Peter Boudgoust hat den SWR ruhig und stringent durch mancherlei Reformen geführt. Zum vorzeitigen Rücktritt hat ihn niemand gedrängt. Will er tatsächlich einfach Platz machen für frische Nachfolger?, fragt sich Tim Schleider.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Bei der CDU soll es ja Fälle von Freude und Genugtuung gegeben haben, als Angela Merkel Ende Oktober ihren Verzicht auf den Bundesvorsitz bekannt gab. Im SWR und in der Medienpolitik herrschte dagegen am Freitag allgemeines Erstaunen und Ratlosigkeit, nachdem der Intendant Peter Boudgoust seinen Rücktritt für Mitte 2019 angekündigt hatte, drei Jahre vor regulärem Ablauf seiner Amtszeit. Weder gab es Druck auf noch Klagen gegen ihn. Auch nach offenen oder schwelenden Skandalen im Sender sucht man vergebens – ganz im Gegenteil: Seit seinem Amtsantritt 2006 hat Boudgoust in erfreulichem Kontrast zu seinem spätbarocken Vorgänger Peter Voss den SWR ruhig, kommunikativ und stringent durch mancherlei Reformprozesse geführt.

 

Unter Boudgousts Führung sind die SWR-Programme an vielen Stellen besser geworden, hat der Sender trotzdem gespart, sind die Redaktionen auf die digitale Zukunft hin ausgerichtet worden. In der Medienpolitik hat er die Interessen der Öffentlich-Rechtlichen fest vertreten und das stete Gespräch mit Konkurrenten geführt. Nein, an mangelnden Leistungen kann das vorzeitige Ende nicht liegen. So zeigt Boudgoust vielmehr selbst am Laufbahnende noch Leistung: Er geht früher, um einem Nachfolger bei anstehenden Reformen mehr Spielraum zu bieten. Wenn das wirklich alles sein sollte - dann wäre auch das viel.