Es ist eine Premiere: Zum ersten Mal entstehen die Werke für den Skulpturenrundweg „Köpfe am Korber Kopf“ direkt vor Ort – in einem Freiluftatelier.

Leserredaktion : Kathrin Zinser (zin)

Korb - Der Blick streift in die Weite, über die Weinberge und die Häuser im Tal hinweg bis zum Stuttgarter Fernsehturm am Horizont. Leise rauschen die Blätter im Wind, Vögel zwitschern – und werden plötzlich von Maschinenlärm übertönt: Auf der Berghäusle-Wiese am Korber Kopf erschaffen derzeit acht Bildhauer ihre Werke für den diesjährigen Skulpturenrundweg „Köpfe am Korber Kopf 13“.

 

Mit Hammer und Meißel bearbeitet Bernd Stöcker einen Felsbrocken aus Muschelkalk, der aus einem Steinbruch an der französischen Atlantikküste stammt. „Mir ist wichtig, dass der Stein Stein bleibt“, erklärt der Künstler. Ablagerungen von Muscheln und Schnecken befinden sich in seinem Werkstoff. Und auch der schlafende Kopf, den er in den rund eine Tonne schweren Stein schlägt, soll wie eine solche Ablagerung wirken. Seit gut einer Woche arbeitet Stöcker an der Skulptur – das entstehende Gesicht ist bereits deutlich erkennbar. „Der Stein ist nicht so hart, da kommt man schnell voran“, sagt der 66-Jährige. Aber: „Was weg ist, ist weg, das ist wie bei der Zeit, die vergeht.“ Deshalb müsse man präzise und konzentriert vorgehen, um nicht zu viel Muschelkalk zu entfernen. Stöcker verzichtet auf den Einsatz von Maschinen. „Sonst kann ich die Vögel nicht hören“, meint er. Der Bildhauer arbeitet ausschließlich im Freien – meistens in Niederbayern, wo er wohnt.

Die Gartenschau macht’s möglich

Der Korber Künstler Guido Messer hat ihn zum erstmals in dieser Form stattfindenden Bildhauer-Symposion auf den Korber Kopf eingeladen. Hier, im Freiluftatelier, können Interessierte knapp zehn Tage lang den Künstlern über die Schulter schauen und beobachten, wie deren Werke entstehen. Die Idee dazu hatten Guido und Ruth Messer schon vor einigen Jahren. „Aber man hat immer gesagt, es sei zu teuer“, sagt Guido Messer. Doch mit der Gartenschau kamen auch die finanziellen Mittel für das Projekt in die Gemeinde.

„Es ist unglaublich viel Arbeit“, berichtet Ruth Messer, die mit ihrem Mann und einigen weiteren Ehrenamtlichen das Symposion organisiert hat. „Ich glaube, es sind tausende von Mails, die wir im Vorfeld ausgetauscht haben.“ Die Auswahl der Teilnehmer, der Transport der Materialien, Versicherungsfragen sowie der Inhalt und die Gestaltung von Flyern und Infotafeln – um zahlreiche Dinge mussten sich die Organisatoren kümmern.

Nicht nur Profis am Werk

„Aber man bekommt auch viel Energie zurück“, sagt Ruth Messer und lobt die gute Zusammenarbeit mit der Korber Verwaltung. Vor rund einem Jahr hätten die Vorbereitungen begonnen, erzählt Guido Messer, der bei der Auswahl der Künstler darauf geachtet hat, dass „ganz verschiedene Leute, Techniken und Materialien“ darunter sind. „Da werden großartige Werke entstehen“, ist er sich sicher.

Etwa die Skulptur „Mit scharfem Blick“ von Thomas Putze. Er verwendet Schalungsmaterial von der Stuttgart-21-Baustelle, in das er unterschiedliche Linsen und UV-Filter einarbeitet, die dem Betrachter „verschieden gefärbte Blicke“ Richtung Stuttgart ermöglichen sollen. Er wolle sich damit nicht zum umstrittenen Bahnprojekt positionieren, betont Putze. Direkt neben seiner Skulptur steht eine große Eichhörnchen-Figur, Teil eines Beitrags der Kunstprofilklassen des Staufer-Gymnasiums in Waiblingen. „Das ist dermaßen cool“, sagt Putze, der es sehr inspirierend findet, dass zwischen den Profis auch kunstbegeisterte Kinder und Jugendliche etwas zu den Köpfen am Korber Kopf beisteuern. „Dieser Ort hier ist so wunderbar“, schwärmt der Bildhauer.

Eröffnung: Der Skulpturenrundweg „Köpfe am Korber Kopf 13“ wird an diesem Sonntag um 14 Uhr mit einem Festakt eröffnet. Bereits ab 12 Uhr gibt es einen Mittagstisch.