G 9 bleibt weiterhin ein Modellversuch, deshalb wird der Schulausbau nicht finanziell gefördert.

Rutesheim - Wie sieht die Zukunft der Haupt- und Werkrealschule aus? Das ist die erste Frage, die Susanne Eisenmann (CDU), der baden-württembergischen Kultusministerin in Rutesheim gestellt wurde. Die Leonberger CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz hatte sie zu einer Rundfahrt mit dem Schwerpunkt Schulen in ihren Wahlkreis eingeladen.

 

In Rutesheim stellte sich die Ministerin den Fragen der Schüler, Eltern, Lehrer aus allen örtlichen Schulen und der Rathausspitze. Das Thema Hauptschule kam natürlich auf, weil sie an der örtlichen Theodor-Heuss-Schule vor dem Aus steht. „Dass sich immer weniger für die Hauptschule interessieren, hat diese Schulart nicht verdient“, sagte Susanne Eisenmann. Es sei ein Fehler gewesen, ihr vor einigen Jahren den Stempel einer „Restschule“ aufzudrücken. „Ich werde um jeden Standort kämpfen. Mit mir wird es keine Beerdigung dieser Schulart geben, sondern ich bekenne mich ausdrücklich zu den Haupt- und Werkrealschulen“, sagte die Ministerin.

„Grundlagenarbeit fürs Berufsleben“

Dieses auch deshalb, weil nach dem Leidensweg vieler Schulwechsler – „die nicht glücklich eingeschult wurden“, formulierte es die Ministerin diplomatisch – Schulen bestehen müssen, die diese in den Klassen 7 und 8 aufnehmen müssen. Klassen, die es nicht mehr geben würde, wenn die Haupt- und Werkrealschulen verschwinden. „Diese Schulart leistet gute Grundlagenarbeit für das Berufsleben“, sagte die Ministerin.

Den Einwand einer Mutter, die Arbeitgeber seien mit dem Niveau der Hauptschüler unzufrieden, ließ Sabine Kurtz so nicht stehen. „Was die Arbeitgeber gefordert haben, war nicht immer von Vorteil, so haben sie die Verkürzung des Gymnasiums und die Umgestaltung des Hochschulsystems gefordert, womit heute die meisten nicht glücklich sind“, gab sie zu bedenken.

„Um solche unglücklichen Einschulungen zu vermeiden, sollte vielleicht wieder die verbindliche Grundschulempfehlung eingeführt werden“, schlug Bürgermeister Dieter Hofmann vor. Da sei man dran, sagte die Ministerin. Diese müssen künftig den weiterführenden Schulen vorgelegt werden, die Entscheidung bleibe aber bei den Eltern. Wichtig sei, die Beratung zu verstärken und wenn sich das überarbeitete Verfahren auch nicht positiv auswirke, müsse es wohl noch einmal verbessert werden, erläuterte Susanne Eisenmann. Der Lehrermangel, besonders an den Grundschulen, gehe darauf zurück, dass eine große Pensionierungswelle bis 2020 außer Acht gelassen wurde, doch inzwischen seien die Ausbildungskapazitäten ausgeweitet worden. „Im September 2017 hatten wir 5100 offene Stellen, aber nicht genügend Anwärter“, sagte die Ministerin.

Wie geht’s weiter mit G 9?

Keine Hoffnung machte Eisenmann Bürgermeister Hofmann, dass die 43 verbliebenen G 9-Gymnasien aus dem Stadium eines Modellversuches genommen werden. „Was nicht flächendeckend ist, ist ein Versuch und bekommt keine Schulbauförderung, denn wir wollen sie nicht zum Magneten für die Schüler aus dem Umland machen“, argumentierte die Ministerin.