Die Stadt ist sehr gut mit Lebensmittel-Einzelhandel versorgt, ergibt ein neues Gutachten.

Weil der Stadt - Was die Bürger schon immer ahnten, liegt jetzt schwarz auf weiß bestätigt vor. An Lebensmitteln gibt es in Weil der Stadt, jedenfalls in der Kernstadt, keinen Mangel. Zählt man alle Einzelhändler zusammen, sind das 89 Betriebe, die auf 24 000 Quadratmetern Verkaufsfläche rund 86 Millionen Euro Umsatz machen.

 

Das ergibt ein Gutachten, das der Geograf Gerhard Beck von der Ludwigsburger „Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung“ erstellt hat. „Das ist ein Einzelhandel, wie er typisch ist für eine Stadt dieser Größe“, bilanziert er. „Die Haupt-aufgabe wird sein, den Bestand zu halten.“

Anlass für ein solches Einzelhandelskonzept ist das Neubaugebiet Häugern. Dort will die Stadtverwaltung einen Supermarkt ansiedeln. Bei der Genehmigung wird die Frage eine Rolle spielen, ob ein solcher Markt an der Stelle überhaupt nötig und sinnvoll ist.

Norma würde gern umziehen

Einen Aspiranten für den Häugern-Standort gibt es jedenfalls schon, berichtet der Bürgermeister Thilo Schreiber (CDU) am Mittwochnachmittag den Gemeinderäten im Technischen Ausschuss: „Der Norma ist auf uns zugekommen, weil er mit der jetzigen Lage unzufrieden ist.“ Derzeit ist der Norma in der Josef-Beyerle-Straße, mitten im Industriegebiet und fernab von Wohngebieten. „Wir würden den Norma gern verlegen, weil dort dann Gewerbefläche frei wird – und an Gewerbefläche fehlt es in Weil der Stadt“, erklärt Schreiber. Die Gespräche mit Norma seien fruchtbar. Möglicherweise könne man den Einkaufsmarkt und den Kindergarten in einem Gebäude zusammenbringen.

Der Einzelhandelsexperte bekräftigt das. „Das ist ein wünschenswerter Schritt zur Stärkung der Nahversorgung“, sagt Beck. Da habe es einen Sinneswandel gegeben. Während einst die Supermärkte in die Industriegebiete verbannt wurden, versuche man heute, Wohnen und Einkaufen wieder zusammenzubringen.

Unter den Gemeinderäten ist das allerdings umstritten. „Damit werden wir im Blammerberg abgehängt“, sagt Sabine Holmgeirsson (Grüne). Der Norma sei der einzige Markt, der von diesem nordöstlichen Teil einigermaßen fußläufig zu erreichen ist. Und FDP-Stadtrat Hans Dieter Scheerer sorgt sich um den Verkehr, denn beim Häugern liegt schon jetzt die meistbefahrene Kreuzung der Stadt. Bereits heute sind dort auch ein Lidl und ein Aldi. „Der Norma würde für noch mehr Verkehrsbelastung sorgen“, sagt Scheerer.

Längst nicht mehr genehmigungsfähig

Der Beigeordnete Jürgen Katz versteht, dass die Norma-Verlegung „für die Blammerberger blöd ist“. „Allerdings würde man heute nie auf die Idee kommen, an diese Stelle einen Supermarkt zu setzen“, sagt er. Mitten im Industriegebiet sei ein Lebensmittelhändler längst nicht mehr genehmigungsfähig. Siedlung und Nahversorgung zusammenzulegen sei absolut sinnvoll, findet Katz. „Wenn man den Blammerberg versorgen will, müsste man überlegen, ob man dort einen geeigneten Standort findet.“

Ansonsten ist die Kernstadt aber gut versorgt, zeigt das Gutachten. Auch Merklingen mit seinem Penny-Markt hat einen Lebensmittelhandel. Als „Glücksfall“ bezeichnet es der Geograf Gerhard Beck, dass sich auch in Schafhausen ein Penny ansiedeln will – das sei für einen Ort dieser Größe nicht selbstverständlich. „Das funktioniert nur aufgrund der stark befahrenen Landesstraße“, erklärt der Experte. Keine Hoffnung kann er dagegen für Münklingen und Hausen machen. Diese Teilorte seien zu klein. „Man kann Einzelhandel nicht überall hinbringen, aber man kann die Bürger zum Einzelhandel bringen“, sagt Beck und nennt Bürgerbusse als Beispiel.

Generell sei der Branchenmix in Weil der Stadt gar nicht so schlecht. In der Altstadt gebe es einen Schreibwarenladen, Bekleidungsgeschäfte und Apotheken. „Da befinden Sie sich auf einem ordentlichen Niveau“, sagt Gerhard Beck. In der Zukunft immer wichtiger werde aber Gastronomie und Dienstleistung für die Belebung der Innenstädte. Und dann nennt er – wenig überraschend – noch eine Branche, wo er Nachholbedarf sieht. „Ein Baumarkt fehlt“, sagt Beck, „das wäre eine echte Chance für die Weiterentwicklung.“