Sport: Heiko Hinrichsen (hh)


"Ein Torhüter muss Erfahrung sammeln", sagt Ulreich, "und das gelingt nur, wenn er spielt." Also ist der gebürtige Schorndorfer, der in der E-Jugend zum VfB kam, eine Stufe hinabgestiegen, als er vor zwei Jahren hinter Lehmann und Alexander Stolz kurzzeitig nur noch die Nummer drei war. Freiwillig hat sich Ulreich der zweiten Mannschaft des VfB angeschlossen, hat in der dritten Liga 36 Saisonspiele absolviert und auch der Clubführung mit seinen Leistungen imponiert.

Er spürt auch seine gewachsene Autorität innerhalb des Teams


Nun ist Ulreich drauf und dran, sich im Haifischbecken Bundesliga freizuschwimmen. Dabei spürt der 22-Jährige die gestiegenen Anforderungen und den wachsenden Druck. Gerade zu Saisonbeginn war das so, als es beim VfB überhaupt nicht lief und alles hinterfragt wurde. "Eigentlich bin ich ein Typ, der gut abschalten kann. Aber in schwierigen Zeiten denkst du schon mehr nach", erzählt Sven Ulreich, der seinen Akku bei langen Spaziergängen durchs Remstal mit dem Mischlingshund Speedy auflädt.

Doch neben der gestiegenen Verantwortung ("als ich 2008 im Tor stand, haben sich alle doch nur gedacht: ,Lass das den jungen Kerle mal so gut wie es geht machen") spürt Sven Ulreich auch seine gewachsene Autorität innerhalb des Teams. Das bekam in Kaiserslautern Khalid Boulahrouz zu spüren, den der Keeper kräftig an der Schulter packte, weil der Niederländer seine Position nicht gehalten hatte. Wie rau einem der Wind in der Bundesliga um die Ohren pfeifen kann, das hat Ulreich bereits selbst erfahren. Seinen ehemaligen Trainer Christian Gross stützte er bis zuletzt, obwohl der ihn als Bauernopfer missbraucht hatte.

Kurz vor seinem Abgang warf er seinem jungen Torwart öffentlich vor, "wenig Autorität" zu besitzen. Ärgerlich wird der 22-Jährige nur, wenn Torhüter ungleich bewertet werden. So habe man ihn nach dem Spiel in Wolfsburg kritisiert, erzählt Ulreich, weil er gegen Edin Dzeko beim 0:2 schlecht aussah: "Zwei Wochen später bekommt der Manu Neuer ein ähnliches Tor – und keiner sagt was."