage und steigender Ölpreise: Der weltgrößte Ölkonzern ExxonMobil baute seinen Gewinn im vergangenen Quartal um 41 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar aus, Europas Branchenführer Shell verdoppelte seinen Gewinn nahezu auf 8,7 Milliarden Dollar. Die norwegische Statoil konnte ihren Überschuss sogar verneunfachen.

- DER ARBEITSMARKT: Die Sommerflaute hat dem Jobaufschwung einen leichten Dämpfer versetzt - doch schon für den Herbst rechnet die Arbeitsagentur wieder mit sinkenden Arbeitslosenzahlen. Im Juli waren rund 2,94 Millionen Menschen offiziell arbeitslos. Das waren 46 000 Menschen mehr als im Juni, aber 247 000 weniger als im Vorjahr.