Als knallharter Kämpfer in der Arena großer Firmendeals gefällt sich der Anwalt Urs Blank (Moritz Bleibtreu). Aber in dieser Verfilmung des Romans von Martin Suter gerät seine Persönlichkeit außer Kontrolle.

Stuttgart - Gute Menschen, erzählte man früher den kleinen Kindlein, hätten einen Platz auf der Himmelsleiter sicher. Fiese Typen, scheint heute der gesellschaftliche Konsens zu lauten, kommen auf der Karriereleiter voran. Auf diesem Misstrauen beruht auch Stephan Ricks Verfilmung von Martin Suters Roman „Die dunkle Seite des Mondes“.

 

Moritz Bleibtreu spielt den taffen Wirtschaftsanwalt Urs Blank, dem man im Berufsleben nicht in die Quere kommen sollte. Aber hier bekommt er ein paar Erschütterungen hintereinander ab: ein Verhandlungsgegner bringt sich um, Blank entwickelt Gefühle für Lucille (Nora von Waldstätten), und er isst auf einer Party einen Pilz, den er vielleicht besser hätte liegen lassen. Der erhoffte Glücksrausch wird zum Dauerhorrortrip.

Mr. Hyde lebt

Denn nun hat Blank seine Aggressionen nicht mehr im Griff. Die Bestie in ihm will nicht länger Teil vom Ganzen, sie will das Ganze sein. Stephan Rick, Jahrgang 1974, der schon allerlei Krimis fürs Fernsehen inszeniert hat, darf also mit dem alten Motiv von Dr. Jekyll und Mr. Hyde spielen, den Wirtschaftskrimi mit dem Horrorfilm mischen. Darauf haben alle Beteiligten sichtlich Lust, zu viel Lust vielleicht.

Denn im Stolz, für die Verhältnisse deutscher TV-Produktionen, die ins Kino dürfen, richtig frech und genreschmuddelig zu sein, überdrehen die Filmemacher. Bleibtreus Figur schleudert aus aller Glaubwürdigkeit hinaus in die wenig ergiebige Karikatur. Ganz anders agiert da Jürgen Prochnow als Pius Ott, als zynischer Erfolgsmensch, der die Bestie in sich eisern im Griff hat, nicht, um sie wegzusperren, sondern, um sie optimal zu nutzen. Vor diesem Typen schauert es einen tatsächlich.

Die dunkle Seite des Mondes. Deutschland, Luxemburg 2015. Regie: Stephan Rick. Mit Moritz Bleibtreu, Jürgen Prochnow, Nora von Waldstätten. 98 Minuten. Ab 12 Jahren.