13 Kunstschaffende haben sich beim Bildhauertreffen in Berglen-Streich eine Woche lang kreativ den Zwängen und Beschränkungen der Pandemie gestellt. Das Interesse war so groß wie nie.

Bildhauer-Treffen - Ja, sie sei die ganze Woche lang allgegenwärtig gewesen, Corona, die Pandemie. Das sagte Michael Schützenberger am Sonntag gleich vorneweg während der Präsentation dessen, was 13 Künstler beim 6. Bildhauersymposium auf seinem Bauernhof mitten im Berglener Teilort Streich geschaffen haben. Präsent in Kopf, Arbeitsumfeld und Abstands- und Hygieneregeln für Besucher beim gewollt öffentlichen Schaffensprozess derer, die mit Stein, Metall, Holz oder auf der Leinwand hantieren. Und – Corona hier ironischerweise quasi als künstlerischer Glücksfall – beidseits sei der Andrang noch nie so groß gewesen im Kunstrefugium neben der Alten Kelter in der Streicher Alpenstraße.

 

Mehr Besucher als in den Jahren zuvor

14 Künstler hätten sich angemeldet, so viele wie nie, sagte Schützenberger, von denen trotz aller Widrigkeiten auch 13 tatsächlich mit dabei waren. „Und wir haben während der Symposiumswoche weitaus mehr Besucher gehabt als jemals zuvor.“ Allein am Samstag hätten sich 80 Interessenten die im Werden befindlichen Werke angeschaut.

Die ganze Woche über haben dort die Symposiumsteilnehmer an Arbeiten aus Sandstein, Holz oder Marmor gewerkelt oder an Texten und Gemälden. Geschafft wurde täglich von 10 bis 12 und von 14 bis 18 Uhr, und zum künstlerischen Sein gehören da traditionell auch die gemeinsamen Mahlzeiten und natürlich Gespräche unter Kunst schaffenden Kollegen nach Feierabend. Zu den regionalen Gästen Schützenbergers und seiner ebenfalls vielseitig künstlerisch aktiven Lebensgefährtin Doina Apostol gehörten beispielsweise der mit Sandstein arbeitende Lorenz Attinger aus Winterbach, der Holzbildhauer Albrecht Grosse aus Wendlingen oder die Winnenderin Carmen Hartmaier, die Marmor bearbeitet.

Dank an die verständnisvollen Nachbarn in Streich

Vor allem bei Nachbarn im so ziemlich kleinsten Teilort der Flächenkommune Berglen hat sich Schützenberger am Sonntag bei der Präsentation des binnen einer arbeits- und gesprächsintensiven Woche Geschaffenen bedankt. Schließlich sei es bei einer so engen Nachbarschaft durchaus eine gewisse Zumutung, wenn gut ein Dutzend Kreativer Lärm, Gestank und kleinere Massen an teils falsch parkenden Besuchern verursache.

Erstmals stand für das Kunsthappening auf dem Bildhauerhof auch die vor gut 150 Jahren gebaute und schon mit der Reblaus-Katastrophe Ende des 19. Jahrhunderts quasi auch durch eine Art Pandemie in der Pflanzenwelt arbeitslos gewordene alten Kelter zur Verfügung. Dort ist seit Kurzem der neu gegründete Verein Landstreicher aktiv, bei dem Nachbar Michael Schützenberger auch mit dabei ist.

„Ich bin einfach ein begeisterter Symposiant“, hatte der seit sieben Jahren in Streich ansässige Bildhauer schon bei vorigen Künstlertreffen betont. Insofern sei er diesmal ganz begeistert, dass unter den vielen Kunstkollegen nicht nur viele echte Profis wie Obstbaumspezialistin Ebba Kaynak oder Literat Rudolf Schmid mit von der Partie waren, sondern auch auch einige neue Gesichter, wie zum Beispiel der Jüngste in der kreativen Runde, Steinbildhauer Tim Hahn aus Aspach.

Berglens Bürgermeister Maximilian Friedrich würdigte das Künstlertreffen als einen Höhepunkt im Jahresverlauf. Kaum eine Gruppe sei von Corona so einschneidend betroffen wie die freischaffenden Künstler: „Dabei spiegeln Kunst und Kultur den Stand der Gesellschaft, oft gehen sie voran.“