Eine meisterhafte Sammlung von Storys: In Sven Heucherts „Königen von Nichts“ steht kein Wort zuviel.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Es kommt schmal daher, schlicht, mit einem schicken Cover: Auf den ersten Blick könnte „Könige von Nichts“ ein Bändchen mit Lyrik sein. Stünde da nicht der Autor Sven Heuchert, der 2017 mit „Dunkels Gesetz“ in der Szene Furore gemacht und 2018 den Stuttgarter Krimipreis gewonnen hat.

 

Reduziert auf das unbedingt Notwendige

14 Miniaturen auf gut 110 Seiten hat Heuchert geschrieben, Storys von einer Knappheit und Präzision, wie man sie nur selten findet. In ihrer Reduzierung auf das unbedingt Notwendige erinnert Heucherts Prosa tatsächlich an Poesie. Doch seine Beobachtung vorzugsweise aus dem Milieu der einfachen Leute – in Amerika würde man von „White trash“ reden – hat so gar nichts Lyrisch-romantisches.

Sven Heuchert wirft Schlaglichter auf Menschen in der Psychiatrie, er erzählt von einem erfolglosen Boxer, der per „Punchdrunk“ k.o. geht und diesen wohligen Rausch genießt, er berichtet von Verlassenen und Hoffnungslosen. Und auch wenn es sich nicht um Kriminalliteratur im engeren Sinne handelt, schon gar nicht um gängige Whodunit-Stücke, spielen Verstöße gegen das Strafgesetzbuch natürlich eine Rolle: Vergewaltigung, Drogenmissbrauch, gewerbsmäßiger Einbruchdiebstahl – doch auch da ist Heuchert stets Erzähler, niemals Richter.

Dialekt trägt zur Atmosphäre bei

So umreißt der Autor mit einigen wenigen Worten oftmals erbarmenswürdige Lebenssituationen, ohne sich zynisch über seine Figuren zu erheben. Ein Gutteil der Atmosphäre macht auch der rheinische Dialekt aus („Krisse noch ne Stange?“), der die Geschichten erdet, ihnen aber keineswegs einen provinziellen Unterton gibt. „,Bin gleich brack‘, sagte ich“, heißt es da an einer Stelle. „Er nickte. ,Geht runter wie Öl das Zeug.‘“

So isses.

Sven Heuchert: Könige von Nichts, Storys, Hardcover, fadengeheftet, Bernstein-Verlag, 12,80 Euro