Der erste Tag des SWR-Sommerfestivals in Stuttgart brachte junge Popmusik auf den Schlossplatz. Tim Bendzko war dabei das bekannteste Gesicht.

Dass er wieder einmal kurz die Welt rettet – es versteht sich von selbst. Tim Bendzko, mittlerweile 37 Jahre alt, beherrscht aber auch den Wetterzauber: Eben noch fiel Regen auf den Schlossplatz, allmählich setzt die Sonne sich durch. Mehr als 1000 Zuschauer tummeln sich dort, nach Einschätzung des Veranstalters – möglich, dass einige sich früh von der feuchten Witterung vertreiben ließen.

 

Ehe Tim Bendzko die Bühne betritt spielt dort das Stuttgarter Duo Parallel, Francesco Caruso und Koray Cinar, dann die Sängerin Alice Merton, erfolgreich seit 2016, von schlimmen Gefühlszuständen geplagt in den vergangenen beiden Jahren. Sie singt davon, von ihrer Therapie, zur temporeichen Popmusik ihrer Band, zu wuchtigen Bassriffs und quietschig kurzen Einsätzen des Synthesizers. Merton verabschiedet sich, kehrt wieder: „Alright, Stuggi, ich habe das Wort Zugabe gehört!“

Ende der Pandemie vorweggenommen

Auch Tim Bendzkos Band hat die schnellen Nummern im Programm, abgelöst von Balladen, in denen der Sänger, einfach und wortreich zugleich, seine Gefühle laut werden lässt – „Ein bisschen was fürs Herz“, so kündigt er, später am Abend, sein Stück „Freier Fall“ an. Ganz zu Beginn des Konzertes jedoch singt er „Jetzt bin ich ja hier“, veröffentlicht wenige Monate vor dem ersten Lockdown, ein Lied, das das Ende der Pandemie damals auf seltsame Weise schon vorwegzunehmen schien: „Ihr wart auf Entzug, hier ist das Kokain.“

Der Sänger mit der markanten Stimme, deutlich geschult am Vorbild Xavier Naidoo, tanzt, mal mit Mikrofonständer, mal ohne, über die Stuttgarter Sommerbühne. Bei jenem Hit, der seine Karriere startete, vor mittlerweile elf Jahren, verzieht Tim Bendzko gequält die Miene – ja, es muss ein schweres Schicksal sein, immer wieder mal die Welt zu retten und sich nebenher noch ums Wetter zu kümmern. Eine große Lightshow fächert sich hinaus in die nun klare Stuttgarter Nacht, in die hinein Tim Bendzko tanzt, mit all seinen Fans.