Umbau der Mercedes-Benz-Arena Beim VfB Stuttgart gibt es bald eine Superloge

Beim VfB Stuttgart wird die Haupttribüne bald umgebaut. Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Im Zuge des Stadionumbaus in Stuttgart wird auf Höhe des Spielertunnels ein Hospitality-Bereich eingerichtet. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur neuen Haupttribüne in Stuttgart.

Stuttgart - Der VfB Stuttgart hat nun den Umbaustart für die Haupttribüne der Mercedes-Benz-Arena verkündet. Anlass war die nach zähen Verhandlungen erreichte Vereinbarung mit der Stuttgarter Arbeitsgemeinschaft 1893 Ed. Züblin/ROM Technik GmbH und Co. KG, die die auf 98,5 Millionen Euro geschätzte Modernisierung vornehmen soll. Das erste Angebot lag um mehr als ein Drittel darüber. Der Gemeinderat hat die Finanzierungsvereinbarung gebilligt, die dem Fußball-Bundesligisten eine deutlich höhere Pacht auferlegt. Ein neuerlicher Abstieg würde die Frage aufwerfen, ob diese wieder gestundet werden müsste. Darüber muss man sich in Freiburg keine Gedanken machen. Die Stadt und der Sportclub haben sich für ihr neues Stadion das in Stuttgart ersonnene Gesellschaftskonstrukt abgeschaut, im Breisgau herrschen gerade bessere sportliche und finanzielle Bedingungen.

 

Warum wird das Stadion umgebaut? Stuttgart will bis zu sechs Spiele der Fußball-EM 2024 ausrichten. Gefordert sind eine gute Beschallung und eine Beleuchtung mit LED-Lampen. Auch eine Fotovoltaikanlage kommt aufs Dach. In erster Linie geht es aber um die Haupttribüne, die im unteren Bereich beim Umbau und der Tieferlegung des Spielfelds im Jahr 2010 nur um einige Zuschauerreihen ergänzt wurde. Der große Rest stammt von 1974, das Innenleben ist also nicht mehr zeitgemäß. Der VfB will in diesem Zug seinen VIP-Bereich aufpäppeln. Die Zahl der Businesssitze erhöht sich um 650.

Was hat es mit dem Tunnel-Club auf sich? Es handelt sich um einen besonderen Hospitality-Bereich. Manchester City und Tottenham haben solche VIP-Clubs, die durch eine Scheibe einen Blick auf den Spielertunnel und die Mixed Zone, wo nach dem Spiel Interviews geführt werden, ermöglichen. Es ist ein „wertvolles Alleinstellungsmerkmal“, sagt Stadion-Chef Martin Rau, und eine „kreative Idee, um Vermarktungs- und Erlöspotenziale für den VfB Stuttgart zu erschließen“. Nachdem das Ausschreibungsergebnis vorlag, habe der Club um die Realisierung des Tunnel-Clubs gerungen. Diese lag aber über dem Budget, so dass die Stadion KG sich außerstande sah, das Projekt zu finanzieren. Nun gibt es einen Kompromiss: Die Außenhülle des Tunnel-Clubs und die Versorgungsleitungen bezahlt die Stadion KG, der VfB übernimmt den Ausbau dieser Superlogen wie Wand- und Fußbodenbeläge und technische Ausstattung sowie die Kosten für Beleuchtung, Möblierung und Kücheneinrichtungen. Von einer großen baulichen Erneuerung des Vorgebäudes hat man dagegen abgesehen. Lediglich der Eingangsbereich im Rondell auf der Ebene 0 wird erneuert.

Wer bezahlt den Umbau und den Betrieb? Es gibt seit dem Umbau in die Mercedes-Benz-Arena drei Akteure: die Stadt, ihre Tochterfirma Stadion Neckarpark GmbH & Co. KG und als Hauptpächterin die VfB Stuttgart 1893 AG. Für den aktuellen Umbau leistet die Kommune einen Baukostenzuschuss von 37,5 Millionen Euro. Die Stadion KG gibt mittels Kredit 36,25 Millionen Euro und die VfB AG 24,75 Millionen Euro, die sie sich von der Stadt leiht und nach der EM in sechs Jahresraten zurückbezahlen muss.

Im Tagesgeschäft finanziert die Stadiongesellschaft ihren Aufwand von rund neun Millionen Euro ausschließlich aus den Pachteinnahmen des VfB; sie bezahlt damit die mit dem neuerlichen Umbau auf mehr als 80 Millionen Euro angehäuften Bankschulden ab und an die Stadt für das Grundstück Erbbauzinsen; das sind gerade 740 000 Euro jährlich. Bis 2041 müssen zudem etwa 70 Millionen Euro angespart worden sein, um entsprechende Sanierungen vorzunehmen.

Die bisherige Grundpacht für den VfB Stuttgart erhöht sich wegen der nun gestiegenen Refinanzierungskosten des Vermieters Stadion KG von jährlich 5,3 Millionen auf 6,9 Millionen Euro. Hinzu käme eine variable Pacht von 7,5 Prozent der Nettoticketeinnahmen. Als der Verein zweimal abgestiegen war, wurde die Pacht gestundet. Und weil in Pandemiezeiten keine oder nur wenige Zuschauer zugelassen waren – ein volles Stadion spült bis zu zwei Millionen Euro Ticketeinnahmen in die Clubkasse –, musste die Pacht um 1,3 Millionen Euro gesenkt werden. Martin Rau betet für den Klassenerhalt und sich füllende Zuschauerränge.

Wie sieht es beim SC Freiburg aus? Die Breisgauer haben das Miteinander von städtischer GmbH und pachtendem Verein für ihr neu gebautes Europaparkstadion für nachahmenswert befunden. Die Stadion Freiburg Objektträger GmbH und Co. KG (SFG) wurde 2016 zur Errichtung, Unterhaltung und Verwaltung des 34 700 Zuschauer fassenden Stadions gegründet, dessen Bau 76,45 Millionen Euro kostete. Die Stadt hat das Grundstück eingebracht, Erbbauzinsen verlangt sie also nicht, zudem gab es einen Zuschuss von 9,5 Millionen Euro, der vom Land kam. Der Sportclub ist an der SFG als atypisch stiller Gesellschafter mit 26,45 Millionen Euro beteiligt. Zum Vergleich: Der VfB legte 27 Millionen Euro ein, die von der Daimler AG kamen. Für den Umbau erhöht sich seine Einlage um 24,75 Millionen Euro.

Rechnet sich das Modell in Freiburg? Im Breisgau ist alles eine Nummer kleiner – ausgenommen der sportliche und damit finanzielle Erfolg. Der SC kämpft nicht gegen den Abstieg, sondern um einen Platz im europäischen Wettbewerb. Vorstand Oliver Leki hat 200 neue Sponsoren gemeldet und eine fast vollständige Auslastung von Businessplätzen und Logen (die Sitzzahl hat sich auf 2000 verdoppelt). Die Stadion KG muss mit 40 Millionen Euro nur halb so viel Darlehen zurückzahlen wie die in Stuttgart. Geschäftsführer Michael Gedeon-Göbel sagt, der SC müsse in der ersten Liga 3,8 Millionen Euro und bei einem Zweitligaaufenthalt 2,5 Millionen Euro Jahrespacht aufwenden. Der SC Freiburg habe auch die Möglichkeit, das Stadion zu erwerben, sobald es abbezahlt sei.

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