Mahler, Schostakowitsch, Kurtág: Das SWR-Symphonieorchester hat seine Pläne für die Saison 2019/20 vorgestellt.

Stuttgart - Nein, „wir sind nicht Teodor Currentzis“, sagt Johannes Bultmann, der künstlerische Gesamtleiter der Klangkörper und Festivals beim Südwestrundfunk (SWR). „Wir“: Damit meint er das SWR-Symphonieorchester, das an diesem Dienstag sein Programm für die kommende Spielzeit veröffentlicht hat. Wobei Teodor Currentzis natürlich unbestritten ein Glücksfall für das Orchester sei – wie könnte man das auch anders sagen angesichts einer Kartennachfrage, die bei Currentzis-Abenden weit über die Region hinaus reicht. Seit dem Amtsantritt des charismatischen Griechen zu Beginn dieser Saison ist die Nachfrage von Veranstaltern im In- und Ausland weitaus größer, als sie das Orchester befriedigen kann. Schließlich ist dieses seit der Fusion der beiden SWR-Orchester 2016 auf jetzt 159 Musiker geschrumpft – aus zwei großen Orchestern ist ein übergroßes geworden, das mit seinen Personalressourcen nicht mehr so verschwenderisch umgehen kann wie ehedem.

 

Und dennoch: Nein, sagt Johannes Bultmann, „wir sind nicht Teodor Currentzis“. Dies, zugegeben, sei „ein schönes Luxusproblem“: „Teodor Currentzis ist großartig, aber das Orchester kann auch für sich bestehen.“ Die Identifikation des Publikums, könnte er ebenso gut sagen, ereignet sich auch über den Kontakt zu den Musikern. Über die fünf Kammermusikprojekte, bei denen sich wechselnde Instrumentalisten zusammenfinden. Über die vier Mittagskonzerte, bei denen sich in nächsten Saison unter anderen der Konzertmeister Christian Ostertag und das „SWR New Talent“, der Pianist Robert Neumann, vorstellen. Über die zahlreichen Musikvermittlungsprojekte, die etwa in der Spielzeit 2017/18 etwa 15 000 Menschen erreicht haben. „Es ist uns wichtig“, betont der Orchestermanager Felix Fischer, „dass wir eine möglichst breite Bevölkerung erreichen“, deshalb bringt das SWR-Symphonieorchester seine Mitglieder sogar in Alten- und Pflegeheime. Im Februar 2020 wird es mit seinem Chefdirigenten ein „experimentelles Konzert“ im Club Wizemann geben – mit Blick auf ein Publikum „von 18 bis 28“, das man durch die Kooperation mit dem SWR-Jugendradio Das Ding zu erreichen hofft. Außerdem gibt man erstmals ein Exklusivkonzert für Abonnenten, um diese treuen Besucher, von denen es in Freiburg und Stuttgart zurzeit etwa 4000 gibt, noch enger an sich zu binden.

Drei Abonnementskonzerte wird Teodor Currentzis dirigieren; sie kreisen um Gustav Mahler (neunte Sinfonie und Adagio aus der zehnten), Schostakowitsch (Cellokonzert mit dem Residenzkünstler Nicolas Altstaedt, Leningrader Sinfonie), Richard Strauss („Tod und Verklärung“) und streifen einmal auch den Komponisten, der 2019/20 besonders im Fokus des Orchesters steht: György Kurtág. Wieder wird es „Currentzis-Labs“, Überraschungszugaben und nächtliche Livesendungen aus dem Bix-Club geben. Weitere Dirigenten in der Liederhalle sind Christoph Eschenbach, Michael Schönwandt, Edo de Waart, Antonello Manacorda, Constantinos Carydis und Eliahu Inbal. Das SWR-Symphonieorchester wird wieder beim Eclat-Festival, in Donaueschingen und bei den Schwetzinger Festspielen auftreten. Und erstmals ist es bei den Pfingstfestspielen im Festspielhaus Baden-Baden das Residenzorchester. Nach den Berliner Philharmonikern bei den dortigen Osterfestspielen treten die Musiker aus Stuttgart und Freiburg damit in große Fußstapfen. Aber wachsen kann wohl nur, wer sich ab und an kräftig nach oben streckt.

An diesem Mittwoch beginnt der Vorverkauf für die Abonnements der Saison 2019/20. Informationen: www.swr.de/swrclassic/symphonieorchester