Aber die Seattle Seahawks haben sich die Freude am Spiel und am Sieg durch den Störversuch nicht mehr nehmen lassen. Es ist ihr erster Superbowl-Titel, und der Trainer Pete Carroll war hinterher begeistert: „So sind meine Jungs“, sagte er, „sie akzeptieren nichts anderes, als zu gewinnen.“

 

Hungrige Underdogs, sie drehen auf, wenn es pressiert. Doug Baldwin zum Beispiel, der Ballfänger. Der letzte Touchdown war seiner, und es war ihm eine Genugtuung, dass ihm mit seiner Offensive gleich fünf davon gelungen waren – denn wie oft hatte er sich ärgern müssen. Immer hieß es, die Defensive sei das ein und alles von Seattle. Baldwin sagte: „Man kann es nicht mehr hören, wenn dauernd gesagt wird, dass wir Receiver vorne nur Durchschnitt sind, nur Spaziergänger. Nun haben wir Spaziergänger unsere Hintern bis hierher geschleppt, zur Superbowl.“

„Warum nicht wir?“

Oder Russell Wilson, der Quarterback. Auch er wurde in der öffentlichen Wahrnehmung nie als der ganz große Knüller skizziert, weil man nie genau wusste, was dieser gedrungene Kerl nun eigentlich ist, Footballer oder Baseballer – denn Letzteres hat er vor nicht allzu langer Zeit bei den Texas Rangers noch gespielt. Jetzt weiß man es. Noch auf dem Platz, gleich in der Stunde des Sieges, hat Wilson unter dem Freudenorkan der 25 000 mitgereisten Fans aus Seattle dem erstbesten Mikrofon und der dazugehörigen Reporterin erzählt: „Wissen Sie, was wir uns immer gefragt haben: Warum nicht wir?“

Sie sind die Meister.

43:8.

Wenn es für die Denver Broncos so ausgegangen wäre, für den besten Quarterback hinter der besten Offensive des American Football, hätte sich keiner gewundert. Aber für die Seattle Seahawks, deren Angriffswucht als eher durchschnittlich eingeschätzt worden war? Das 48. Finale im MetLife-Stadion in East Rutherford in New Jersey erwies sich als das einseitigste in der Geschichte des Superbowls– und irgendwie passte dazu dann auch die nächtliche Meldung, dass während einer Superbowl-Party in Denver ein Mann mit lebensgefährlichen Schussverletzungen in die Klinik gebracht werden musste.

Manning steigt mit dem falschen Bein aus dem Bett

Der Sport hat manchmal eine Macke. Da spielt einer seine beste Saison, stellt Rekorde auf, wird neulich zum „Most Valuable Player“ gewählt, zum besten Spieler der Liga – und steigt am alles entscheidenden Tag mit dem falschen Bein zuerst aus dem Bett. Mannings Würfe hatten eine solche Streuung, dass man Angst haben musste, der Ball könnte über die George-Washington-Brücke und den Hudson River hinüber nach Manhattan fliegen.

Woran es lag?

Die Kälte war es nicht. „Je kälter, desto besser“, hatte Seattles Trainer Pete Carroll vor dem Spiel gesagt – in der Hoffnung, dass Mannings mirakulöse Würfe erfrieren könnten, denn seine Kaltwetterbilanz bei Spielen um den Gefrierpunkt lag bei 4:7. Aber so kalt war es gar nicht. Der Frost hatte sich pünktlich zum Spielbeginn verzogen. Kein Schneesturm, kein Eisregen und doch wurde Manning kalt erwischt – und Denver. 0:22 bei Halbzeit.

Erinnerungen an Gladbachs 12:0-Sieg gegen Dortmund

Kurz danach 0:36. Spontan dachte man als deutscher Beobachter zurück in den April 1978, als Borussia Dortmund gegen Gladbach 0:12 unterlag, und Manfred Burgsmüller, einer der Pechvögel, später verriet: „Es stand 0:7, da wollte Otto Rehhagel den Siggi Held einwechseln. Der hat ihn angeschaut und gesagt: ,Soll ich dat Ding jetzt noch rumreißen?‘“

Auch Peyton Manning hat es nicht mehr geschafft. Wenigstens noch ein Touchdown-Pass gelang ihm, auf seinen Ballfänger DeMarjius Thomas – dessen Mutter und Oma werden sich vor dem Fernseher im Gefängnis ein bisschen getröstet haben. Sie sollen versucht haben, Kokain an den Mann zu bringen.

Der Trainer ist hellauf begeistert

Aber die Seattle Seahawks haben sich die Freude am Spiel und am Sieg durch den Störversuch nicht mehr nehmen lassen. Es ist ihr erster Superbowl-Titel, und der Trainer Pete Carroll war hinterher begeistert: „So sind meine Jungs“, sagte er, „sie akzeptieren nichts anderes, als zu gewinnen.“

Hungrige Underdogs, sie drehen auf, wenn es pressiert. Doug Baldwin zum Beispiel, der Ballfänger. Der letzte Touchdown war seiner, und es war ihm eine Genugtuung, dass ihm mit seiner Offensive gleich fünf davon gelungen waren – denn wie oft hatte er sich ärgern müssen. Immer hieß es, die Defensive sei das ein und alles von Seattle. Baldwin sagte: „Man kann es nicht mehr hören, wenn dauernd gesagt wird, dass wir Receiver vorne nur Durchschnitt sind, nur Spaziergänger. Nun haben wir Spaziergänger unsere Hintern bis hierher geschleppt, zur Superbowl.“

„Warum nicht wir?“

Oder Russell Wilson, der Quarterback. Auch er wurde in der öffentlichen Wahrnehmung nie als der ganz große Knüller skizziert, weil man nie genau wusste, was dieser gedrungene Kerl nun eigentlich ist, Footballer oder Baseballer – denn Letzteres hat er vor nicht allzu langer Zeit bei den Texas Rangers noch gespielt. Jetzt weiß man es. Noch auf dem Platz, gleich in der Stunde des Sieges, hat Wilson unter dem Freudenorkan der 25 000 mitgereisten Fans aus Seattle dem erstbesten Mikrofon und der dazugehörigen Reporterin erzählt: „Wissen Sie, was wir uns immer gefragt haben: Warum nicht wir?“

Sie sind die Meister.

Nicht die Favoriten, nicht die Broncos. Die standen neben sich. „Die Saison so zu beenden“, sagt Peyton Manning, „ist enttäuschend.“ Zu wörtlich hatten er und seine Mannschaft die Red Hot Chili Peppers genommen, die bei der Halbzeitshow sangen: „Give it away“. Verschenkt. Versenkt.