Joss Whedon, der auch den vorigen „Avengers“-Film inszeniert hat, erkennt die Gefahr und stemmt sich gegen eine weitere Beschleunigung und Effekte-Inflation – auch wenn er mit dem Aufmarsch von Roboterhorden jede Menge Gelegenheit für Tohuwabohu erhält. Whedon, der auch das Drehbuch geschrieben hat, betont die menschlichen Seiten seiner Figuren und schafft es, subversive Ironie aufblitzen zu lassen, wo mittlerweile eher simpler Pausenklamauk des Gedröhne der Effektfilme kurz unterbricht.

 

Nicht allzu ernst nehmen

Sogar einen Subtext meint man hie und da zu erkennen. In einem Zeitalter, in dem die ikonenhaften Gestalten der Comics Hollywoods wichtigste Helden geworden sind, fragt dieser Film nach Maske und Gesicht. Die Robotersphäre von Ultron ist eine, in der Maske und Gesicht zusammenfallen: mörderische Logik braucht keine Mimik. Der Patriot Captain America läuft bei den Guten ebenfalls Gefahr, zur Maske einer Ideologie zu erstarren. Hulk ist dagegen der Vertreter einer Gefühligkeit, die sich nicht im Griff hat, ein permanenter Ausraster, dessen Mimik als Grimasse schreckt.

Am interessantesten ist Iron Man, hinter dessen bedrohlich reglosem Gesichtspanzer das flexible Gesicht eines Hallodri steckt. Am rätselhaftesten bleibt Black Widow, die auf Undurchschaubarkeit getrimmte Agentin, die Liebeszeichen gibt, von denen man sich fragt, wie authentisch sie sind. Allzu ernst sollte man auch diese Lesart aber nicht nehmen, denn Hawkeye bringt die lockere Selbsteinschätzung des Films mal auf den Punkt: „Nichts hier ergibt irgendeinen Sinn.“

Avengers: Age of Ultron. USA 2015. Regie: Joss Whedon. Mit Robert Downey jr., Scarlett Johansson, Chris Hemsworth. 141 Minuten. Ab 12 Jahren.