Für die OB-Wahl im Jahr 2019 werden in Ludwigsburg Gegenkandidaten zu dem Amtsinhaber Werner Spec gesucht. Grüne und SPD setzen auf Wechseleffekte wie in Freiburg und Böblingen – nicht ohne Risiko.

Ludwigsburg - Nach der politischen Sommerpause wird die Kommunalpolitik bald wieder in den höchsten Gang schalten müssen. Im Herbst wird zunächst für die Stadt Ludwigsburg ein vierter Dezernent gesucht – dabei soll aber mehr die fachliche Kompetenz als Parteipolitik im Vordergrund stehen. Dann gilt es, das Superwahljahr 2019 vorzubereiten.

 

Am spannendsten dürfte die Wahl des Oberbürgermeisters sein, die am 30. Juni 2019 stattfinden wird. Dass der Amtsinhaber Werner Spec wieder antritt, hat er schon bei seinem 60. Geburtstag ziemlich deutlich gemacht. In den vergangenen Monaten hat Spec auch erkennbar den Schulterschluss mit Freien Wählern und CDU in Sachen Autoverkehr und Stadtbahn gesucht. So wird wohl aus dieser Richtung kein Gegenkandidat gesucht: Der Freie-Wähler-Sprecher Reinhardt Weiss betont Spec’ Verdienste – will ihm aber etwa bei der kommenden Haushaltsdebatte durchaus auch widersprechen und die Ausgaben im Zaum halten.

Grüne und SPD wohl auf der Suche nach Kandidaten

Gegenwind droht dem Amtsinhaber eher von Grünen und SPD – beide Fraktionen sollen, wie zu hören ist, kräftig am Sondieren und Suchen sein, auch wenn das offiziell dementiert wird. Vor allem die Grünen sehen in ihren Reihen OB-geeignete Landes- und Kommunalpolitiker. „Man sollte mögliche Bewerber aber nicht vor der Zeit verbrauchen“, erklärt der Grünen-Fraktionschef Michael Vierling.

Mancher Rat denkt an Böblingen, wo es dem weitgehend unbekannten Grünen-Kandidaten Stefan Belz gelungen ist, den Amtsinhaber Wolfgang Lützner zu stürzen. Oder an Freiburg, wo der von der SPD unterstützte Martin Horn den Grünen-OB Dieter Salomon besiegt hat. Doch das Risiko im Kampf gegen einen Platzhirsch ist hoch: Ein OB-Wahlkampf kann gut 70 000 Euro und mehr für Wahlwerbung kosten, und Spec kann viele Erfolge für sich reklamieren. Und das Beispiel der Bürgermeisterwahl im kleinen Walheim zeigt, wie unberechenbar alles sein kann: Hier waren plötzlich drei namhafte Bewerber im Spiel, während es anderswo nur wenige gibt.

Übersichtlicher ist derweil die Wahl des Landrats, die im Herbst 2019 stattfinden soll. Anders als beim Ludwigsburger OB gibt es keine Volkswahl, sondern der Kreistag entscheidet. Spannung kommt allenfalls bei der Frage auf, ob Rainer Haas mit 62 Jahren erneut antritt oder nicht. Theoretisch könnte er noch einmal die vollen acht Jahre bis 2027 amtieren und wäre dann 71. Offiziell äußert er sich noch nicht – man rechnet mit Signalen bis zum Jahresende.

Der Landrat wird im Kreistag gewählt, nicht von den Bürgern

Doch wer beobachtet, mit wie viel Verve sich der Kreischef nicht nur in die Stadtbahnfrage stürzt, kann kaum einen Zweifel daran haben, dass Haas weitermachen will. Den umtriebigen 62-Jährigen kann sich jedenfalls kaum jemand nur als Frankreich- oder Italientouristen vorstellen.

Auch die Aufstellung der Listen für die Kommunalwahl läuft bereits an. Dabei werden die etablierten Parteien voraussichtlich Konkurrenz durch die AfD bekommen. „Wir sondieren gerade, ob wir Listen in Ludwigsburg und anderswo aufstellen“, erklärte deren Vize-Kreisvorsitzender Michael Mayer. Zumindest in der Barockstadt soll im Abgeordnetenbüro von Martin Hess rege Aktivität herrschen. Ob es auch für eine Liste zur Kreistagswahl reicht, sei zweifelhaft, wie Mayer erklärt: „Es hängt alles an geeigneten Kandidaten.“ Das Problem haben auch die anderen Parteien. Die Freien Wähler in Ludwigsburg erklären, dass ihre amtierenden Räte wieder antreten – und der eine oder andere spannende Neukandidat dazu komme. Die SPD will ihre Liste für den Gemeinderat im Februar aufstellen, die Grünen suchen ebenfalls nach bekannten Namen dafür.

Die Stadtbahn als Wahlkampfthema?

Die spannendste Personalie bleibt zurzeit jedenfalls die OB-Wahl – der eine oder andere Interessant soll durchaus schon angefragt haben. Doch dann stellt sich auch die Frage, ob mögliche Kandidaten besser als unabhängige Bewerber ins Rennen gehen als mit einem Parteiticket.

Das Stadtbahnthema könnte die Wahlkämpfe im Jahr 2019 weiter prägen. Aktuell müssen sich dazu Stadt und Landkreis zusammensetzen, um verloren gegangenes Vertrauen wieder zu erarbeiten und offene Fragen klären. Ob es zu einem Gipfeltreffen von Rainer Haas und Werner Spec dazu kommt, ist noch unklar.