Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Die Kirchtürme: romanische sehen aus wie der Turm einer Burg, gotische wie Zuckerbackwerk und barocke wie ein abgesägtes Stuhlbein von Omas Möbeln. Die Türme haben die Zeit aus dem Himmel gegriffen und in die Stadt gebracht. Ihre Glocken schlugen den Takt des Leben. Wer auf dem Feld arbeitete, konnte es läuten hören zum Mittag, zum Vesper und zum Feierabend. Die Kirchenglocken meldeten die Taufe und den Tod, sie verkündeten Krieg und Frieden. Der Turm der Frauenkirche scheint entrückt über der Stadt zu schweben. Vielleicht war ein heidnisches Heiligtum an der Stelle, wo die erste kleine Marienkapelle stand, die möglicherweise für den Gottesdienst in der staufischen Pfalz nebenan gedacht war.

 

Unter der Kirche, in verborgenen Schächten, soll sich noch ein Brunnen befinden. Vielleicht ist es sogar ein keltisches Quellheiligtum, das später zu Ehren der Jungfrau Maria, der Reinen, sprudelte.

Maria wacht über die Stadt

Die Frauenkirche ist trotz ihrer protestantischen Tradition ein wichtiges Marienheiligtum. Begonnen in der Zeit der Pest, die 1349 über die Alpen kam, hat die Maria über die Stadt gewacht und sie geschützt: Sie tut es noch heute. Die größte Madonnenfigur der Stadt ist in 32 Meter Höhe unter dem Dachfirst angebracht und blickt nach Osten.

Wir überlegen, ob wir noch weiter hochsteigen sollen. Eine Kirche ist nie fertig, die auf Stein gebaute nicht und die auf Menschen gebaute nicht. Die Sandsteine hier sind wohl alle von der letzten großen Renovierung der Kirche 1855. Man liest die Namen der Stifter in gotischen Lettern in den Stein geschlagen. Die jetzigen Restauratoren restaurieren auch diese Namen wieder. Die Stufen, abgetreten in Jahrhunderten, sind mit Estrich aufgegossen und wieder eben gemacht. Die letzte Höhe auf den höchsten Turmumgang versagen wir uns. Eine hölzerne Wendeltreppe führt hinauf. Dann wäre da nur noch Himmel und darunter der Engel.

Eines lernt man in diesen Kirchenräumen, dass die Aussage, eine evangelische Kirche sei eine reine Versammlungshalle, das ist, was Schaal-Ahlers als „platte protestantische Theologie“ bezeichnet. In einem Kirchenraum, in dem so viele Jahrhunderte gebetet wurde und den so viele Künstler gestaltet haben, spürt er die Anwesenheit Gottes.

Den Turm betritt man durch eine Klapptür neben dem Westportal. Der Weg führt über eine Wendeltreppe zunächst empor in die Organistenstube. Dort haben sich die großen Esslinger Musiker in Bildern verewigt. Kalt ist es hier, in einer Mauernische steht eine Kaffeemaschine, ein Sofa scheint aus der ersten Zeit der Kirche von 1321 zu stammen, weiter oben führt die Wendeltreppe in zwei Turmstuben. Darin ist ein kleines Museum der Renovierungen eingerichtet. Alte Pläne, alte Ansichten, ein zerfressener mittelalterlicher Wasserspeier sperrt sein Froschmaul auf. Einst wurde er gegen einen neugotischen Kollegen ausgetauscht, dessen düstere Schönheit jetzt die Fassade ziert. Die Treppe führt weiter in die Glockenstube.

Wie die Türme einer Burg

Die Kirchtürme: romanische sehen aus wie der Turm einer Burg, gotische wie Zuckerbackwerk und barocke wie ein abgesägtes Stuhlbein von Omas Möbeln. Die Türme haben die Zeit aus dem Himmel gegriffen und in die Stadt gebracht. Ihre Glocken schlugen den Takt des Leben. Wer auf dem Feld arbeitete, konnte es läuten hören zum Mittag, zum Vesper und zum Feierabend. Die Kirchenglocken meldeten die Taufe und den Tod, sie verkündeten Krieg und Frieden. Der Turm der Frauenkirche scheint entrückt über der Stadt zu schweben. Vielleicht war ein heidnisches Heiligtum an der Stelle, wo die erste kleine Marienkapelle stand, die möglicherweise für den Gottesdienst in der staufischen Pfalz nebenan gedacht war.

Unter der Kirche, in verborgenen Schächten, soll sich noch ein Brunnen befinden. Vielleicht ist es sogar ein keltisches Quellheiligtum, das später zu Ehren der Jungfrau Maria, der Reinen, sprudelte.

Maria wacht über die Stadt

Die Frauenkirche ist trotz ihrer protestantischen Tradition ein wichtiges Marienheiligtum. Begonnen in der Zeit der Pest, die 1349 über die Alpen kam, hat die Maria über die Stadt gewacht und sie geschützt: Sie tut es noch heute. Die größte Madonnenfigur der Stadt ist in 32 Meter Höhe unter dem Dachfirst angebracht und blickt nach Osten.

Wir überlegen, ob wir noch weiter hochsteigen sollen. Eine Kirche ist nie fertig, die auf Stein gebaute nicht und die auf Menschen gebaute nicht. Die Sandsteine hier sind wohl alle von der letzten großen Renovierung der Kirche 1855. Man liest die Namen der Stifter in gotischen Lettern in den Stein geschlagen. Die jetzigen Restauratoren restaurieren auch diese Namen wieder. Die Stufen, abgetreten in Jahrhunderten, sind mit Estrich aufgegossen und wieder eben gemacht. Die letzte Höhe auf den höchsten Turmumgang versagen wir uns. Eine hölzerne Wendeltreppe führt hinauf. Dann wäre da nur noch Himmel und darunter der Engel.