Die Filderstädter Baubürgermeisterin Susanne Schreiber wechselt in gleicher Position nach Herrenberg (Kreis Böblingen). Der dortige Gemeinderat hat sie mit großer Mehrheit gewählt. Was steckt hinter ihrem Entschluss?

Filderstadt - Susanne Schreiber ans Telefon zu bekommen, ist nicht leicht. Bereits um 8 Uhr entschuldigt sie sich per Mail. Sie sitze schon in einem Termin. Die Filderstädter Baubürgermeisterin ist eine gefragte Frau. Wie gefragt, hat sich am Dienstagabend gezeigt. Da hat der Herrenberger Gemeinderat sie mit 26 von 32 Stimmen zur neuen Beigeordneten fürs Dezernat für Stadtentwicklung, Bauen und Umwelt gewählt. Sprich: zur neuen Baubürgermeisterin. Susanne Schreiber verlässt Filderstadt.

 

Seit 1. April 2020 ist sie Erste Bürgermeisterin

Es war ein kurzes Intermezzo. Erst im Herbst 2018 war die Leiterin des Stadtplanungs- und Umweltamts Nürtingen zur Filderstädter Baubürgermeisterin gewählt worden, zum Jahreswechsel 2018/19 wechselte sie. Anfang 2020 hat der Gemeinderat sie dann zur Ersten Bürgermeisterin erkoren. Diese Stelle bekleidet sie seit dem 1. April.

Nun ist ihr Weggang besiegelt. In Filderstadt werde das mit gemischten Gefühlen aufgenommen. „Alle freuen sich für mich, und alle finden es schade“, sagt sie. „So geht es mir auch.“ Es sei keine Entscheidung gegen Filderstadt, sondern für Herrenberg, sagt sie bewusst neutral. Zwischen den Zeilen lesen kann man trotzdem. So lobt die Architektin den organisatorischen Zuschnitt des Dezernats, das sie bald leiten wird. Der Bereich Grundstücksverkehr und Liegenschaften sei dort angegliedert, „das ist ein ganz wichtiger Punkt in der Stadtentwicklung“, zudem hätten Klima und Klimaschutz eine eigene Stabsstelle. Beides ist in Filderstadt so nicht gegeben. Der OB Christoph Traub sagte gegenüber unserer Zeitung, er habe erst vergangene Woche von den Wechselplänen erfahren. Er sei „völlig überrascht“.

Künftig rund 200 Mitarbeiter unter sich

Auch der jetzige Baubürgermeister in Herrenberg, Tobias Meigel, kommt ursprünglich aus dem Filderstädter Rathaus, und auch er war auf seiner Position dort nicht lang geblieben. Von 2012 an war er der Leiter des Amtes für Stadtplanung gewesen und Ende 2014 in seinen aktuellen Job gewählt worden. Nun wechselt er in die Wirtschaft. Seine Amtszeit endet am 31. Mai. Wann Susanne Schreiber auf seinen Stuhl rücken wird, steht noch nicht fest. „Das Thema müssen die beiden Hauptämter besprechen“, sagt sie. Einen Umzug wird die Familie jedenfalls nicht stemmen müssen. Susanne Schreiber, ihr Mann und die drei Kinder leben in Reutlingen, „und wir bleiben auch dort, solange die Jüngste noch in der Schule ist“.

In Herrenberg wird sie künftig rund 200 Mitarbeiter unter sich haben. Für die Wahl des Ersten Bürgermeisters, die in derselben Sitzung anstand, hatte sie sich bewusst nicht aufstellen lassen. Der Finanzbürgermeister Stefan Metzing, der das Rennen gemacht hat, kenne sich in Herrenberg schlichtweg viel besser aus. „Ich mache jetzt erst mal meinen technischen Bereich flott.“ Bis zu ihrem Jobwechsel will sie aber volle Power in Filderstadt geben. „Das ist ja nicht so, dass wir hier den Löffel fallen lassen“, sagt Susanne Schreiber, die kommende Woche ihren 46. Geburtstag feiern wird. „Wir kämpfen bis zum Schluss.“ Es gibt viel zu tun. Noch vor dem Sommer steht etwa das Thema Innenstadtentwicklungskonzept an.