Aus zwei mach eins: Der Südwestrundfunk hat seine Pläne für die erste Saison des neuen SWR Symphonieorchesters vorgestellt

Stuttgart - Eigentlich ist alles gesagt. Schon im Juli 2015 hat das Trio der SWR-Orchestermanager – Reinhard Oechsler aus Freiburg, Felix Fischer aus Stuttgart, dazu an der Spitze der Fusions-Organisator Johannes Bultmann – Programmlinien und Künstler vorgestellt, welche die erste Spielzeit des neuen SWR Symphonieorchesters prägen sollen. Bei der Pressekonferenz am Mittwochmorgen ging es nur noch um Details und um die mittlerweile ausgefüllten Leerstellen bei der Besetzung einzelner Programme.

 

Von einer „Bandbreite, die so groß sein wird wie in kaum einem anderen Orchester“, sprach wiederholt Johannes Bultmann – womit er einerseits die Programmatik meinte (zeitgenössische Musik und Aufführungen in historischer Stilistik soll es weiterhin geben; „wir wollen“, so Bultmann, „programmatisch nicht beliebig werden“), andererseits aber auch die Auswahl der Dirigenten. Den Anfang mache man „ganz bewusst“ ohne einen Chefdirigenten, damit sich das Orchester „erst einmal ohne Zeitdruck menschlich und künstlerisch kennenlernen“ könne, und die ausgewählten Männer (ja, nur Männer) am Pult stünden für den Versuch, „stilistisch und altersmäßig eine möglichst große Bandbreite zu bieten“.

Aus 175 Musikern sollen 119 werden

31 Orchesterkonzerte wird das neue SWR Symphonieorchester 2016/17 bieten, darunter auch Auftritte in Mannheim (die dortige Reihe wird mit fünf Konzerten fortgeführt), Heidelberg, Ulm, Wiesloch und Aalen. Hinzu kommen 15 Kammerkonzerte. Kammermusik-Abende werden von den Instrumentalisten selbst künstlerisch gestaltet. Johannes Bultmann wies darauf hin, dass auch hier das Zusammenwachsen schon weit gediehen sei: In einem der Kammermusik-Konzerte spielten zwei Streichquartett-Formationen der beiden jetzigen Orchester je ein Stück – und fänden anschließend zum Oktett zusammen. Na, wenn das kein Zeichen ist!

175 Musiker befinden sich zum Start noch im großen Pool der Ausführenden; bis in „fünf bis zehn Jahren“ soll diese Zahl auf die Zielgröße von 119 Musikern geschrumpft sein- eine Anzahl, die, wie Bultmann betonte, den in Stuttgart ansässigen Klangkörper immer noch zum zweitgrößten Konzertorchester Deutschlands macht.

An 24 Tagen ist das Orchester in zwei Formationen unterwegs

In der Übergangszeit, in der manche Orchestergruppen schon Sollstärke erreichen, andere aber noch einen starken Überhang haben, werden teilweise zwei Gruppen des SWR Symphonieorchesters parallel beschäftig sein. So sind problemlos auch vier Residenzen einer Orchestergruppe in Freiburg möglich, in denen neue Werke einstudiert, Vermittlungs- und Schulprojekte betreut und die Vernetzung in der Stadt weiter gepflegt werden soll.

Das gilt auch für Stuttgart, wo das Orchester weiterhin mit der Bachakademie, mit der Konzertagentur Russ, der Kulturgemeinschaft und (beim Silvesterkonzert) neu auch mit dem Veranstalter Stuttgart Konzert zusammenarbeiten wird.

Gefragt, ob die Dienstpläne für die erste Spielzeit schon auf eine Durchmischung der Musiker aus Freiburg und Stuttgart abzielten, verwiesen Bultmann, Fischer und Oechsler auf zwei Sprecher der beiden Herkunfts-Orchester, die ebenfalls dabei waren. Diese wiederum betonten, dass sich die Musiker weiterhin selbst einteilten, dass aber allein pragmatische Gründe schon für eine allmähliche Durchmischung sorgten. „Alle Musiker“, so RSO-Orchestersprecher Christof Skupin, „haben ein Interesse daran zu spielen, und schon deshalb werden die beiden Gruppen rasch zusammenwachsen“. An 24 Tagen sei das Orchester in der kommenden Spielzeit in zwei Formationen unterwegs, und bei Tourneen nehme man, wenn Werke mit anspruchsvollen Solopartien auf dem Programm stünden, oft zwei Solospieler mit, die sich dann abwechseln könnten. Eine Luxus-Situation – noch.

Neue Marke: SWR Classics

Am Ende ging’s um eine neue Marke: Unter dem Label SWR Classics firmieren ab September Festivals, Chor, Orchester, Musikvermittlung und das Angebot im neuen Online-Portal swrclassic.de, das künftig für den Kartenverkauf ebenso zuständig sein wird wie für Konzertstreaming und Hintergrund-Informationen. „Wir machen“, so Bultmann stolz, „mit diesem Portal einen Riesenschritt in die digitale Welt.“ Dann dankte er seinen Kollegen noch dafür, „dass sie mich so gut aufgenommen haben“ und pries die „wunderbare Allianz“ des Manager-Trios derart, dass diese wirkte wie ein idealer Vorläufer der bevorstehenden Fusion. Auch da könnte es ja sein, dass sich Unterschiedliches befruchtet. Oder, mit Bultmanns Worten: „Die Mischung macht’s.“