Der SWR verfilmt das Leben von Erwin Rommel. Sein Sohn, Stuttgarts Ex-Oberbürgermeister, und seine Familie befürchten ein reißerisches Epos.

Stuttgart - Dem schwer kranken Manfred Rommel macht das Sprechen größte Mühe. Trotzdem hat er sich, da es wieder einmal um seinen Vater geht, jetzt zu Wort gemeldet: "Mir scheint, dass da ein Mann, der schon lange tot ist, nun entnazifiziert werden soll. Ich lege aber Wert darauf, dass die historischen Fakten stimmen." Das sagte er gegenüber der Stuttgarter Zeitung. Mit Kraftausdrücken wie "Emporkömmling" und "Naziverbrecher" werde man der Rolle des Generalfeldmarschalls Erwin Rommel in der NS-Zeit nicht gerecht. Sein Vater, nie Mitglied der NSDAP, sei tatsächlich ein Bewunderer Hitlers gewesen, habe sich dann aber von ihm abgewandt - und seine Mitwisserschaft am 20. Juli mit dem Leben bezahlt.

 

Worum es Manfred Rommel und seiner Familie geht, schildert seine Tochter Catherine: "Der Südwestrundfunk hat sich 2009 an uns gewandt und um Mitarbeit an einem geplanten Film über Erwin Rommel gebeten." Das Drehbuch sei mehrmals überarbeitet worden, habe zunächst drei Varianten erlebt - man habe es jedoch wiederholt abgelehnt, schließlich die ursprünglichen vier historischen Berater ausgetauscht. "Zwei Wochen vor Drehbeginn in diesem Frühjahr", so Catherine Rommel, "hat uns der Regisseur Niki Stein sein Drehbuch zukommen lassen, mittlerweile die sechste Version." Auch damit war die Familie nicht einverstanden.

Brief geschrieben

Manfred Rommels Ehefrau Liselotte begründet ihren Ärger, den sie seinerzeit dem SWR-Intendanten Peter Boudgoust in einem Brief dargelegt hat: "Mein Schwiegervater wird als Emporkömmling, als Hitlers Günstling und als Verbrecher hingestellt - das empfinden wir als beleidigend. Ausdrücklich", so Liselotte Rommel, "hatten wir den Intendanten darum gebeten, unsere Einwände vertraulich zu behandeln, wir wollten keinen öffentlichen Streit." Auf Initiative des Intendanten habe es danach ein Gespräch zwischen Catherine Rommel, dem Filmproduzenten und der SWR-Verantwortlichen Christine Strobl gegeben. Heute sagt Catherine Rommel: "Dieses Gespräch war nichtssagend, kein einziger, der Familie wichtiger Punkt sei zur Sprache gekommen." Stattdessen habe jemand - wer auch immer - den kritischen Brief der Familie einigen Medien zugespielt. Das werte die Familie als "Vertrauensbruch".

Zu denen, die diesen Brief und auch das aktuelle Drehbuch des Films besitzen, zählt der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher. Deutschlands einflussreichster Feuilletonist hält nun Manfred Rommel und seiner Familie vor, sie wollten mit ihrer Intervention "ihren Ahnherren auch gerne als das moralische Ausnahmetalent verkörpert sehen". Das jedoch, so Schirrmacher, "wäre nichts anderes als eine historische Manipulation". Man dürfe ihn "nicht nachträglich zu einem Protagonisten des Widerstands stilisieren". So sehen es auch der Drehbuchautor, der Regisseur und andere Beteiligte, die die Kritik einhellig zurückweisen.

Sehr differenziert

Catherine Rommel kontert: "Ich habe mich, gerade in der letzten Zeit, gemeinsam mit meinem Vater intensiv mit meinem Großvater auseinandergesetzt - und ich sehe ihn sehr differenziert. Wer meinen Vater und uns kennt, der weiß, dass wir eine unmilitärische Familie sind, wir betreiben keine Heldenverehrung." Manfred Rommels langes politisches Wirken sei von den bitteren Erfahrungen in der Nazizeit geprägt gewesen.

Sie selbst, so betont Rommels Tochter, sei es gewesen, die ihren Vater dazu gedrängt habe, trotz seiner schweren Parkinson-Erkrankung ein Buch über Erwin Rommel zu schreiben. Darin habe er 2010, herausgegeben vom Hohenheim Verlag, nach Jahrzehnten eigenen Nachdenkens und eigener Forschungsarbeit, die dramatischen und tragischen letzten Monate seines Vaters vom Sommer 1944 bis zu dem erzwungenen Selbstmord am 14.Oktober dargelegt. Mit dem, was der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher nun schreibe, wolle er "unsere Familie lächerlich machen".

Catherine Rommel sagt: "Erst hat man uns um unsere Mithilfe gebeten, jetzt führt man uns öffentlich vor." Trotzdem werde sie noch einmal das Gespräch suchen mit dem SWR-Intendanten, um klarzumachen, dass der Vertrauensbruch für die Familie schwer wiegt. Rechtliche Schritte habe man zu keiner Zeit erwogen. "Mein Vater ist müde geworden", sagt die Tochter. Und sie sagt: "Es gibt viele Filme über Erwin Rommel, gute und schlechte. Jetzt kommt halt ein weiterer hinzu."